Wahlkampf-Strategien 2013 – Das Hochamt der Demokratie
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114 Es bleibt ein Dilemma: Zitat: „Der Einstieg in eine gerechte Gesellschaft bedarf<br />
mehrerer Entscheidungen gleichzeitig.“ Der Satz illustriert die Lage <strong>der</strong> Linken.<br />
Einsteigen wollen sie irgendwie schon, aber Entscheidungen zu treffen und zwar<br />
mehrere und dann auch noch gleichzeitig, das überfor<strong>der</strong>t sie kolossal.<br />
Die Piraten<br />
Sie nutzen für ihr Programm bislang ein Wiki, das mit zahlreichen Unterpunkten<br />
nerdig-surrealistisch daherkommt. Ihr Programm illustriert einen gänzlich an<strong>der</strong>en<br />
Zugang zur Politik.<br />
Es wimmelt von Details bis zum transsexuellen Eichhörnchen.<br />
Es erzeugt ein Bild pragmatisch-utopischen Bastelns an zahllosen single issues.<br />
Es ist damit anschlussfähig an Rotgrün und zugleich unverträglich, weil es völlig<br />
auf ein überwölbendes Narrativ verzichtet. So entsteht ein Bild, als sei die Welt da<br />
draußen ein gigantischer Bastelkasten, <strong>der</strong> hier einen Bypass, da einen Patch, und<br />
drüben ein paar Zeilen Code braucht, um sie wie<strong>der</strong> in Schwung zu bringen. Gäbe<br />
es nicht die Personalbagatellen <strong>der</strong> Piraten, könnte man sie für das Ergebnis eines<br />
luziden Wachtraums von Niklas Luhmann halten. Es gibt kein Reset <strong>der</strong> Gesellschaft.<br />
<strong>Das</strong> ist das systemische Credo in ihren 320 For<strong>der</strong>ungen. Die Gesellschaft<br />
an vielen Baustellen simultan neu zu verdrahten, reicht aus für belebende Unruhe.<br />
Christoph Bieber hat Recht. Der Eintritt <strong>der</strong> Piraten in die politische Arena hat alle<br />
Parteien partizipativ ein bisschen piratisiert.<br />
Unterschätzen Sie nicht die Attraktivität des robusten Bastelns!<br />
Bradley Manning, Aaron Swartz, Edward Snowden und Julian Assange sind für die<br />
politische Generation <strong>der</strong> Piraten Ikonen wie für frühere Generationen Nelson<br />
Mandela, Angela Davis o<strong>der</strong> Che Guevara.<br />
Die Mobilisationskraft dieser neuen Formation wird unterschätzt und kann die<br />
Studie <strong>der</strong> Bertelsmannstiftung zur Wahlbeteiligung von einer gänzlich unerwarteten<br />
Ecke konterkarieren.<br />
Die Alternative für Deutschland<br />
Die AfD hat eine bedauerliche Karriere aufs Parkett gelegt. Die Leserforen <strong>der</strong> Welt,<br />
<strong>der</strong> FAZ, des Spiegel schwellen an zu einem Lobgesang des wild gewordenen Neobie<strong>der</strong>meiers.<br />
In ihrem Wahlprogramm schreiben sie: „Wir for<strong>der</strong>n eine geordnete Auflösung des<br />
Euro-Währungsgebietes. Deutschland braucht den Euro nicht. An<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n<br />
schadet <strong>der</strong> Euro.“<br />
Es geht ihnen nicht um eine Analyse. Es geht ihnen nicht um Politik Ihre For<strong>der</strong>ung<br />
läuft auf eine Paradoxie hinaus. Die Idee, den Prozess <strong>der</strong> Auflösung des<br />
Euros zum Gegenstand von jahrelangen Verhandlungen zu machen, bleibt theore-