Wahlkampf-Strategien 2013 – Das Hochamt der Demokratie
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104 Im Sinne <strong>der</strong> Machterhaltungsstrategie von Frau Merkel ist das alles perfekt und<br />
das einzige was ihr passieren kann ist, dass die Krise plötzlich chaotisch zurückkommt<br />
und dann sichtbar wird, dass sie vielleicht bisher nur Glück gehabt hat. Dann<br />
hat sie nicht die Zeit, wie bisher Interessengegensätze auszupendeln. Dann wäre<br />
sie zum Beispiel gezwungen, kurz vor <strong>der</strong> Wahl zu bekennen: Jetzt müssen wir ein<br />
Schuldenschnitt in Griechenland machen! Dann zeigt sich die Schwäche ihrer Strategie:<br />
Sie hat keine Argumentationsplattform aufgebaut, sie kann mit uns nicht<br />
inhaltlich diskutieren, sie kann nicht sagen, ‚Ich habe euch doch gesagt, da war<br />
ein Risiko, jetzt ist es halt soweit, da müssen wir jetzt durch!‘. Dann kommt sehr<br />
wahrscheinlich die große Stunde von Herrn Steinbrück.<br />
Wird Herr Steinbrück von den Medien demontiert?<br />
Meine Antwort ist: Ja schon, aber warum lässt er das zu? Ich komme noch mal auf<br />
die Eingangsüberlegungen: Wenn jemand die Macht will, dann fängt er doch nicht<br />
an zu jammern, weil er irgendwie schlecht behandelt wurde! Dann macht man was<br />
dagegen. Ich bin selber inzwischen nicht sicher, ob Steinbrück die Macht will. Und<br />
das ist etwas, was die Medien transportieren: Da muss ich nur eine halbe Minute<br />
im TV sehen, wie Frau Merkel neben einem Großmachtpolitiker o<strong>der</strong> zwischen 20<br />
dunkel gekleideten Männern steht und ich sehe, die will die Macht. Aber das hat<br />
sie auch schon gezeigt, als sie nicht Bundeskanzlerin war: Frau Merkel hat Herrn<br />
Kohl und Herrn Schäuble in einem Akt aus dem Weg geräumt, die hat sich was<br />
getraut. So etwas habe ich von Herrn Steinbrück noch nicht gesehen. Der Herr<br />
Steinbrück sagt: „Eine gewisse Spontanität lässt einem manchmal Worte aus dem<br />
Mund purzeln die man mit einer Zeitmaschine gerne wie<strong>der</strong> zurücknimmt.“ <strong>Das</strong><br />
ist nicht <strong>der</strong> Wille zur Macht. Da wird Unentschlossenheit spürbar. Ohne<br />
Entschlossenheit und ohne Geschlossenheit gewinnen Sie die Macht nicht.<br />
Muss Trittin im <strong>Wahlkampf</strong>-Bussi <strong>der</strong> Heute Show<br />
mitfahren (weil Niebel es auch gemacht hat)?<br />
Nein muss er nicht. Mehr noch: Er sollte nicht, vor allem weil es vorher Niebel<br />
gemacht hat. Ich habe ungläubig vor dem Fernseher gesessen und ein bisschen<br />
hysterisch gelacht und dann habe ich gemerkt, wie unangenehm mir dieses Lachen<br />
eigentlich ist. Fremdschämen bezogen auf Trittin und das Medium. Beide Seiten<br />
sind peinlich! In dem Fall haben sich auch die Journalisten ad absurdum geführt.<br />
Sie haben sich selber so sehr auf die Schippe genommen, das man sagen muss:<br />
Ja ok, wenn wir alle hier uns zum Affen machen im <strong>Wahlkampf</strong>-Bussi, warum soll