Wahlkampf-Strategien 2013 – Das Hochamt der Demokratie
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68 um das Amt des Bundeskanzlers Gelegenheit, ausführlich und in unmittelbarer<br />
Konfrontation zueinan<strong>der</strong> ihre Standpunkte zu zentralen Themenfel<strong>der</strong>n darzulegen.<br />
Den Fernsehzuschauern bieten sie Gelegenheit, sich einen unmittelbaren<br />
und vergleichenden Eindruck von beiden Spitzenkandidaten zu verschaffen. Wie<br />
keine an<strong>der</strong>e Sendung eignet sich dieses Duell auch dafür, die unmittelbaren Auswirkungen<br />
einer solchen Sendung auf den Entscheidungsprozess <strong>der</strong> Wähler empirisch<br />
verlässlich abzubilden. Infratest dimap hat alle vier zwischen 2002 und 2009<br />
durchgeführten Duelle vor den Bundestagswahlen im Auftrag <strong>der</strong> ARD empirisch<br />
begleitet. <strong>Das</strong> Studiendesign bestand aus einer repräsentativen Befragung kurz vor<br />
dem Duell sowie einer unmittelbar nach dem Ende <strong>der</strong> Diskussionssendung. Die<br />
Befragungsergebnisse wurden unmittelbar nach den Sendungen ausgewertet und<br />
in einer ebenfalls live ausgestrahlten Nachbetrachtung veröffentlicht.<br />
Die Befunde belegen, dass diese Sendungen zumindest kurzfristig die Bewertung <strong>der</strong><br />
Kandidaten verän<strong>der</strong>n und auch die Präferenz zu Gunsten <strong>der</strong> ein o<strong>der</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en<br />
Partei verän<strong>der</strong>n können. Dies war etwa 2005 <strong>der</strong> Fall. In Erinnerung blieb vor allem<br />
die Attacke gegen den „Professor aus Heidelberg“ und dessen auch in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
eher skeptisch bewerteten Steuerpläne. Nicht zuletzt damit entschied Schrö<strong>der</strong><br />
die mediale Auseinan<strong>der</strong>setzung mit Merkel klar zu seinen Gunsten <strong>–</strong> zumindest was<br />
die Fernsehzuschauer betraf 6 . So konnte er in dem Duell vor allem das Vertrauen<br />
bis dahin noch unentschiedener Wähler, vor allem Wählerinnen gewinnen.<br />
Für viele Beobachter war dieses Duell dann auch <strong>der</strong> „turning point“ dieser Wahl,<br />
<strong>der</strong> die SPD fast wie<strong>der</strong> auf Augenhöhe mit <strong>der</strong> Union brachte und die schon von<br />
vielen als sicher geglaubte<br />
schwarz-gelbe Mehrheit im<br />
Bundestag verhin<strong>der</strong>te. Der<br />
Eindruck dieses Duells war<br />
nicht zuletzt deshalb so<br />
nachhaltig, weil ihm kein<br />
Event vergleichbarer medialer<br />
Wirkung folgte <strong>–</strong> an<strong>der</strong>s<br />
übrigens als 2002, als<br />
Schrö<strong>der</strong> sein ziemlich verpatztes<br />
erstes Duell gegen<br />
Stoiber durch einen überzeugenden<br />
Auftritt bei<br />
einem zweiten Duell mehr als wett machen konnte. Auch <strong>2013</strong> wird es nur ein wie<strong>der</strong>um<br />
von vier TV-Anstalten live ausgestrahltes Duell geben, das für den o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
6<br />
Die unmittelbar nach dem Duell befragten politischen Experten kamen interessanterweise ebenso klar zu <strong>der</strong> gegentei -<br />
ligen Bewertung, Merkel hätte den besseren Eindruck hinterlassen.