journal Psychotherapeuten - Psychotherapeutenkammer NRW
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G. Mackenthun<br />
ben. Es ist ja erfreulich, wenn die Verhaltenstherapie<br />
jetzt aufgewacht ist und die<br />
Achtsamkeit für sich entdeckt, aber die<br />
übrigen Psychologien können davon nicht<br />
beeindruckt sein. Aufmerksamkeit für sich<br />
und andere gehörte doch immer schon zu<br />
den Grundtugenden eines Therapeuten.<br />
Schon die Definition der Autoren von Achtsamkeit<br />
kann nur Widerstand hervorrufen:<br />
Ich möchte keineswegs in jedem Augenblick<br />
meines täglichen Lebens präsent<br />
sein, vielmehr auch dösen, träumen und<br />
schlafen dürfen. Die „radikale Akzeptanz“<br />
des Patienten durch den Therapeuten<br />
scheint mir eine weitere nicht lebbare<br />
Haltung zu sein. Darf der Patient wirklich<br />
alles machen was er will? Als bedeutender<br />
Rückschritt wird sich erweisen, die Veränderung<br />
von Gedanken und Gefühle und<br />
ihre Überprüfung an der Realität als Therapieziel<br />
aufzugeben.<br />
Replik der Autoren<br />
Halko Weiss und Michael E. Harrer<br />
Die konkrete Umsetzung von Aufmerksamkeit<br />
in den therapeutischen Alltag ist<br />
trivial (wie so vieles in der Therapie). Achtsamkeit<br />
scheint kaum etwas anderes zu<br />
sein als nicht-ängstliche Aufmerksamkeit<br />
auf sich selbst und auf den Patienten. Die<br />
Autoren grenzen zudem gesunde Achtsamkeit<br />
nicht von pathologischer Selbstaufmerksamkeit<br />
wie beispielsweise in der<br />
Hypochondrie ab. Es ist gut und wichtig,<br />
Achtsamkeit zu thematisieren. Was stört<br />
ist die Diskrepanz zwischen dem bombastischen<br />
Auftritt und der relativen Trivialität<br />
eines wichtigen und allgemein bekannten<br />
Bestandteils von Psychotherapie.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. Gerald Mackenthun<br />
Grunewaldstr. 84<br />
10823 Berlin<br />
gerald.mackenthun@googlemail.com<br />
17. Psychotherapietage <strong>NRW</strong><br />
„Angst und Depression –<br />
zwei Seiten einer Medaille“<br />
Donnerstag, 28.10.2010 –<br />
Montag, 01.11.2010<br />
in Bad Salzuflen<br />
Die Psychotherapietage <strong>NRW</strong> bieten Ihnen<br />
eine interessante und sehr qualifizierte<br />
überregionale psychotherapeutische Fortund<br />
Weiterbildung. Neben dem Leitthema<br />
werden aktuelle Fragen der Psychotherapie<br />
interdisziplinär und im Dialog der<br />
therapeutischen Schulen in Vorträgen,<br />
Seminaren, Kursen und Arbeitsgruppen<br />
praxisnah aufgegriffen.<br />
Die Zertifizierung ist bei der Ärztekammer<br />
Westfalen-Lippe beantragt. Im letzten Jahr war<br />
unsere Veranstaltung mit bis zu 44 Punkten<br />
zertifiziert.<br />
Referenten:<br />
Vorträge: S. Bode, R. Bianchi,<br />
F. Leichsenring, J. Kruse, B. Wild<br />
Vorlesungen, Kurse und Arbeitsgruppen:<br />
F. Damhorst, U. Gast, J. Kruse, A. Möllering,<br />
Ch. Smolenski, S. Trautmann-Voigt, W. Tress,<br />
B. Voigt, W. Wöller u.a.<br />
Informationen und Anmeldung:<br />
Tagungsbüro Monika Pult,<br />
Postfach 22 12 80, 41435 Neuss<br />
Tel.: 02182/9108, Fax: 02182/69643,<br />
e-mail: hpult@t-online.de,<br />
internet: www.psychotherapietage-nrw.de<br />
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,<br />
wir möchten ausdrücklich die lebhafte<br />
Diskussion begrüßen, die unser Beitrag<br />
zur Achtsamkeit ausgelöst hat. In diesem<br />
Thema wird in der Tat die Auseinandersetzung<br />
zwischen sehr verschiedenen, ja<br />
sogar gegensätzlichen Konzepten der Psychotherapie<br />
deutlich. Wir bedauern, dass<br />
die notwendige kompakte Darstellung<br />
viele wichtige Aspekte außer Acht lassen<br />
musste.<br />
Zunächst stimmen wir mit jenen Beiträgen<br />
überein, die betonen, dass vieles, was als<br />
„neu“ in die Diskussion geworfen wird,<br />
schon lange Vorgänger in den psychoanalytischen,<br />
tiefenpsychologischen und humanistischen<br />
Traditionen hat. Genau das<br />
haben wir ja selbst hervorgehoben.<br />
Dennoch möchten wir auch den Willen<br />
zu veränderten Perspektiven – und die<br />
damit verbundenen wissenschaftlichen<br />
Beiträge zum Diskurs – in der Verhaltenstherapie<br />
würdigen. Sie repräsentiert einen<br />
wesentlichen Teil der akademischen und<br />
praktischen Psychotherapie und hat durch<br />
die Integration von Achtsamkeit einen Prozess<br />
angestoßen, der sie von früheren Beschränkungen<br />
befreien kann. Diesen Prozess<br />
möchten wir unterstützen und nicht<br />
brandmarken.<br />
Die Diskussion über das Prinzip der Achtsamkeit<br />
sollte aus unserer Sicht aber eben<br />
genau nicht für Streitigkeiten zwischen<br />
den Schulen missbraucht werden, sondern<br />
könnte zu einer neuen Sicht auf gemeinsame,<br />
„allgemeine“ Wirkprinzipien,<br />
aber auch zu feinen Differenzierungen und<br />
einem konstruktiven Austausch zwischen<br />
den Schulen führen.<br />
Wir stimmen jedoch nicht mit der Auffassung<br />
überein, dass es sich mit der Achtsamkeit<br />
lediglich um guten alten Wein in<br />
neuen Schläuchen handelt. Ihre ausgefeilte<br />
Konzeption ist sehr differenziert und<br />
sehr spezifisch. Dies sollte unser Aufsatz<br />
verdeutlichen. Insbesondere möchten wir<br />
jenen Beiträgen widersprechen, die Achtsamkeit<br />
mit Aufmerksamkeit gleichsetzen<br />
– oder gar mit Gebeten, oder sie „trivial“<br />
Hier könnte<br />
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<strong>Psychotherapeuten</strong>.<br />
<strong>Psychotherapeuten</strong><strong>journal</strong> 3/2010<br />
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