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journal Psychotherapeuten - Psychotherapeutenkammer NRW

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Ablenkung oder Grübeln? Bidirektionale<br />

Zusammenhänge zwischen kognitiven<br />

Copingstrategien und depressiven Symptomen<br />

bei Depressionspatienten<br />

Huffziger, S., Reinhard, I. &<br />

Kuehner, C. (2009). A Longitudinal<br />

Study of Rumination<br />

and Distraction in Formerly<br />

Depressed Inpatients and<br />

Community Controls. Journal<br />

of Abnormal Psychology, 118<br />

(4), 746-756.<br />

Ein klassischer Bestandteil<br />

der kognitiv-verhaltenstherapeutischen<br />

Behandlung von<br />

depressiven Störungen ist der<br />

Abbau der Grübelneigung der<br />

Patienten. Dabei wird Grübeln<br />

über depressive Symptome<br />

und deren Ursachen als ein<br />

zentraler Mechanismus für die<br />

Aufrechterhaltung depressiver<br />

Symptome gesehen, wobei<br />

letztere ihrerseits im Sinne eines<br />

Teufelskreismodells wiederum<br />

die Ruminationsneigung<br />

verstärken. Ablenkung als Verlagerung<br />

der Aufmerksamkeit<br />

auf angenehme oder neutrale<br />

Gedanken oder Tätigkeiten gilt<br />

hingegen als angemessene<br />

Bewältigungsstrategie für depressive<br />

Stimmungen. In experimentellen<br />

Designs konnte<br />

dieser Einfluss von Ablenkung<br />

und Grübeln auf depressive<br />

Symptome nachgewiesen<br />

werden, während klinische<br />

Studien bislang inkonsistente<br />

Ergebnisse brachten. Die Autoren<br />

gingen der Frage nach, ob<br />

sich im klinischen Setting auch<br />

wechselseitige Beziehungen<br />

zwischen Ablenkung bzw. Grübeln<br />

und depressiven Symptomen<br />

nachweisen lassen.<br />

Dazu wurden 82 ehemalige<br />

Patienten, die am Zentralinstitut<br />

für Seelische Gesundheit<br />

in Mannheim wegen Depression<br />

oder Dysthymie behandelt<br />

worden waren, 4 Wochen, 6<br />

<strong>Psychotherapeuten</strong><strong>journal</strong> 3/2010<br />

Monate und 3,5 Jahre nach<br />

Therapieende untersucht. Zum<br />

Zeitpunkt des Studienbeginns<br />

wurden mittels SKID 11% der<br />

ehemaligen Patienten als nicht<br />

remittiert, 11% als teilremittiert<br />

und 78% als vollremittiert eingestuft.<br />

Depressive Symptome<br />

sowie das Ausmaß an Grübeln<br />

und Ablenkung wurden zu jedem<br />

Untersuchungszeitpunkt<br />

mittels Fragebögen erfasst. Eine<br />

bzgl. Alter und Geschlecht<br />

vergleichbare gesunde Stichprobe<br />

diente als Kontrollgruppe.<br />

Folgende Ergebnisse werden<br />

diskutiert. Depressive Symptome<br />

waren in beiden Stichproben<br />

signifikante Prädiktoren<br />

für die Grübelneigung;<br />

Grübeln steigerte umgekehrt<br />

die depressiven Symptome<br />

ausschließlich in der Kontrollgruppe.<br />

Für die Patientengruppe<br />

galt ferner: Je mehr sie<br />

sich ablenkten, desto weniger<br />

ausgeprägt waren depressive<br />

Symptome zu einem späteren<br />

Untersuchungszeitpunkt. Den<br />

überraschenden Befund, dass<br />

die Grübelneigung der Patienten<br />

nicht wie erwartet mit<br />

einer Steigerung der depressiven<br />

Symptomatik einherging,<br />

deuten die Autoren unter Berücksichtigung<br />

der überwiegend<br />

massiv ausgeprägten<br />

Krankheitsvorgeschichte der<br />

untersuchten Patienten. Ihrer<br />

Meinung nach könnten die<br />

Ergebnisse darauf hindeuten,<br />

dass Grübeln bei höherer<br />

Krankheitsschwere seine Wirkung<br />

auf depressive Symptome<br />

verliert und zunehmend<br />

zum Korrelat der depressiven<br />

Symptomatik wird, die dann<br />

eher von autonomen neuro-<br />

Das Selbst<br />

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