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2011-01 | Frühjahr: TOP Magazin Dortmund

Die Themen dieser Ausgabe: • AUTO – NEUE CABRIOS FÜR DEN FRÜHLING • PARTY – RICCARDO DOPPIO ZU GAST IM ANTICA ROMA • SPORT– BOXEN GEGEN DEN BERUFSSTRESS

Die Themen dieser Ausgabe:
• AUTO – NEUE CABRIOS FÜR DEN FRÜHLING
• PARTY – RICCARDO DOPPIO ZU GAST IM ANTICA ROMA
• SPORT– BOXEN GEGEN DEN BERUFSSTRESS

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Kultur<br />

Nixen, auch als Undinen bekannt, tummeln<br />

sich viele in der Literatur. Bereits<br />

Theophrast berichtet über diese Wassergeister,<br />

die sich aus der Verbindung<br />

mit dem Menschen Befreiung erhoffen.<br />

So auch die Nixe Rusalka, die für ihre<br />

Liebe zu einem Prinzen ihr Leben als<br />

Wassergeist aufgeben will.<br />

Vor 110 Jahren wurde im <strong>Frühjahr</strong> Antonín<br />

Dvoráks Oper „Rusalka“ in Prag<br />

uraufgeführt. Sein „lyrisches Märchen“<br />

geht auf mehrere literarische Quellen<br />

zurück, vor allem aber auf die Erzählung<br />

„Undine“ von Friedrich Heinrich<br />

Karl Baron de la Motte Fouqué.<br />

Mit dem ersten Akt taucht der Betrachter<br />

unter Wasser – was man lediglich<br />

an der blau ausgeleuchteten Bühne bemerkt.<br />

Sie zieren allein mehrere silberne<br />

Säulen in der Mitte, die sich – was man<br />

erst im weiteren Verlauf der Handlung<br />

sieht – an der Wasseroberfläche fortsetzen.<br />

Ihre Funktion bleibt dem Zuschauer<br />

weitestgehend verborgen. Er sieht nur,<br />

dass die Darsteller sie hin und wieder<br />

zum Verstecken nutzen.<br />

Die Menschenwelt ist im Gegensatz zur<br />

Wasserwelt lichtdurchflutet und leuchtet<br />

gelb-rot. Die nicht gerade einfallsreiche<br />

Farbsymbolik des Bühnenbildes<br />

von Sanne Danz setzt sich in den recht<br />

hübschen Kostümen von Christine Mayer<br />

fort. Wenn Rusalka ihre Wasserwelt<br />

verlässt, ist sie in neutrales Weiß gekleidet<br />

– ebenso der Prinz am Ende, wenn<br />

er stirbt und Rusalka ihn in die Unendlichkeit<br />

zieht. Dann brechen beide Welten<br />

– Wasserwelt unten, Menschenwelt<br />

oben – auseinander. Die über gut zweieinhalb<br />

Stunden horizontal stets zweigeteilte<br />

Bühne fährt in der Mitte auseinander,<br />

gleißendes Scheinwerferlicht<br />

umfängt das unglückliche Liebespaar<br />

und der gerührte Zuschauer zückt ein<br />

Taschentuch.<br />

Text zum Mitlesen<br />

Tränen können einem bei der eher dürftigen<br />

Inszenierung durchaus kommen.<br />

Der deutsche Text klingt an vielen Stellen<br />

ziemlich dümmlich und frei nach<br />

dem Motto „Reim dich, oder ich fress‘<br />

dich“, was wahrscheinlich an der deutschen<br />

Übersetzung liegt. Den Text kann<br />

der Zuschauer auch mitlesen, obwohl<br />

die Oper auf Deutsch gesungen wird.<br />

Und leider ist das bei fast allen Sängerinnen<br />

und Sängern auch notwendig. Die<br />

Kultur einwandfreier Textartikulation<br />

scheint sich in <strong>Dortmund</strong> immer noch<br />

nicht durchgesetzt zu haben.<br />

Die Personenführung der Regisseurin<br />

lässt ebenfalls Wünsche offen. So ist<br />

Rusalka – stimmlich wie spielerisch<br />

vortrefflich besetzt mit Angela Bic –<br />

zunächst ein sehr sanftes, anrührendes<br />

Mädchen, das aber sehr genau<br />

weiß, was es will. Im zweiten Akt wird<br />

sie jedoch zur Furie, die mit Stühlen um<br />

sich wirft. Rusalka agiert jetzt wie ein<br />

Mensch – aber muss es so plakativ sein?<br />

Der schöne Prinz bleibt eher farblos. Zudem<br />

kämpft Craig Bermingham in seiner<br />

Rolle mit den Tönen, vor allem die Höhe<br />

ist recht flach, anscheinend ist der Tenor<br />

mit der Partie überfordert.<br />

Ansonsten sind die gesanglichen Leistungen<br />

recht gut. Susanne Schubert<br />

ist eine fremde Fürstin mit angenehmer,<br />

warmer Stimme und äußerlich ein<br />

Traum in Rot, gegen den Nixe Rusalka<br />

zwangsläufig verblassen muss. Gritt<br />

Gnauck gibt eine eher sympathische<br />

Hexe Jezibaba ab, mit mütterlichem,<br />

auch im Brustregister schlanken Mezzo.<br />

Publikumsliebling Bart Driessen<br />

brilliert als agiler, väterlich besorgter<br />

Wassermann – stimmlich stets perfekt<br />

und präsent.<br />

Die Leistung der <strong>Dortmund</strong>er Philharmoniker<br />

unter der Leitung von Lancelot<br />

Fuhry vermag nicht ganz zu überzeugen.<br />

Recht unpräzise kommt manche rasche<br />

Phrase daher, man vermisst oft den lyrischen<br />

Schmelz. Das Publikum quittiert<br />

die Opern-Premiere mit verhaltenem<br />

Applaus.<br />

Text: Martina Lode-Gerke<br />

Fotos: © Thomas M. Jauk/Stage Picture<br />

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