2011-01 | Frühjahr: TOP Magazin Dortmund
Die Themen dieser Ausgabe: • AUTO – NEUE CABRIOS FÜR DEN FRÜHLING • PARTY – RICCARDO DOPPIO ZU GAST IM ANTICA ROMA • SPORT– BOXEN GEGEN DEN BERUFSSTRESS
Die Themen dieser Ausgabe:
• AUTO – NEUE CABRIOS FÜR DEN FRÜHLING
• PARTY – RICCARDO DOPPIO ZU GAST IM ANTICA ROMA
• SPORT– BOXEN GEGEN DEN BERUFSSTRESS
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Kultur<br />
„DIE KLEINBÜRGERHOCHZEIT“ –<br />
EINE SAUSE MIT SAHNE<br />
Hochzeit ist, wenn die Schlagsahne tief fliegt und die Weingläser überlaufen – zumindest bei Regisseurin Charlotte Zilm, die für<br />
die Studiobühne im Schauspielhaus Brechts „Die Kleinbürgerhochzeit“ inszenierte, der in diesem Stück genüsslich menschliche<br />
Eigenschaften wie Missgunst und Derbheit „seziert“. Es ist absolut nichts Romantisches an dieser Hochzeit, dafür erlebt der<br />
Zuschauer sehr amüsante eineinhalb Stunden.<br />
Die Handlung ist einfach gestrickt: Jakob<br />
und Marie haben geheiratet und nun<br />
wird in der guten Stube kräftig gefeiert.<br />
Was als gesittetes Hochzeitsmahl beginnt,<br />
läuft mit zunehmendem Alkoholkonsum<br />
aus dem Ruder – bis die junge<br />
Welt der Brautleute im wahrsten Sinne<br />
des Wortes in Stücke fällt.<br />
In der <strong>Dortmund</strong>er Inszenierung sieht<br />
sich der Zuschauer zu Beginn einer Art<br />
Container gegenüber – „Big brother“ lässt<br />
grüßen – der sich schließlich öffnet wie<br />
ein Verkaufswagen auf dem Markt. Die<br />
Teilnehmer der Hochzeitsgesellschaft<br />
sitzen an einer langen Tafel, dem Publikum<br />
zugewandt. Der Zuschauer fühlt<br />
sich, als säße er auf der anderen Seite<br />
als Gast. Larissa Hartmann hat das Bühnenbild,<br />
das nach Willen der Regisseurin<br />
nach und nach in die Brüche geht, mit<br />
einfachen Mitteln ausgestattet, wie es<br />
eben einem jungen Haushalt zukommt.<br />
Nerviger Vater<br />
Charlotte Zilm zeichnet die Charaktere<br />
scharf, aber mit sehr viel Humor: Uwe<br />
Rohbeck ist ein stolzer aber nerviger<br />
Vater. Er langweilt die Gesellschaft mit<br />
endlosen alten Geschichten über Personen,<br />
die die Hochzeitsgesellschaft nicht<br />
kennt, wofür ihm seine Tochter (hübsch,<br />
mädchenhaft, aber durchaus wissend,<br />
was sie will: Bettina Lieder) den Mund<br />
mit Schlagsahne stopft. Mit der weißen<br />
Köstlichkeit aus der Sprühdose gehen<br />
die Darsteller übrigens sehr großzügig<br />
um – der Zuschauer sollte besser die<br />
erste Reihe meiden.<br />
Hilflos muss der nichtsnutzige Bräutigam<br />
(Christoph Jöde) mit ansehen, wie das<br />
von ihm gezimmerte Mobiliar zu Bruch<br />
geht. Melanie Lüninghöner ist eine ebenso<br />
missgünstige wie nach einigen Gläsern<br />
Wein herrlich ordinäre Freundin<br />
der Braut, bei der der Göttergatte (Jakob<br />
Schneider) nicht viel zu sagen hat. Der<br />
Freund des Bräutigams (Axel Holst) ist<br />
den Reizen der Braut nicht abgeneigt,<br />
und die Schwester der Braut (Luise Heyer)<br />
nutzt die erste sich bietende Gelegenheit,<br />
um mit dem „jungen Mann“ (Sebastian<br />
Graf) zu verschwinden.<br />
Was die Kostüme von Yvette Schuster<br />
betrifft, so sind diese schön spießig<br />
und haben bei den Wein-, Schlag -<br />
sahne- und Pudding-Orgien einiges<br />
auszuhalten. Eine herrliche und humorige<br />
Schweinerei!<br />
Text: Martina Lode-Gerke<br />
Fotos: Birgit Hupfeld<br />
Weitere Vorstellungen:<br />
13. März <strong>2<strong>01</strong>1</strong>, Karten: 0231-50 27 222<br />
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