AUDIO TEST Lautsprecher (Vorschau)
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Magazin<br />
Schallprojektoren arbeiten mit<br />
Reflexionen der Schallwellen von<br />
den Raumwänden<br />
des Außenohrs ändert sich auch das Spektrum des<br />
Klangs in bestimmten Frequenzen, den blauertschen<br />
Bändern, und wirkt dadurch wie ein richtungsabhängiger<br />
Filter. Das alles filtert das Gehirn und setzt diese<br />
äußeren Einflüsse in eine Richtungsinformation um.<br />
Das Wissen um diese Zusammenhänge wird in der<br />
Tontechnik beispielsweise eingesetzt, um bestimmte<br />
Ereignisse an unterschiedlichen Positionen im Schallfeld<br />
zu platzieren. Bei der Stereofonie kommt diese<br />
Anwendung der Psychoakustik durch den Einsatz<br />
von Phantomschallquellen und Tiefenstaffelung zum<br />
Tragen. Wir hören Signale aus der Mitte, obwohl sich<br />
dort kein zusätzlicher <strong>Lautsprecher</strong> befindet. Auf eben<br />
diese psychoakustischen Effekte stützt sich auch Virtual<br />
Surround in entsprechend erweiterter Form. Hier<br />
werden Phantomschallquellen erzeugt, welche sich<br />
über den gesamten Raum verteilen. Um dem Eindruck<br />
eines vollständigen 5.1-Systems möglichst nahe zu<br />
kommen, werden von den Entwicklern eine Reihe aufwendiger<br />
Testverfahren durchgeführt. Beispielsweise<br />
werden an einem künstlichen Torso, speziell im Ohrbereich,<br />
überall kleine Mikrofone befestigt, welche den<br />
einfallenden Schall und die Reflexionen messen. Die<br />
gewonnenen Daten werden dann von einem Computer<br />
ausgewertet und in einen Algorithmus umgesetzt, der<br />
das vom ursprünglichen 5.1-Setup entstandene Soundfeld<br />
ausschließlich mit Frontlautsprechern möglichst<br />
wirklichkeitsnah reproduzieren soll.<br />
Diese Reproduktion kann grundlegend auf zwei verschiedene<br />
Varianten reduziert werden. Frontsurround-<br />
Systeme auf 2.1-Basis arbeiten mit zwei Frontlautsprechern<br />
und einem Effektprozessor (DSP). Letzterer<br />
bereitet das ursprüngliche Surround-Eingangssignal<br />
mittels der errechneten Algorithmen auf. Schließlich<br />
wandelt es dieser DSP mittels Signalfaltung, gezielter<br />
Auslöschung bestimmter Klanganteile (Crosstalk<br />
Cancellation) und Anhebung von Frequenzen aus den<br />
eben schon erwähnten blauertschen Bändern in ein<br />
Stereo-Signal um, das ein Klangfeld mit Surroundeindruck<br />
erzeugt. Die zweite Variante sind Schallprojektoren.<br />
Diese haben zusätzlich zu den beiden Stereo-<br />
<strong>Lautsprecher</strong>n außerdem Treiber, die den Schall nach<br />
außen an die Seitenwände des Raumes abstrahlen.<br />
Über die Reflexion von den Wänden und eine ebenfalls<br />
von einem DSP errechnete Laufzeitverzögerung<br />
der Signale wird so die Illusion erzeugt, der Schall<br />
käme von hinten. Während die erste Variante meist<br />
nur mit Klang umhüllt, lassen Schallprojektoren<br />
je nach Gegebenheiten des Raums und Sitzposition<br />
tatsächlich auch konkrete Ereignisse an der Seite und<br />
hinter dem Zuhörer erscheinen. Bei einigen Modellen<br />
muss zunächst der Raum eingemessen werden, diese<br />
erzielen aber mitunter erstaunliche Ergebnisse in der<br />
Surround-Darstellung.<br />
Jedoch sind beide Techniken in ihren Möglichkeiten<br />
begrenzt und nur bedingt in der Lage, konkret lokalisierbare<br />
Schallereignisse zu erzeugen. Die Unterschiede<br />
in der menschlichen Anatomie, wie Ohrabstand<br />
und Beschaffenheit des Außenohrs, machen es zudem<br />
mit den genormten Testverfahren und den gemittelten<br />
Werten nahezu unmöglich, den Höreindruck für<br />
jeden gleich zu gestalten. Bei dieser Art der Surround-<br />
Darstellung ist es außerdem noch wichtiger im Sweet<br />
Spot zu sitzen, als in einer tatsächlichen 5.1-Umgebung.<br />
Durch die Berechnungen und Überlagerungen<br />
von Schallwellen kommt aus zudem oft zu Phasenverschiebungen,<br />
was mitunter störende Effekte erzeugt.<br />
So sind Virtual-Surround-Systeme nach wie vor stets<br />
nur ein Kompromiss zwischen Surround-Effekt und<br />
Platzersparnis, jedoch werden die Methoden und die<br />
zugehörige Technik ständig verbessert, sodass die<br />
Kompromissbereitschaft länger den Verzicht auf guten<br />
und vollen Klang erfordert.<br />
Frontsurround-Systeme können<br />
durch Signalfaltung Phantomschallquellen<br />
im Raum erzeugen<br />
Center Speaker (virtuell)<br />
Front-<strong>Lautsprecher</strong><br />
Subwoofer<br />
erzeugtes Schallfeld<br />
Surround Speaker (virtuell)<br />
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