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1 Klärung der Begriffe 1.1. Konfliktbereitschaft - Fachbereich ...

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„Die Ziele, zu <strong>der</strong>en Durchsetzung Zivilcourage aufgerufen ist, sind keine privaten, son<strong>der</strong>n<br />

sie orientieren sich am Gemeinwohl, am Recht und an <strong>der</strong> Moral. Zivilcourage darf nicht dazu<br />

dienen, eigene Interessen durchzusetzen.“ (Ostermann 1998, S. 3)<br />

Zivilcourage ist keine private Angelegenheit, wohl aber eine sehr persönliche. Persönlich,<br />

weil <strong>der</strong> unerschrockene Einsatz für eigene Überzeugungen, das Recht und die Gerechtigkeit<br />

mitunter zu Konflikten mit einem, zumindest scheinbar, (über-)mächtigen Gegenpart führen<br />

kann und somit jede/r mit eigenen Ängsten und Unsicherheiten konfrontiert wird:<br />

„Viele Bürgerinnen und Bürger würden sich gerne einmischen, statt wegzuschauen. Zum<br />

Beispiel am Arbeitsplatz, innerhalb <strong>der</strong> Hausgemeinschaft o<strong>der</strong> des Bekanntenkreises, in <strong>der</strong><br />

Gemeinde und Schule, in <strong>der</strong> politischen Partei o<strong>der</strong> Bürgerinitiative. Aber sie befürchten, ihr<br />

Protest könne ihnen Schaden. Aus Autoritätsangst heraus schweigen sie o<strong>der</strong> passen sich an;<br />

das macht sie unzufrieden und verletzt in ihrer Selbstachtung.“ (Singer 1997, S. 9)<br />

Zivilcouragiertes Verhalten als handlungsleitende Alltagsstrategie dient nicht nur <strong>der</strong><br />

Sicherheit und Gerechtigkeit in <strong>der</strong> Umwelt, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Achtung vor sich selbst.<br />

Zivilcourage ist zwar, zumindest primär, keine genuin Konflikt und Gewalt verhin<strong>der</strong>nde<br />

Handlungsstrategie, jedoch eine Strategie zur Vermeidung von Konflikt- und<br />

Gewalteskalation.<br />

Wer hilft, rettet und ergreift Partei und warum tun es viele nicht?<br />

Menschen neigen prinzipiell eher dazu sich Autoritäten und Mehrheiten anzupassen, ihnen zu<br />

gehorchen, als sich ihnen zu wi<strong>der</strong>setzten. Die Ursache hierfür sieht Erich Fromm in <strong>der</strong><br />

Tatsache, dass Folgsamkeit und Gehorsam einem Menschen Sicherheit und Anteil an <strong>der</strong><br />

Macht geben, <strong>der</strong> sie sich unterwerfen (vgl. Fromm1985).<br />

Dadurch entsteht das Gefühl von Stärke und Zugehörigkeit, und die Angst vor den Folgen<br />

und Fehlern des eigenen Handelns schwindet, da scheinbar eine höhere Instanz die<br />

Verantwortung für dieses Handeln übernimmt.<br />

Hingegen braucht man für angemessenen Ungehorsam o<strong>der</strong> das Auflehnen gegenüber einer<br />

Mehrheit den Mut, Verantwortung zu übernehmen, zu irren und zu sündigen und die<br />

Konsequenzen seines Handelns zu (er-)tragen (vgl. Ostermann1998, S. 7).<br />

Es ist nicht leicht zu beantworten welche Eigenschaften, Erlebnisse o<strong>der</strong> Umstände Menschen<br />

in <strong>der</strong> Angst halten o<strong>der</strong> sie mutig werden lassen.<br />

Zwei nie<strong>der</strong>ländische Wissenschaftler, die sich mit dem Phänomen und den Ursachen von<br />

zuweilen bedingungsloser Gehorsambereitschaft auseinan<strong>der</strong>setzten, analysierten und

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