1 KlÃ¤rung der Begriffe 1.1. Konfliktbereitschaft - Fachbereich ...

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160 Mit dem Lernen von Geboten und Verboten im Alter zwischen ca. 2 bis 4 Jahren entscheidet sich, ob Trotz und Ungehorsam schlicht und einfach nur gebrochen, oder mit viel Geduld und Verstand in freiwillige, reflektierte Leistung überführt werden. In der Kindheit „entsteht hier die tiefe Grundlage dafür, ob ein Mensch später ein gesundes Selbstbewusstsein, gesunden Eigenwillen und Zivilcourage besitzt, oder ob er Autoritäten gegenüber sich trotzig auflehnt, oder geringfügig anpasst, und damit bereits die Ansätze einer später zwanghaften Persönlichkeit erwirbt.“ (Riemann 1998, S. 132). Gesellschaftliche und individuelle Lernebenen Um Zivilcourage stärker als Tugend in der demokratischen, rechtstaatlichen Kultur und dem persönlichen Umfeld zu verankern, ist es wichtig bei der Betrachtung von Unrecht, im Großen und Kleinen, den Blick über Täter/-innen und Opfer hinaus auf die Helfer- und Retter/-innen zu richten, bzw. sich konstruktiv mit passiven Bystandern zu beschäftigen. Schulweiß kam bei seiner Forschung über Helfermenschen zu einer moralischen Forderung: „Weisheit, Glaube und Wahrheit nötigen uns, diese Taten der Gerechten in Erfahrung zu bringen, aufzuzeichnen und zu würdigen. In welchem Moralkodex steht, daß das Böse das Gute verdunkeln darf? Welche verderbte Logik bringt uns dazu, die Erinnerung an das Noble im Menschen auszulöschen, um die Erinnerung an seine Entartung zu bewahren? Wenn wir die verbrecherischen Schandtaten ausgraben, dürfen wir die Tugenden der Menschheit noch lange nicht begraben.“ (Schulweiß 1962 in: Fogelman 1995: 30) Über eine öffentliche Betrachtung, Würdigung und Diskussion kommt das Individuum aus der persönlichen Isolation. Die Herstellung von Öffentlichkeit und damit die Erfahrung von Gemeinsamkeit erweist sich immer wieder als Schlüssel zur Auflösung bedrohlicher Situationen. Dies gilt bei gewalttätigen Übergriffen in U-Bahnen, wie bei großen Bürgerrechtsbewegungen, z. B in der ehemaligen DDR. Gehen Einzelne an die Öffentlichkeit und kommunizieren ihre Positionen folgen zumeist viele, die im Verborgenen ähnliche Überzeugungen hegen. Diesen Schritt jedoch gegen eine bereits öffentliche Gruppenmehrheit als Erste/r zu wagen, löst häufig Ängste und Unsicherheiten aus. Über deren Thematisierung und den Austausch mit Anderen ist es jedoch möglich eine Auseinandersetzung mit sich zu führen, an deren Ende ein freieres und authentischeres Handeln und somit eine größere Selbstachtung und Selbstzufriedenheit steht.
161 Darüber hinaus muss der öffentliche Raum ein freier und sicherer Raum für alle Bürger/- innen sein. Für die Starken und Schwachen, für die Lauten und Leisen, „dafür hat jeder Bürger einzustehen.“ (Ostermann 1998, S. 12) Literatur Bastian, T.: Zivilcourage: von der Banalität des Guten. Rotbuch Verlag, Hamburg, 1996 Degen, R.: Der Folterknecht in jedermann. IN: Die Zeit 1998/ 38 Ernst, H.: Mut und Gewissen. Das Psychogramm der Judenretter. In: Psychologie Heute 1994/ 7 Fogelman, E.: „Wir waren keine Helden“. Lebensretter im Angesicht des Holocaust. Motive, Geschichten, Hintergründe. Frankfurt/M./New York, 1995 Fromm, E.: Über den Ungehorsam. München, 1985 Habermas, J.: Ziviler Ungehorsam - Testfall für den demokratischen Rechtsstaat. In: Glotz, P. (Hrsg.): Ziviler Ungehorsam im Rechtsstaat. Frankfurt/ M., 1983 Müller, W. (Bearb.): Das Fremdwörterbuch, Dudenverlag, Mannheim/ Wien/ Zürich, 1982 Ostermann, Ä.: Zivilcourage - eine demokratische Tugend. Test für die Demokratiefähigkeit einer Gesellschaft. In: HSFK - Standpunkte 1998/ 1 Riemann, F.: Grundformen der Angst. Eine tiefenpsychologische Studie. Ernst Reinhardt Verlag, München/ Basel, 1998 Singer, K.: Zivilcourage wagen. Wie man lernt sich einzumischen. Piper Verlag GmbH, München, 1997 Weiter Literaturempfehlungen
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