Tätigkeitsbericht - Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft

Mehr Studienanfänger
Und es gibt noch mehr Probleme. Dank
doppelter Abiturjahrgänge und des Wegfalls
der Wehrpflicht haben sich 2011 mit
knapp 500.000 Erstsemestern mehr junge
Leute als jemals zuvor an den deutschen
Hochschulen eingeschrieben. Doch der Präsident
des Stifterverbandes Arend Oetker
warnt: „Das nationale Rekordniveau der Zahl
der Studienanfänger darf nicht darüber hinwegtäuschen,
dass Deutschland mit seiner
Studienanfängerquote von 55 Prozent unter
allen OECD-Ländern auf einem hinteren
Rang platziert ist.“ Wichtig sei daher, den
engen Zusammenhang zwischen sozialer
Herkunft und Studienchancen zu überwinden,
meint Oetker.
Für den Stifterverband sind die frühen
Brüche in der Bildungskette eine besondere
Herausforderung, ist die Gemeinschaftsinitiative
der Wirtschaft doch nach ihrem
Selbstverständnis vor allem ein Partner der
Hochschulen. Der Markenkern ist über Jahrzehnte
gewachsen. Der Stifterverband wird
sich auch in den kommenden Jahren auf die
akademische Aus- und Weiterbildung konzentrieren.
Deshalb hat der Stifterverband nun erstmals
Handlungsfelder identifiziert und quantitative
Bildungsziele für den Hochschulbereich
im Jahr 2020 formuliert. So soll der
Anteil der ausländischen Absolventen auf
deutlich über 20 Prozent steigen, der Anteil
der ausländischen Studienanfänger soll sich
sogar verdoppeln. Die Quote der Migranten
unter den Studienanfängern soll auf 20 Prozent
anwachsen. Andere Ziele betreffen das
Ingenieurstudium und die Lehrerausbildung.
So soll die Zahl der Lehramtsstudienanfänger
in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik,
Informatik, Naturwissenschaften,
Technik) um ein Fünftel steigen. Und weil
auf neun Grundschullehrerinnen nur ein
Mann kommt, will der Stifterverband die
Männerquote unter den Studienanfängern
verdoppeln (lesen Sie mehr über die Bildungsziele
auf den folgenden Seiten). In einem
ersten Schritt investiert der Stifterverband
in diesem Jahr insgesamt 3,4 Millionen
Euro in drei Förderprogramme.
Die Fachkräfte-Initiative soll in Zeiten
schrumpfender Bevölkerungszahlen den akademischen
Fach kräftenachwuchs sichern;
die Lehrer-Initiative will die Ausbildung verbessern
und den Lehrerberuf attraktiver machen.
Die Bildungsregionen-Initiative stärkt
die Zusammenarbeit für Bildung und Zuwanderung
abseits der Metropolen.
Alle Förderprogramme der kommenden
Jahre werden die Hochschulen dabei unterstützen,
die Bildungsziele zu erreichen. Daneben
begleitet der Stifterverband die Debatte
um den Hochschulstandort Deutschland und
wird kontinuierlich prüfen, bewerten und
dokumentieren, wie Deutschland auf dem
Weg zur Bildungsrepublik vorankommt.
Das Ergebnis ist künftig jährlich nachzulesen
im „Monitor Hochschulbildung“. Diese
Analyse dient zudem als Grundlage dafür,
jedes Jahr eine „Hochschule des Jahres“ auszuzeichnen,
die sich um die Hochschulbildungsziele
des Stifterverbandes in herausragender
Weise verdient gemacht hat.
Im Jahr 2020 zieht der Stifterverband Bilanz.
Genau 100 Jahre nach seiner Gründung.
Das wird ein gutes Jahr. Wetten?
Stifterverband | Bericht 11-12
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