Wirtschaftswoche Ausgabe vom 18.08.2014 (Vorschau)
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Politik&Weltwirtschaft<br />
»<br />
Prozent. Eine Rezession, bei der das BIP<br />
in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen<br />
schrumpft, erwarten sie allerdings nicht.<br />
„Dazu müssten die Geld- und Fiskalpolitik<br />
stark auf die Bremse treten, was derzeit<br />
nicht abzusehen ist“, sagt Commerzbank-<br />
Ökonom Ralph Solveen.<br />
WEITERE LOCKERUNG<br />
Das Gegenteil ist der Fall. Die EZB hat die<br />
Zinsen im Juni erneut gesenkt und weitere<br />
geldpolitische Lockerungsmaßnahmen in<br />
Aussicht gestellt. Und in den meisten Euro-<br />
Ländern heißt es nach den Sparpaketen<br />
der vergangenen Jahre erst einmal durchatmen.<br />
Nachdem die Regierungen die<br />
staatlichen Haushaltsdefizite im vergangenen<br />
Jahr im Schnitt um 0,7 Prozentpunkte<br />
gesenkt haben, rechnen Beobachter für<br />
dieses Jahr mit einem Rückgang von nur<br />
noch 0,5 Prozentpunkten.<br />
Die Mehrheit der <strong>vom</strong> ifo Institut befragten<br />
Unternehmen (73 Prozent) hält daher<br />
vorerst an ihren Geschäftsplänen fest. Die<br />
Firmen hoffen, der Einbruch im zweiten<br />
Quartal werde sich als Delle erweisen und<br />
der Aufschwung danach weitergehen.<br />
Doch die Risiken, dass die deutsche Wirtschaft<br />
stärker an Fahrt verliert, steigen.<br />
n Das weltwirtschaftliche Umfeld trübt<br />
sich ein. China, in den vergangenen Jahren<br />
der wichtigste Treiber der Weltwirtschaft, ist<br />
mit dem Umbau seines Wirtschaftsmodells<br />
von der export- zur binnenorientierten Expansion<br />
beschäftigt. Offenbar ist die Regierung<br />
bereit, ein geringeres Wachstumstempo<br />
hinzunehmen und verzichtet auf groß<br />
angelegte Konjunkturprogramme. Experten<br />
rechnen damit, dass sich die Wachstumsrate<br />
der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt<br />
von 7,7 Prozent im vergangenen Jahr auf<br />
rund sieben Prozent in diesem zurückbildet.<br />
Shoppen in Leipzig Der private Konsum<br />
wird zur Stütze der deutschen Konjunktur<br />
Japans Wirtschaft, die drittgrößte der<br />
Welt, ist im zweiten Quartal als Folge<br />
der kräftigen Mehrwertsteuererhöhung<br />
um 1,7 Prozent gegenüber dem Vorquartal<br />
geschrumpft. Ein nachhaltiger Aufschwung<br />
ist nicht in Sicht, es mangelt an<br />
den dafür erforderlichen Strukturreformen.<br />
Unter der Schwäche Japans und<br />
Chinas leiden auch die südostasiatischen<br />
Länder, deren Handel stark mit beiden<br />
Ländern verflochten ist.<br />
In Lateinamerika bremsen die ökonomischen<br />
Schwergewichte Brasilien und Argentinien<br />
die Entwicklung. In Brasilien leidet<br />
die Wirtschaft unter der Hochzinspolitik<br />
zur Bekämpfung der Inflation, in Argentinien<br />
belastet die Aussicht auf einen sich<br />
abzeichnenden Staatsbankrott. Die Ökonomen<br />
der britisch-asiatischen Bank<br />
HSBC rechnen daher für Lateinamerika in<br />
diesem Jahr nur noch mit einem mickrigen<br />
Wachstum von 1,6 Prozent.<br />
Allein in den USA und Großbritannien<br />
wächst die Wirtschaft ordentlich. In den<br />
USA treibt nicht zuletzt die Reindustrialisierung<br />
durch die niedrigen Energiekosten<br />
die Wirtschaft an. Davon profitieren auch<br />
deutsche Unternehmen, die Amerika mit<br />
den Maschinen und Anlagen für die<br />
Wiederbelebung des industriellen Sektors<br />
beliefern (siehe Seite 38). Doch die robuste<br />
Konjunktur in den angelsächsischen Ländern<br />
allein reicht nicht, die Weltwirtschaft<br />
und damit die deutschen Exporte auf<br />
Touren zu bringen. So blieb das Plus der<br />
Ausfuhren aus Deutschland mit 2,4 Prozent<br />
im ersten Halbjahr 2014 deutlich<br />
Wie die Unternehmen auf den Wirtschaftseinbruch<br />
im zweiten Quartal reagieren<br />
Wie die Unternehmen die Aussichten für das<br />
zweite Halbjahr einschätzen<br />
Wir bauen Personal ab<br />
Wir fahren geplante<br />
Investitionen zurück<br />
Wir verzichten<br />
auf geplante<br />
Neueinstellungen<br />
13 %<br />
12 %<br />
9 %<br />
73 %<br />
Vorerst gar nicht,<br />
denn der Aufschwung<br />
bleibt intakt<br />
Die Aussichten…<br />
...werden sich<br />
verschlechtern<br />
Umfrage des ifo Instituts unter 464 Unternehmen aus Industrie, Bau,<br />
Handel und Dienstleistungen im Juli 2014, Mehrfachnennungen möglich<br />
16 % 16 %<br />
68 %<br />
...werden sich<br />
verbessern<br />
...bleiben gleich<br />
18 Nr. 34 18.8.2014 WirtschaftsWoche<br />
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