Wirtschaftswoche Ausgabe vom 18.08.2014 (Vorschau)
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Management&Erfolg<br />
Prost, auf die Zusammenarbeit Ungezwungen netzwerken auf der Venture Wiesn im<br />
Wirtshaus am Bavariapark in München<br />
VENTURE WIESN<br />
Janker statt Jackett<br />
Der berühmte Pitch vor Investoren, also<br />
die Kurzpräsentation der eigenen Geschäftsidee,<br />
bescherte schon so manchem<br />
Gründer schlaflose Nächte. Einmal im Jahr<br />
drehen Harald Siebenweiber und seine<br />
Mitstreiter den Spieß um: Auf der Venture<br />
Wiesn müssen Investoren in 90 Sekunden<br />
um die versammelten Gründer werben.<br />
Als zusätzliche Hürde halten die Macher<br />
noch Schilder mit bayrischen Begriffen wie<br />
gschert (unanständig) oder hamma ned<br />
(haben wir nicht) hoch, die die Geldgeber<br />
in ihren Vortrag einbauen müssen.<br />
Ganz so ernst wie andere Pitches darf<br />
man das natürlich nicht nehmen, doch<br />
auch hier geht es darum, Geldgeber und<br />
Gründer zusammenzubringen. „Wir wollen<br />
dafür aber eine möglichst spielerische<br />
Atmosphäre schaffen“, sagt Siebenweiber,<br />
Geschäftsführer <strong>vom</strong> Start-up Contigua,<br />
das die App 10stamps entwickelt hat, die<br />
Stempelkarten zum Sammeln von Treuepunkten<br />
aufs Smartphone bringt.<br />
Eigentlich wollte Siebenweiber 2011 gemeinsam<br />
mit anderen Gründern aus dem<br />
Entrepreneurship Center der Münchner<br />
Ludwig-Maximilians-Universität ein Sommerfest<br />
organisieren, daraus wurde jedoch<br />
eine Gründerveranstaltung beim Oktoberfest.<br />
Etwa 300 Teilnehmer kommen jedes<br />
Jahr, darunter Manager bekannter Geldgeber<br />
wie Seven Ventures oder Carsten<br />
Maschmeyers Investmentgesellschaft Alstin.<br />
Zum lockeren Ambiente trägt auch<br />
bei, dass die meisten Teilnehmer in<br />
Lederhose und Trachtenjanker statt Anzug<br />
oder Kapuzenpulli erscheinen. Anfangs<br />
standen noch leichte Abwandlungen<br />
populärer Wiesn-Sportarten auf dem<br />
Programm: Statt Maßkrugstemmen und<br />
Hau den Lukas gab es Finanzierung-<br />
Stemmen oder Schaff den Exit. Inzwischen<br />
wurde der Unterhaltungsteil zurückgefahren.<br />
„Wir wollten nicht so viel Programm,<br />
damit mehr Zeit für Gespräche<br />
bleibt“, sagt Siebenweiber.<br />
E-ENTREPRENEURSHIP<br />
FLYING CIRCUS<br />
Werbetour fürs<br />
Unternehmertum<br />
Vermutlich wird Tobias Kollmann Anfang<br />
Oktober wenig schlafen. Der Professor für<br />
BWL und Wirtschaftsinformatik von der<br />
Universität Duisburg-Essen tourt dann<br />
zwei Wochen durch die Republik – in einem<br />
Reisebus über Köln, Hamburg, Berlin,<br />
Dresden und Erlangen nach Stuttgart. Mit<br />
seinem „E-Entrepreneurship Flying Circus“<br />
will er an sechs Hochschulen haltmachen<br />
und Studenten fürs Gründen begeistern.<br />
Mit dabei: etwa 60 Unternehmer, Investoren,<br />
Politiker und Wissenschaftler. In<br />
Diskussionsrunden soll es darum gehen,<br />
warum es in Deutschland keine digitalen<br />
Konzerne wie Facebook oder Google gibt<br />
und vor allem: weshalb es sich gerade hier<br />
und heute lohnt, ein Internet-Start-up aufzubauen.<br />
Start-up-Touren durch einzelne Städte<br />
oder Regionen sind beliebt – auch die WirtschaftsWoche<br />
bietet eine Reise durch die<br />
Berliner Szene an (siehe Kasten Seite 66).<br />
Kollmanns Werbetour fürs Gründertum<br />
startet im Oktober und könnte zeitlich besser<br />
kaum passen: Das Bundesbildungsministerium<br />
hat das Wissenschaftsjahr 2014<br />
unter die Überschrift „Die digitale Gesellschaft“<br />
gestellt und fördert die Bustour.<br />
Doch Kollmann will nicht nur Studenten<br />
zu Gründern konvertieren, bevor sie eine<br />
klassische Konzernkarriere einschlagen. Er<br />
will auch, dass in Deutschland weitere<br />
Lehrstühle für E-Entrepreneurship entstehen,<br />
um das Fach an den Unis besser zu<br />
verankern. Würde das geschehen, wären<br />
lange Bustouren nicht mehr nötig.<br />
GRÜNDERPOKERN<br />
Gute Karten für<br />
Gründer<br />
Dass Philipp Maximilian Scharpenack diesen<br />
Sommer so viel zu tun hat, verdankt<br />
der Unternehmer seinen eigens organisierten<br />
Pokerrunden. Der Gründer baut derzeit<br />
das Start-up Suckit auf, das Longdrinks<br />
in kleinen Tütchen herstellt und vertreibt –<br />
Cocktails zum Selbsteinfrieren und Lutschen.<br />
Im Juni 2013 startete er mit der Idee<br />
– inzwischen sind die „Frozen Cocktails“ in<br />
200 Läden und im Netz erhältlich. Unterstützt<br />
wird er von Inga Koster und Marco<br />
Knauf, die in Bonn den Smoothiehersteller<br />
true fruits hochgezogen haben. Die drei<br />
lernten sich am Pokertisch kennen, genauer<br />
gesagt: beim Gründerpokern.<br />
Diese Veranstaltung findet mehrmals im<br />
Jahr in deutschen Großstädten statt. Das<br />
Konzept ist so simpel wie erfolgreich:<br />
Gründer lernen sich bei einem Pokerturnier<br />
kennen – zwischendurch gibt es ein<br />
Buffet und kalte Getränke, am Ende erhalten<br />
die besten Spieler Sachpreise.<br />
„Wir haben gemerkt, dass man bei den<br />
klassischen Networking-Veranstaltungen<br />
immer mit denselben Leuten herumsteht“,<br />
sagt Scharpenack, der das Gründerpokern<br />
zusammen mit dem Kölner Unternehmer<br />
Jackpot Beim Pokern Investoren treffen<br />
FOTOS: PR<br />
68 Nr. 34 18.8.2014 WirtschaftsWoche<br />
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