Wirtschaftswoche Ausgabe vom 18.08.2014 (Vorschau)
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
FOTO: PR<br />
Volle Hallen Die Veranstalter der Dmexco rechnen 2014 mit mehr als 30 000 Besuchern<br />
innerung, weil die Marke ihm Mehrwert<br />
bietet. Im Büro oder unterwegs hätte der<br />
Rezeptvorschlag keinen Sinn ergeben. Wer<br />
gerade im Auto unterwegs ist, bekommt<br />
statt des Rezeptvorschlags Hinweise auf<br />
aktuelle Angebote des nächsten Supermarkts.<br />
Und woher wissen die Unternehmen, ob<br />
ich in diesem Moment gerade unterwegs<br />
bin oder nicht?<br />
Muche: Ihr vernetztes Auto erhebt diese<br />
Daten. Der Hersteller kennt die Strecken,<br />
die Sie regelmäßig zurücklegen. Demnächst<br />
könnte er mithilfe von Sensoren sogar<br />
feststellen, wie viele Leute bei Ihnen<br />
mitfahren. Er weiß, an welcher Tankstelle<br />
Sie meistens Ihr Benzin zapfen.<br />
Schneider: Und diese Tankstelle könnte<br />
Ihnen dann einen Gutschein auf Ihr Handy<br />
schicken, wenn Sie gerade in der Nähe<br />
sind.<br />
Schön und gut, aber gerade in Deutschland<br />
ist die Skepsis über exzessives<br />
Datensammeln unter Verbrauchern doch<br />
sehr groß...<br />
Muche: Die Industrie ist nicht blauäugig.<br />
Auch wir wissen, dass nicht alle Hurra<br />
schreien, wenn es um Datenerfassung<br />
geht. Aber das Wissen über den Konsumenten<br />
bietet schließlich ein riesiges Potenzial,<br />
ihn perfekt anzusprechen.<br />
Schneider: Solange es mir nützt, gebe ich<br />
meine Daten gerne her – und da bin ich sicherlich<br />
nicht der Einzige. Heute Morgen<br />
zum Beispiel habe ich auf dem Weg zum<br />
Flughafen im Stau gestanden – und Google<br />
Maps hat mir sofort eine alternative Route<br />
ausgespuckt. Das konnte es nur, weil die<br />
Software meinen Standort erkannt hat und<br />
die aller anderen Nutzer. Ich war jedenfalls<br />
pünktlich am Flughafen.<br />
Muche: Diese Fülle an Informationen muss<br />
ausgewertet und so aufbereitet werden,<br />
dass die Unternehmen sie zu Marketingzwecken<br />
nutzen können. Da besteht ein<br />
riesiger Nachholbedarf. Derzeit tummeln<br />
sich immer mehr Teilnehmer am Markt, die<br />
genau diese Dienstleistung anbieten. Denn<br />
die wenigsten Unternehmen haben dazu<br />
selbst ausreichend Ressourcen.<br />
Das gilt sicherlich besonders für kleine<br />
und mittlere Betriebe, die schon an ihre<br />
Grenzen stoßen, wenn sie ihr Facebook-<br />
Profil aktuell halten sollen.<br />
Schneider: Ja, allerdings muss ein kleines<br />
Unternehmen nicht die ganze Klaviatur<br />
des digitalen Marketings bedienen. Mein<br />
Lieblingsitaliener schickt zum Beispiel einmal<br />
pro Woche seine Speisekarte per Facebook.<br />
Dann kann ich mich in Ruhe entscheiden,<br />
an welchem Tag ich dort zu Mittag<br />
esse. Das reicht.<br />
Bei Konzernen reicht das aber schon<br />
lange nicht mehr. Alleine bei der Fußballweltmeisterschaft<br />
in Brasilien wurden<br />
zusätzlich 1,5 Milliarden US-Dollar in den<br />
Werbemarkt gepumpt.<br />
Muche: Ohne die digitalen Kanäle wäre es<br />
wohl nur ein Drittel gewesen.<br />
DMEXCO<br />
Messe und<br />
Konferenz<br />
Am 10. und 11. September 2014 findet<br />
in Köln zum sechsten Mal die Dmexco<br />
statt. Die Veranstaltung zu digitalem Marketing<br />
ist Messe und Konferenz zugleich.<br />
Während mehr als 800 Aussteller aus<br />
aller Welt im Kölner Congress-Centrum<br />
Nord die neuesten Trends beispielsweise<br />
zum Suchmaschinenmarketing, dem<br />
mobilen Bezahlen oder aus dem Bereich<br />
E-Commerce präsentieren, sprechen<br />
Hochkaräter wie Philips-CEO Pieter Nota<br />
oder Buzzfeed Gründer Jonah Peretti<br />
auf der dazugehörigen Konferenz vor<br />
Interessierten. Die Themen der Redner<br />
reichen von: Welche Fähigkeiten braucht<br />
ein Chief Marketing Officer heute und<br />
morgen ? Bis zu: Wie funktioniert eigentlich<br />
gutes mobile Marketing? Der Eintritt<br />
sowohl zur Messe als auch zur<br />
Konferenz ist an beiden Veranstaltungstagen<br />
kostenlos.<br />
Schneider: Es geht aber nicht nur um<br />
hohe Budgets, sondern um pfiffige Ideen.<br />
Erinnern Sie sich an den Biss des Uruguayers<br />
Suarez gegen den italienischen<br />
Spieler?<br />
Ja.<br />
Schneider: Schon kurz nach dem Vorfall<br />
schickte Snickers ein Foto von einem<br />
angebissenen Riegel über Twitter. Darüber<br />
stand: Wenn du das nächste Mal hungrig<br />
bist, schnapp dir ein Snickers. Die Folge:<br />
48 000 Retweets. So funktioniert Marketing<br />
heute – schnell auf Ereignisse reagieren<br />
und den Dialog mit den Kunden suchen.<br />
Muche: Und vielleicht hat ja in ein paar<br />
Jahren jeder Zuschauer eine Datenbrille<br />
an seinem Stadionsitz, auf der er auch<br />
dort die Zeitlupe aus allen möglichen<br />
Perspektiven anschauen kann. Die Einstellungen<br />
könnten zum Beispiel von Coca-<br />
Cola gesponsert werden, und wenn ich<br />
auf einen Knopf drücke, serviert mir eine<br />
Bedienung oder vielleicht sogar ein Roboter<br />
kurz darauf ein Glas von der braunen<br />
Brause.<br />
Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass<br />
diese Innovationen nicht nur aus dem<br />
Silicon Valley, sondern aus Asien, Europa<br />
oder sogar aus Deutschland kommen?<br />
Schneider: Das Silicon Valley ist nach wie<br />
vor das Herzstück der Digitalisierung. Aber<br />
natürlich gibt es auch in Deutschland, Israel<br />
oder Indien digitale Ballungszentren<br />
und hochkarätige Veranstaltungen. Wir<br />
haben es mit der Dmexco ja auch geschafft,<br />
eine international anerkannte Messe auf<br />
dem Gebiet des digitalen Marketings in<br />
Deutschland zu etablieren.<br />
n<br />
kristin.schmidt@wiwo.de<br />
WirtschaftsWoche 18.8.2014 Nr. 34 71<br />
© Handelsblatt GmbH. Alle Rechte vorbehalten. Zum Erwerb weitergehender Rechte wenden Sie sich bitte an nutzungsrechte@vhb.de.