27 - SVG Koblenz
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Steuern und<br />
Versicherungen<br />
es nun wirklich zu der großen Entlastung,<br />
die uns die Bundesregierung verspricht?<br />
Anfang dieses Jahres wurde die<br />
Studie „Steuer- und Abgabenbelastung<br />
in Deutschland“ veröffentlicht.<br />
Darin werden das Konzept und die Vorteile<br />
der vom Karl-Bräuer-Institut neu<br />
entwickelten volkswirtschaftlichen Einkommensbelastungsquote<br />
dargelegt.<br />
Besonders aussagefähig ist diese<br />
Quote deshalb, weil sie zeigt, wie hoch<br />
die gesamtwirtschaftlich erzielten Einkommen<br />
mit Steuern und Abgaben belastet<br />
werden. Anhand dieser Quote<br />
kann die bisherige und die künftige Einkommensbelastung<br />
in Deutschland<br />
also zutreffend gemessen werden.<br />
Neue Daten<br />
Inzwischen liegen neue Daten vor,<br />
die Projektionen bis 2005 auf einer<br />
noch sichereren Grundlage ermöglichen.<br />
So sind jetzt insbesondere<br />
Ist-Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnungen für 1999 verfügbar.<br />
Sie weichen gegenüber den<br />
letzten Schätzungen zum Teil nicht<br />
unerheblich ab. Hinsichtlich der Abgabenbelastung<br />
ist dabei von besonderer<br />
Bedeutung, dass das Aufkommen aus<br />
Steuern und aus Sozialbeiträgen 1999<br />
deutlich höher ausfiel, als ursprünglich<br />
angenommen.<br />
Zugleich nahm das Volkseinkommen<br />
etwas langsamer zu als erwartet.<br />
Aufgrund dieser Abweichungen zwischen<br />
den erwarteten und den<br />
tatsächlichen Ist-Werten war die Einkommensbelastungsquote,<br />
bei der<br />
das Aufkommen aus Steuern und<br />
Sozialbeiträgen ins Verhältnis zum<br />
Volkseinkommen gesetzt wird, 1999<br />
letztlich um 0,7 Prozentpunkte höher<br />
als zunächst angenommen. Damit lag<br />
der Rekordwert des Vorjahres mit 56,8<br />
Prozent um 1,7 Prozentpunkte über<br />
dem bisherigen Rekord aus 1998 bzw.<br />
um mehr als 6 Prozentpunkte über<br />
dem Wert von 1990.<br />
Die Korrektur nach oben, die sich<br />
aufgrund der neuen Ist-Zahlen für das<br />
Jahr 1999 ergibt, wirkt sich – weil nun<br />
von der erhöhten Basis auszugehen ist<br />
– auch bei Fortschreibung der Belastungsquote<br />
für die Folgejahre aus. So<br />
zeichnet sich für die Einkommensbelastung<br />
im Jahr 2000 nunmehr ein Wert<br />
von 56,5 Prozent ab, was gegenüber<br />
dem Vorjahr – trotz der Steuersenkungen<br />
und der Reduzierung des Rentenversicherungsbeitrages<br />
zum Jahresanfang<br />
– lediglich einen Rückgang um<br />
0,3 Prozentpunkte bedeutet. Die Belastungsquote<br />
im Jahr 2000 dürfte aus<br />
derzeitiger Sicht somit also um 1,1 Prozentpunkte<br />
höher liegen, als es<br />
zunächst zu erwarten war.<br />
Da die ursprünglich für 2002 beschlossene<br />
Entlastung auf 2001 vorgezogen<br />
werden soll, ist für das kommende<br />
Jahr ein Rückgang der<br />
volkswirtschaftlichen Einkommensbelastungsquote<br />
auf 54,4 Prozent zu erwarten.<br />
2002 dürfte die Quote dann<br />
aber bereits wieder um 0,2 Prozentpunkte<br />
ansteigen. Auch 2003 droht<br />
trotz der geplanten Steuersenkung ein<br />
weiterer leichter Anstieg der Belastungsquote<br />
auf dann 54,7 Prozent.<br />
Hauptgrund: Das für 2003 vorgesehene<br />
Entlastungsvolumen reicht nicht<br />
aus, um den Anstieg des Steueraufkommens<br />
zu kompensieren, der sich<br />
vor allem aufgrund des progressiven<br />
Lohn- und Einkommensteuertarifs ergibt.<br />
Zum Vergleich: Gemäß der jüngsten<br />
Steuerschätzung steigt das Gesamtsteueraufkommen<br />
von 2002 auf<br />
2003 bei unverändertern Steuerrecht<br />
um rund 50 Milliarden Mark; demgegenüber<br />
werden die für 2003 erwarteten<br />
Steuermindereinnahmen in FoIge<br />
der beabsichtigten Steuersenkung auf<br />
nur 29 Mrd. Mark beziffert.<br />
Selbst 2005 keine Besserung<br />
in Sicht<br />
Der Belastungsdynamik, die dem<br />
Steuersystem weiterhin innewohnt,<br />
wird auch durch den geplanten Entlastungsschritt<br />
im Jahr 2005 nur unzureichend<br />
entgegengewirkt. So dürfte<br />
sich die Einkommensbelastungsquote<br />
auch 2005 immer noch auf nahezu 55<br />
Prozent belaufen. Damit läge sie noch<br />
fast auf dem gleichen Niveau wie 1998,<br />
dem letzten Jahr vor Beginn der „umfassendsten<br />
Steuersenkungen in der<br />
Geschichte der Bundesrepublik“, der<br />
sich die Bundesregierung rühmt. Dieser<br />
Befund mag insoweit verblüffen, als<br />
mit den absoluten Entlastungszahlen<br />
seitens der Bundesregierung hohe<br />
Erwartungen geweckt werden: „Die<br />
Steuerzahler werden im Zeitraum von<br />
1998 bis 2005 durch die Steuerreform<br />
2000, das bereits im letzten Jahr verabschiedete<br />
Steuerentlastungsgesetz<br />
1999/2000/2002, das Familienförderungsgesetz<br />
und weitere Reformmaßnahmen<br />
netto in einer Größenordnung<br />
von gut 93 Milliarden Mark nachhaltig<br />
entlastet.“<br />
➸<br />
Volkswirtschaftliche Einkommensbelastung<br />
Einkommens-<br />
Steuerlastquote Soziallastquote belastungsquote<br />
1960 29,1 % 12,4 % 41,5 %<br />
1970 30,5 % 15,0 % 45,6 %<br />
1980 33,5 % 20,0 % 53,5 %<br />
1990 30,3 % 20,4 % 50, 7 %<br />
1991 30,3 % 20,5 % 50,8 %<br />
1992 31,0 % 21,2 % 52,1 %<br />
1993 31,4 % 21,9 % 53,3 %<br />
1994 31,7 % 22,7 % 54,4 %<br />
1995 31,3 % 22,6 % 53,9 %<br />
1996 31,6 % 23,1 % 54,7 %<br />
1997 31,3 % 23,4 % 54,6 %<br />
1998 32,0 % 23,1 % 55,1 %<br />
1999 33,7 % 23,1 % 56,8 %<br />
2000 33,7 % 22,8 % 56,5 %<br />
Bei Umsetzung des beschlossenen „Steuersenkungsgesetzes“<br />
2001 32,0 % 22,4 % 54,4 %<br />
2002 32,6 % 22,0 % 54,6 %<br />
2003 32,8 % 21,9 % 54,7 %<br />
2004 33,5 % 21,8 % 55,3 %<br />
2005 33,0 % 21,8 % 54,8 %<br />
Quelle: Der Steuerzahler 9/00<br />
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