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Motorsport Magazin Ferrari - zum Erfolg verdammt (Vorschau)

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MYTHOS<br />

SCUDERIA<br />

FERRARI<br />

rme, überall ausgestreckte<br />

A<br />

Arme. Mikrofone, Fotoapparate,<br />

TV-Kameras. Für solche<br />

Momente wurde der Begriff<br />

Wuselfaktor erschaffen. Von<br />

erhöhter Position gleicht das<br />

Fahrerlager von Monza einem Ameisenhaufen.<br />

Nur dass die Königin in diesem Fall ein König ist.<br />

Vielleicht sogar ein Kaiser. So oder so steht er kurz<br />

vor dem Sturz. Nur preisgeben möchte er es zu<br />

diesem Zeitpunkt noch nicht. Presserunden mit<br />

Luca di Montezemolo hatten stets etwas von einer<br />

Audienz. Es gab keine Fragen. Der <strong>Ferrari</strong>-Häuptling<br />

hielt eher eine Ansprache, und zwar wann<br />

immer er wollte. Wer lauschen wollte, musste warten.<br />

Manchmal sehr lange.<br />

Es sollte der letzte offizielle Auftritt des Patriarchen<br />

an einer Rennstrecke sein. Ausgerechnet in Monza.<br />

Dem High-Speed-Mekka der Tifosi. »Nichts hält<br />

für die Ewigkeit«, sagt Ex-GP-Pilot David<br />

Coulthard. <strong>Ferrari</strong> muss sich verändern. Da war<br />

selbst der Alleinherrscher von Maranello nicht<br />

mehr sicher. »<strong>Ferrari</strong> möchte immer gewinnen.<br />

Für sie zählen nur WM-Titel«, weiß Mika Salo aus<br />

eigener Erfahrung. »Sie sind nicht zufrieden, bis<br />

sie das erreicht haben.« Die Scuderia lebt für den<br />

<strong>Erfolg</strong>. Für den di Montezemolo in den vergangenen<br />

23 Jahren sportlich wie wirtschaftlich mitverantwortlich<br />

zeichnete. »Er hat das grundsätzliche<br />

Schicksal von <strong>Ferrari</strong> in die Hand genommen,<br />

geprägt und <strong>Ferrari</strong> seinen Stellenwert gegeben«,<br />

sagt Christian Danner. »Das ist sein<br />

Lebenswerk.«<br />

Die Zeit eines der drei M‘s ist damit abgelaufen.<br />

An der Stelle von di Montezemolo müssen nun<br />

Präsident Sergio Marchionne und Teamchef<br />

Marco Mattiacci beweisen, dass sie das lahmende<br />

Pferdchen wieder <strong>zum</strong> Springen bringen können.<br />

»Ich kenne Marchionne nicht persönlich. Aber er<br />

ist eindeutig ein großer Geschäftsmann«, verrät<br />

Coulthard gegenüber <strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com.<br />

Die Aufgabe des neuen Big-Bosses ist für den<br />

Schotten klar umrissen: »Es geht darum, die besten<br />

Designer zu finden oder eine Generation neuer,<br />

junger Designer heranzuziehen. Es geht nicht ums<br />

Geld, es geht um die Menschen. Sie müssen das<br />

Geld für die richtigen Leute ausgeben, wenn sie<br />

große <strong>Erfolg</strong>e feiern wollen.« Hier kommt Fiat-<br />

Boss Marchionne ins Spiel. »Wenn man seine<br />

Arbeit ansieht, ist er sehr gut im Umgang mit<br />

Menschen«, sagt Johnny Herbert. »Hoffentlich<br />

kann er eine positive Struktur erschaffen, um wieder<br />

in die Situation zu gelangen, die Weltmeisterschaft<br />

zu gewinnen.«<br />

Marchionnes Fähigkeiten als Personal-Manager<br />

werden in Maranello definitiv gefragt sein. Schon<br />

in der Vergangenheit hieß es immer wieder, dass<br />

<strong>Ferrari</strong> »typisch italienisch« im Chaos versinke.<br />

Die großen <strong>Erfolg</strong>e zu Beginn dieses Jahrtausends<br />

verdankte die Scuderia dem Quartett Jean Todt,<br />

Ross Brawn, Rory Byrne und Michael Schumacher.<br />

Sie brachten das Team auf Vordermann, bildeten<br />

eine verschworene Gemeinschaft und etablierten<br />

eine professionelle Struktur. »Sie haben <strong>Ferrari</strong> für<br />

di Montezemolo <strong>zum</strong> <strong>Erfolg</strong> geführt«, bestätigt<br />

<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com-Experte Christian Danner.<br />

»Alles, was danach kam, war klassisches<br />

<strong>Ferrari</strong>-Management, wie wir es in der Ära vor<br />

Todt, Brawn und Schumacher gesehen haben.«<br />

Herbert verurteilt die italienische Mentalität dabei<br />

nicht per se <strong>zum</strong> Scheitern. »Ich sage nicht, dass<br />

die italienische Art nicht funktioniert«, betont der<br />

Brite. Aber es dauere eben lange, ein Topteam<br />

umzubauen. Selbst das Mercedes-Werksteam, das<br />

derzeit die Königsklasse scheinbar nach Belieben<br />

dominiert, benötigte vier Jahre Anlaufzeit. »Als<br />

BAR war das Team wirklich schlecht«, erinnert<br />

sich Herbert. »Es hat lange gedauert, bis alles<br />

zusammenkam. Jetzt sind sie auf dem Weg, die<br />

WM zu gewinnen. Sie haben die richtigen Zutaten,<br />

die richtigen Leute und den <strong>Erfolg</strong> auf der Strecke.«<br />

Mercedes ist im britischen Brackley beheimatet<br />

und erhält Unterstützung aus der Motorenschmiede<br />

in Brixworth und vom Mutterkonzern<br />

in Deutschland. »Ich sage nicht, dass man unbedingt<br />

eine britische Mentalität benötigt«, schwächt<br />

Herbert ab. Schließlich funktioniert diese auch<br />

FOTOS: ADRIVO/SUTTON, FERRARI<br />

24 www.<strong>Motorsport</strong>-<strong>Magazin</strong>.com

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