pdf-Drucker, Job 74 - Universität Bamberg
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wirtschaftliche Entwicklungen und Interessen beeinflußt. 87 Zudem sind die sozialen Kategorien<br />
bezüglich ihrer Bedeutung und Verwendung miteinander verwoben – so etwa in der<br />
Rede von ‚Fremden‘ und ‚AusländerInnen‘ – und führen zu Stigmatisierungen. 88 Für die<br />
Konstruktionsprozesse, in denen Fremdheit erzeugt wird, schlagen die Sozialwissenschaftlerinnen<br />
Ursula Birsl, Svenja Ottens und Katrin Sturhan (Zentrum für Europa- und Nordamerikastudien<br />
Göttingen) in Analogie zu „doing gender“ 89 die Formulierung „doing stranger“<br />
90 vor.<br />
Das ‚Alter‘ ist bisher als Kategorie in der Soziologie nur wenig in Frage gestellt<br />
worden. Auch bei ‚Alter‘ handelt es sich jedoch um eine Zuschreibung aufgrund bestimmter<br />
Kriterien und nicht um eine Beschreibung von ‚Natürlichem‘. In der modernen Alternsforschung<br />
wird ‚Alter‘ zwar als vielschichtiges Phänomen dargestellt, jedoch stets auf ‚das<br />
Alter‘ als Wirklichkeit zurückgeführt. Einzig Irmhild Saake bringt bisher konstruktivistische<br />
Vorstellungen in diese Disziplin ein. 91 Sie analysiert die Herstellungsprozesse der Kategorie<br />
‚Alter‘ und entwirft eine konstruktivistische Alternsforschung.<br />
Konstruktivistische Infragestellungen gibt es demnach zu verschiedenen sozialen<br />
Kategorien. Die für De- und Neukonstruktionen der Wirklichkeit wichtige und wünschenswerte<br />
Verschränkung dieser Diskurse findet allerdings erst in den letzten Jahren statt. ‚Alter‘<br />
ist als Kategorie bisher weder in der Gender-Forschung noch in der Migrationssoziologie<br />
rezipiert. Dies läßt sich einerseits damit begründen, daß die konstruktivistische Alternsforschung<br />
ein relativ junger Forschungszweig ist. Andererseits fehlt auch die gegenseitige<br />
Rezeption von konstruktivistischer Gender- und Migrationsforschung weitgehend, 92 so daß<br />
beide Forschungsbereiche weder der im Konstruktivismus selbst angelegten Interdisziplinarität,<br />
noch dem Aspekt, daß Menschen mehreren Kategorien angehören, gerecht werden. In<br />
vielen Arbeiten zu ‚Ethnie‘, ‚Kultur‘, ‚Fremdheit‘ und anderen sozialen Kategorien für MigrantInnen<br />
im sozialwissenschaftlichen Raum werden Frauen – ob als Einheimische oder<br />
als MigrantInnen – nicht sichtbar. ‚Geschlecht‘ wird weder als Analysekategorie verwendet,<br />
noch als Konstruktion hinterfragt. Umgekehrt werden die migrationssoziologischen Kategorien<br />
‚Kultur‘ und ‚Ethnie‘ immer noch nicht selbstverständlich in die Frauen- und Geschlechterforschung<br />
einbezogen.<br />
Arbeiten, in denen verschiedene Kategorien auch in ihrer Verschränkung analysiert<br />
werden, werden vor allem von feministisch arbeitenden Wissenschaftlerinnen vorgelegt.<br />
Die Konstruktion verschiedener Kategorien aus sozialwissenschaftlicher Sicht untersuchen<br />
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Kronsteiner, Ruth: Fremdheit konstruiert per Gesetz. Gedanken zur „AusländerInnen“gesetzgebung<br />
in Österreich, in: Miteinander lernen / Birlikte Örenelim (Hrsg.): Frauen im Fremdland. Bildungsarbeit,<br />
Beratung und Psychotherapie mit Migrantinnen, Wien 1995, 76-86.<br />
Siehe Bukow, Wolf-Dietrich: Feindbild: Minderheit. Ethnisierung und ihre Ziele, Opladen 1996;<br />
Kürat-Ahlers, Elçin: Das Stigma des Einwanderers. Über die Macht, Kultur und Abwehr in Einwanderungsprozessen,<br />
in: dies. (Hrsg.): Die multikulturelle Gesellschaft: Der Weg zur Gleichstellung?,<br />
Frankfurt am Main 2 1995, 41-93.<br />
Siehe Anm. 67 in diesem Kapitel.<br />
Birsl, Ursula; Ottens; Svenja, Sturhan, Katrin: Männlich-Weiblich Türkisch-Deutsch. Lebensverhältnisse<br />
und Orientierungen von Industriebeschäftigten, Opladen 1999, 68.<br />
Siehe Saake, Irmhild: Theorien über das Alter. Perspektiven einer konstruktivistischen Alternsforschung<br />
(Studien zur Sozialwissenschaft; Bd. 192), Opladen 1998.<br />
Vgl. Gümen, Sedef: Das Soziale des Geschlechts. Frauenforschung und die Kategorie ‚Ethnizität‘,<br />
in: Brigitte Kossek (Hrsg.): Gegen-Rassismen. Konstruktionen – Interaktionen – Interventionen<br />
(Argument Sonderband Neue Folge; Nr. 265), Hamburg; Berlin 1999, 220-241.