pdf-Drucker, Job 74 - Universität Bamberg
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pflegender Frauen – werden trotz vielfältiger Ergebnisse der Frauenforschung 123 häufig<br />
nicht behandelt oder aber trivialisiert. 124 Im Gegensatz dazu werden Konfliktsituationen der<br />
männlichen Normbiographie – wie Wehrdienst, Arbeit oder Eigentum – sehr ausführlich<br />
thematisiert. 125<br />
123<br />
124<br />
125<br />
Siehe Deutsche Forschungsgemeinschaft: Sozialwissenschaftliche Frauenforschung in der Bundesrepublik<br />
Deutschland. Bestandsaufnahme und forschungspolitische Konsequenzen, hrsg. von: Senatskommission<br />
für Frauenforschung, Berlin 1994; Brück, Brigitte; Kahlert, Heike; Krüll, Marianne<br />
u.a.: Feministische Soziologie. Eine Einführung, 2., erweiterte und überarbeitete Neuausgabe,<br />
Frankfurt am Main; New York 1997.<br />
Im Neuen Lexikon der christlichen Moral wird beispielsweise sexuelle Gewalt weder unter Sexualität<br />
noch unter Gewalt benannt (Siehe Rotter, Hans; Virt, Günter [Hrsg.]: Neues Lexikon der<br />
christlichen Moral, Innsbruck; Wien 1990). Auch im Handbuch der christlichen Ethik, das sich unter<br />
anderem mit den ethischen Strukturproblemen der Geschlechter beschäftigt, fehlt dieses Thema völlig<br />
(Siehe Hertz, Anselm; Korff, Wilhelm; Rendtorff, Trutz et al. [Hrsg.]: Handbuch der christlichen<br />
Ethik, Freiburg; Gütersloh 1982; aktualisierte Neuausgabe Freiburg; Basel; Wien 1993). Schockenhoff<br />
spricht von partnerschaftlicher Liebe, ohne die Rolle der Frau zu hinterfragen und diskriminierende<br />
Strukturen zu kritisieren (Siehe Schockenhoff, Eberhard: Ehe – nichteheliche Lebensgemeinschaften<br />
– Ehelosigkeit, in: Johannes Gründel [Hrsg.]: Leben aus christlicher Verantwortung. Ein<br />
Grundkurs der Moral; Bd. 3, Düsseldorf 1992, 31-49). Die Themen Mehrfachbelastung von Frauen<br />
oder Pflege Angehöriger sind weder in Hertz, Anselm; Korff, Wilhelm; Rendtorff, Trutz et<br />
al. (Hrsg.): Handbuch der christlichen Ethik, noch in Rotter, Hans; Virt, Günter (Hrsg.): Neues Lexikon<br />
der christlichen Moral, noch in dem von Johannes Gründel herausgegebenen Grundkurs der<br />
Moral zu finden (Siehe Gründel, Johannes [Hrsg.]: Leben aus christlicher Verantwortung. Ein<br />
Grundkurs der Moral; Bd. 1-3, Düsseldorf 1992).<br />
In neueren Veröffentlichungen greifen einzelne Ethiker Forschungsergebnisse der feministischen<br />
Ethik auf. Konrad Hilpert stellt neben anderen Positionen auch feministische Ansätze zu Biotechnologien<br />
vor (Hilpert, Konrad: Mensch und Technik: Biotechnologien und Menschenwürde, in:<br />
Hans-Joachim Höhn [Hrsg.]: Christliche Sozialethik interdisziplinär, Paderborn 1997, 239-261, hier<br />
256f.). Auch Josef Römelt greift Forschungen feministischer Theologinnen auf, wie z.B. zum<br />
Schuldbegriff (Römelt, Josef: Handbuch der Moraltheologie; Bd. 1, 155-157). Zudem thematisiert er<br />
bisherige Tabu-Themen, wie z.B. Gewalt in der Familie (Römelt, Josef: Freiheit, die mehr ist als<br />
Willkür. Christliche Ethik in zwischenmenschlicher Beziehung, Lebensgestaltung, Krankheit und<br />
Tod, Handbuch der Moraltheologie; Bd. 2, Regensburg 1997, 175-181).<br />
Die Rezeption feministischer Forschungsergebnisse in der Ethik beschränkt sich jedoch auf einzelne<br />
Ethiker und bleibt auf einzelne Themenbereiche bezogen. Eine durchgehende Berücksichtigung der<br />
Gender-Perspektive als relevant für die gesamte Ethik fehlt nach wie vor.<br />
Zum Thema Wehrdienst siehe z.B. Engelhardt, Paulus: Die Friedenspflicht zwischen Wehrdienst<br />
und Wehrdienstverweigerung in: Anselm Hertz; Wilhelm Korff; Trutz Rendtorff et al. (Hrsg.):<br />
Handbuch der christlichen Ethik, Bd. 3, 454-477 oder Wolkinger, Alois: Wehrdienst in: Hans Rotter;<br />
Günter Virt (Hrsg.): Neues Lexikon der christlichen Moral, 853-857.<br />
Die Themen Arbeit und Eigentum werden zwar scheinbar geschlechtsneutral besprochen und sind<br />
damit zunächst für Männer und Frauen gültig. Tatsächlich aber wird die Situation von Frauen nicht<br />
behandelt, geschweige denn die traditionelle Rollenverteilung oder strukturelle Diskriminierung kritisiert.<br />
Siehe z.B. Kerber, Walter: Arbeit und Arbeitslosigkeit, in: Johannes Gründel (Hrsg.): Leben<br />
aus christlicher Verantwortung. Ein Grundkurs der Moral; Bd. 2, Düsseldorf 1992, 70-81; sowie<br />
Roos, Lothar: Eigentum und Eigentumsordnung, in: ebd., 82-94. Kerber spricht zwar allgemein vom<br />
Recht der Frau auf Arbeit, geht aber nicht näher auf die komplexen Zusammenhänge ein, die den<br />
Bereich Arbeit für Frauen prägen. Die traditionelle Gleichsetzung von Arbeit und Erwerbsarbeit<br />
stellt er nicht in Frage. Für Frauen besteht die ethische Brisanz des Themas Arbeit und Arbeitslosigkeit<br />
darin, daß sie in der Regel für Haushalt und Kindererziehung allein zuständig sind, sowie darin,<br />
daß Frauenerwerbsarbeit niedriger bezahlt wird als Erwerbsarbeit von Männern. Roos spricht zwar<br />
die ungleiche Verteilung des Eigentums zwischen verschiedenen Erdteilen an, übersieht aber, daß<br />
Frauen in praktisch allen Ländern der Erde über weniger Eigentum verfügen können als Männer<br />
bzw. oft gar kein Eigentum haben.