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pdf-Drucker, Job 74 - Universität Bamberg

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Richtungen beeinflussen das Konzept einer kontextuellen feministischen christlichtheologischen<br />

Ethik in Deutschland, welches dieser Arbeit zugrundeliegt.<br />

Wissenschaftliche Ethik als Disziplin der Philosophie 101 und der christlichen Theologie<br />

102 hat das Ethos, 103 das in einer Gemeinschaft gilt, im Blick. Sie reflektiert die alltäglichen<br />

akzeptierten Verhaltensnormen, Einstellungen, Werte, Gewohnheiten sowie die Auffassungen,<br />

die Einzelpersonen und Gruppen davon haben, was richtig und gut ist. Im Anschluß<br />

an Platon und Aristoteles 104 umfaßt der Gegenstand der Ethik traditionell allgemeine<br />

Gerechtigkeit und individuelles Glück. Platon und Aristoteles verstehen beide Bereiche in<br />

Harmonie miteinander, was mit einer engen Zusammengehörigkeit von Individuum und<br />

Gemeinschaft im antiken Denken korrespondiert. Im Zuge der neuzeitlichen Veränderungen<br />

der Gesellschaftsstruktur, der Individualisierung und Modernisierung sowie der Trennung<br />

von öffentlicher und privater Sphäre 105 werden die Bereiche der Ethik in der Philosophie<br />

jedoch deutlicher voneinander unterschieden. 106 Zeitgenössische universalistische Moraltheorien<br />

etwa akzeptieren lediglich Fragen der Gerechtigkeit, während solche, die das gute<br />

Leben betreffen, ausschließlich im privaten Bereich angesiedelt und nicht mehr als ethisch<br />

relevant angesehen werden. Diese Reduzierung wird von anderen EthikerInnen kritisiert. 107<br />

101<br />

102<br />

103<br />

104<br />

105<br />

106<br />

107<br />

Siehe zu den Grundlagen der Ethik als einer philosophischen Disziplin Pieper, Annemarie: Einführung<br />

in die Ethik, 4., überarbeitete und aktualisierte Auflage, Tübingen; Basel 2000. Einen Überblick<br />

über verschiedene Themenfelder der angewandten philosophischen Ethik gibt: Nida-Rümelin,<br />

Julian (Hrsg.): Angewandte Ethik. Die Bereichsethiken und ihre theoretische Fundierung. Ein<br />

Handbuch, Stuttgart 1996.<br />

Ein ausführlicher Überblick über die theologische Ethik findet sich in Furger, Franz: Christliche<br />

Sozialethik in pluraler Gesellschaft (ICS-Schriften; Bd. 38), posthum hrsg. von: Marianne Heimbach-Steins;<br />

Andreas Lienkamp; Joachim Wiemeyer, Münster 1997, 1-73; Lesch liefert einen „Versuch<br />

einer Positionsbestimmung“ der theologischen Ethik heute, siehe Lesch, Walter: Transformation<br />

theologischer Ethik. Zur theologischen Rezeption einer Diskurstheorie der Moral, in: ders.; Alberto<br />

Bondolfi (Hrsg.): Theologische Ethik im Diskurs. Eine Einführung, Tübingen; Basel 1995, 1-<br />

23, hier 3-6. Römelt stellt „Theologische Ethik als Entwurf der Möglichkeit personaler christlicher<br />

Verantwortung im Kontext moderner komplexer Wirklichkeitserfahrung“ vor, siehe Römelt, Josef:<br />

Vom Sinn moralischer Verantwortung. Zu den Grundlagen christlicher Ethik in komplexer Gesellschaft,<br />

Handbuch der Moraltheologie; Bd. 1, Regensburg 1996, 63-178.<br />

Die deutsche Schreibweise Ethos umfaßt zwei griechische Begriffe: (Gewohnheit, Sitte,<br />

Brauch) und (Charakter, Einstellung). Die aus dem Lateinischen stammenden Entsprechungen<br />

für Ethos sind Moral und Moralität, die deutschen Begriffe sind Sitte bzw. Sittlichkeit. Siehe auch<br />

Pieper, Annemarie: Einführung in die Ethik, 24-30; Lesch, Walter: Ethik und Moral/Gut und Böse/Richtig<br />

und Falsch, in: Jean-Pierre Wils; Dietmar Mieth (Hrsg.): Grundbegriffe der christlichen<br />

Ethik, Paderborn; München; Wien u.a. 1992, 64-83, hier 65-72. Vgl. die abweichende Verwendung<br />

von Ethik und Moral bei Horster, der Ethik auf das Individuum und Moral auf den Zwischenmenschlichen<br />

Bereich bezieht, Horster, Detlef: Postchristliche Moral. Eine sozialphilosophische Begründung,<br />

Hamburg 1999, 427f.<br />

Siehe Horster, Detlef: Postchristliche Moral, 18-21.<br />

Vgl. dazu die feministische Kritik an dieser Trennung, insbesondere an der mit ihr verbundenen<br />

Geschlechtsspezifik. Siehe Benhabib, Seyla: Selbst im Kontext. Kommunikative Ethik im Spannungsfeld<br />

von Feminismus, Kommunitarismus und Postmoderne, Frankfurt am Main 1995, 96-130.<br />

Siehe dazu die Darstellung der verschiedenen gegenwärtigen sozialphilosophischen Positionen in<br />

Anzenbacher, Arno: Einführung in die Ethik, Düsseldorf 1992, 223-261; Horster, Detlef: Postchristliche<br />

Moral, 55-340.<br />

Siehe Benhabib, Seyla: Selbst im Kontext; Heimbach-Steins, Marianne: Auf der Suche nach dem<br />

Ort der Geschlechterdifferenz in der Ethik, in: Jahrbuch für Philosophie des Forschungsinstitutes für<br />

Philosophie Hannover 11 (2000) 95-119; Horster, Detlef: Die Vereinbarkeit von universellen und<br />

partikularen moralischen Regeln, in: ders. (Hrsg.): Weibliche Moral – ein Mythos?, Frankfurt am<br />

Main 1998, 31-41; Pauer-Studer, Herlinde: Das andere der Gerechtigkeit. Moraltheorie im Kontext<br />

der Geschlechterdifferenz, Berlin 1996; Heimbach-Steins, Marianne: Weibliche Moral? Geschlech-

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