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Alkoholabhängigkeit - Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.

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9<br />

9.3 Keine protektive Wirkung<br />

Bei den nachstehend genannten<br />

Krankheiten kann die bisher vorliegende<br />

Datenlage keinen protektiven<br />

Effekt moderaten Alkoholkonsum<br />

nachweisen (siehe auch Kapitel 6.2,<br />

»Internistische und neurologische<br />

Erkrankungen«):<br />

• Intrazerebrale und subarachnoidale<br />

Blutungen/Hämorrhagischer Insult<br />

• Arterieller Hypertonus<br />

• Bösartige Neubildungen<br />

• Gastroösophagealer Reflux,<br />

Refluxerkrankung, Refluxösophagitis<br />

• Barrett-Syndrom<br />

• Mallory-Weiss-Syndrom<br />

• Akute (hämorrhagische) Gastritis<br />

• Peptisches Ulcus?<br />

• Intestinale Atrophie und<br />

Resorptionsstörungen<br />

• Colonpolypen<br />

• Lebererkrankungen<br />

• Hepatitis C-Infektion<br />

• Pankreaserkrankungen<br />

• Endokrinologische Störungen<br />

• Porphyrien<br />

• Hämatologische Erkrankungen<br />

(i.e. auf die Erythro-, Leuko- und<br />

Thrombozytopoese)<br />

• Auf das Herz (Arrhythmien,<br />

Kardiomyopathie)<br />

• In der Schwangerschaft!<br />

Zusammenfassend muss trotz der scheinbar<br />

positiven Wirkung eines moderaten<br />

Alkoholkonsums auf das kardiovaskuläre<br />

System und den ischämischen Schlaganfall<br />

dringend vor der Euphorie gewarnt werden,<br />

dass dadurch die Mortalität einer Bevölkerung<br />

überzeugend gesenkt werden könnte.<br />

Dies könnte in einem kleinen, bisher aber<br />

nicht abzuschätzenden Umfang möglich<br />

sein. Sicher ist dagegen, dass der tägliche<br />

Konsum alkoholischer Getränke wie zwei<br />

bis vier Gläser Wein – entsprechend einer<br />

Mindestmenge von täglich 20 bis 40 g<br />

Ethanol und mehr – ein Risiko birgt, eine<br />

der bekannten Folgeerkrankungen des<br />

chronischen Alkoholkonsums zu erleiden.<br />

Vor dem Hintergrund der gravierenden<br />

sozialmedizinischen Folgen eines chronischen<br />

Alkoholkonsums muss dringend<br />

davor gewarnt werden, den Alkoholkonsum<br />

zu verharmlosen und als »Prophylaxe«<br />

bzw. »Medikament« einer kardiovaskulären<br />

Erkrankung zu propagieren. Auf<br />

Bevölkerungsebene sollte Alkoholkonsum<br />

als propagierte Public-Health-Maßnahme<br />

ausscheiden, weil er mit zu vielen Risiken<br />

verbunden ist. Diese Frage kann nur im<br />

Einzelfall entschieden werden, wenn ein<br />

Arzt den Patienten und seine individuelle<br />

Risikostruktur gut kennt. Im Gegenteil<br />

scheint es angebracht, stärker als bisher<br />

üblich auf die Risiken des Alkoholkonsums<br />

hinzuweisen, zumal die neueren Studien<br />

zeigen, dass auch moderater Alkoholkonsum<br />

Organschäden induzieren bzw.<br />

verstärken kann, wie z.B. Tumoren, Lebererkrankungen,<br />

Hepatitis C, Bluthochdruck<br />

und die bisher angegebenen Trinkmengen<br />

eines moderaten Alkoholkonsums nach<br />

unten korrigiert werden müssen. Aus diesen<br />

Überlegungen resultieren Grenzwerte zur<br />

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