Alkoholabhängigkeit - Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
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Begriffsbestimmungen<br />
Lange Zeit galt das therapeutische Interesse<br />
ausschließlich den schwer Alkoholkranken,<br />
bei denen jahrzehntelanger,<br />
exzessiver Konsum zur Abhängigkeit und<br />
schweren organischen Schädigungen<br />
geführt hatte. Die Vielfalt der alkoholbedingten<br />
Störungen mit ihren Begleit- und<br />
Folgeerkrankungen ist jedoch erheblich<br />
breiter und die Mehrzahl aller alkoholbedingten<br />
Folgeschäden beruht auf weniger<br />
schweren Störungsformen. Um auch sie<br />
adäquat und differenziert beschreiben zu<br />
können, wurden in der fachlichen Diskussion<br />
eine Reihe neuer Begriffe entwickelt,<br />
die zunehmend auch über den engeren<br />
fachlichen Kreis hinaus Anwendung finden.<br />
In diesem Zusammenhang hat sich nach<br />
Ablösung des unscharfen Begriffs Alkoholismus<br />
in letzter Zeit als ein Kernbegriff »<strong>Alkoholabhängigkeit</strong>«<br />
durchgesetzt. Streng genommen<br />
wird <strong>Alkoholabhängigkeit</strong> (nach<br />
der diagnostischen Einteilung der ICD-10<br />
der Weltgesundheitsorganisation WHO<br />
oder der DSM IV der Amerikanischen Psychiatrischen<br />
Association APA) wiederum von<br />
einem schädlichen Gebrauch (ICD-10) oder<br />
einem Missbrauch (DSM IV) unterschieden.<br />
<strong>Alkoholabhängigkeit</strong> als psychiatrische<br />
Erkrankung liegt vor bei einem oft starken,<br />
gelegentlich übermächtigen Wunsch,<br />
Alkohol zu konsumieren, bei einer Einengung<br />
des Denkens und der Interessen auf<br />
den Alkoholkonsum sowie einer verminderten<br />
Kontrolle über die getrunkene<br />
Menge. Diese Form wird auch als psychische<br />
Abhängigkeit bezeichnet; sie ist vor allem<br />
subjektiv erlebbar und oft unmerklich entstanden.<br />
In der Regel leidet die gleiche<br />
Person auch unter Toleranzentwicklung<br />
und Entzugserscheinungen, welche Ausdruck<br />
der körperlichen Abhängigkeit sind,<br />
die wiederum objektiv zu beobachten ist.<br />
Schädlicher Gebrauch bezeichnet einen<br />
Alkoholkonsum, der gemessen an seinen<br />
Folgen zu einer Gesundheitsschädigung<br />
(körperlicher oder seelischer Art) führt.<br />
Dabei wird Alkohol gewohnheitsmäßig<br />
meist in größeren Mengen getrunken,<br />
damit seine positiven Wirkungen immer<br />
wieder erlebt werden können (ohne dass<br />
aber ein übermächtiger, unabweisbarer<br />
Konsumwunsch oder -zwang besteht).<br />
Genau genommen besteht zwar bei vielen<br />
Alkoholabhängigen neben der eigentlichen<br />
Abhängigkeit auch ein schädlicher Gebrauch<br />
im dem Sinne, dass sich negative<br />
Gesundheitsfolgen auf den Konsum von<br />
Alkohol eingestellt haben; beide Störungen<br />
müssen aber nicht zwangsläufig miteinander<br />
auftreten.<br />
Mit der Abhängigkeit wie dem schädlichen<br />
Gebrauch/Missbrauch von Alkohol gehen<br />
spezielle Störungsbilder einher, wie z.B.<br />
die Alkoholvergiftung (Intoxikation), vor<br />
allem mit Benommenheit; kommt es zu<br />
Zuständen stärkerer Euphorie oder besonderer<br />
Wahrnehmungen spricht man von<br />
einem Rausch. Andere typische Bilder<br />
umfassen das Alkoholentzugssyndrom<br />
(mit den Formen der vegetativen Entzugssymptome<br />
und des Alkoholdelirs), affektive<br />
Störungen (wie Angstzustände oder<br />
depressive Episoden), sexuelle Funktionsoder<br />
Schlafstörungen, sowie psychotische<br />
Störungen (wie der alkoholische Eifersuchtswahn<br />
oder die Alkoholhalluzinose).<br />
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