Alkoholabhängigkeit - Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
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Substanzeigenschaften<br />
3.1 Resorption und Verstoffwechselung<br />
Ethanol ist eine sehr gut wasser- und gut<br />
fettlösliche Substanz und wird nach dem<br />
Trinken schnell und nahezu vollständig<br />
aus dem Duodenum und Jejunum durch<br />
Diffusion absorbiert und zu einem Anteil<br />
von weniger als 10% aus dem Magen. Das<br />
Maximum der Blutalkoholkonzentration<br />
(BAK) wird innerhalb von 45 Minuten bei<br />
77% und innerhalb von 75 Minuten bei<br />
97% der Bevölkerung erreicht. Bei Frauen<br />
ist die Fläche unter der BAK-Zeitkurve um<br />
etwa 25% größer als bei Männern, es wird<br />
also eine höhere Konzentration an Ethanol<br />
erreicht. Der Grund da<strong>für</strong> ist, dass das Verteilungsvolumen<br />
<strong>für</strong> Ethanol bei Männern<br />
größer ist, da der Ethanol sich im Körperwasser<br />
verteilt (das durchschnittliche Körperwasser<br />
bezogen auf das Körpergewicht<br />
ist 65% bei Männern und 51% bei Frauen,<br />
die einen höheren Fettanteil haben). Die<br />
vergleichsweise höhere BAK bei Frauen ist<br />
denn auch einer der Gründe, warum<br />
Frauen ein höheres Risiko <strong>für</strong> Leber-, Herzund<br />
Gehirnschäden haben, wenn sie Alkohol<br />
missbrauchen. Die Elimination von Ethanol<br />
aus dem Blut ist bei Frauen etwas schneller<br />
als bei Männern (der Abfall der BAK-Zeitkurve<br />
rascher). Der Grund könnte das<br />
Testosteron sein, das durch die Alkoholdehydrogenase<br />
(ADH) oxidiert wird und<br />
deshalb mit dem Ethanol um das wichtigste<br />
abbauende Enzym konkurriert. Verstoffwechselt<br />
wird Alkohol in der Schleimhaut<br />
des Magens, aber auch des Dünndarms,<br />
besonders aber in der Leber. Im Blut ist nur<br />
die Menge des getrunkenen Alkohols<br />
nachweisbar (Bioverfügbarkeit), die initial<br />
weder im Magen-Darmtrakt noch in der<br />
Leber verstoffwechselt wurde. Die Hauptmenge<br />
des in den Körper aufgenommenen<br />
(absorbierten) Alkohols wird zu 95-98%<br />
enzymatisch zu den Endprodukten Kohlendioxid<br />
(CO 2 ) und Wasser (H 2 O) verstoffwechselt.<br />
Der Rest, maximal 10% (normal<br />
2-5%), wird unverändert über die Lungen,<br />
Nieren und die Haut ausgeschieden. Unter<br />
normalen Bedingungen werden 120-150 mg<br />
Alkohol pro kg Körpergewicht pro Stunde<br />
verstoffwechselt, was einer Alkoholmenge<br />
von ca. 10 g pro Stunde bzw. einer maximalen<br />
Kapazität von ca. 240 g Alkohol in<br />
24 Stunden <strong>für</strong> einen normalgewichtigen,<br />
gesunden erwachsenen Menschen entspricht.<br />
In Promille ausgedrückt, liegt die<br />
Alkoholeliminationsrate im Mittel bei<br />
0,15‰ (0,1-0,2‰) pro Stunde.<br />
3.1.1 Spezielle Aspekte<br />
des Alkoholstoffwechsels<br />
Nahrung verzögert die Magenentleerung,<br />
verlängert die Absorption aus dem Darm<br />
und vermindert deshalb die Bioverfügbarkeit<br />
von Ethanol auf Grund des vergleichsweise<br />
ausgeprägteren first pass-Metabolismus,<br />
da pro Zeiteinheit die gleiche Menge an<br />
Ethanol verstoffwechselt wird (Kinetik<br />
nullter Ordnung). Die Enzyme haben also<br />
bei der ersten Passage mehr Zeit, den<br />
Alkohol abzubauen, da er langsamer<br />
absorbiert wird. Eiweißreiche Nahrung<br />
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