Alkoholabhängigkeit - Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e.V.
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7.2 Kurzinterventionen<br />
7.2.1 In der ärztlichen Praxis<br />
Untersuchungen zufolge haben etwa 70%<br />
derjenigen, die mit Alkohol Probleme<br />
haben, mindestens einmal im Jahr Kontakt<br />
zu ihrem Hausarzt. Dennoch kommt<br />
es in den seltensten Fällen zu einem offenen<br />
Gespräch über das Alkoholproblem.<br />
Auf der Seite der Patienten liegt dies an<br />
der Haltung der Verleugnung oder Verharmlosung<br />
ihres Alkoholkonsums – oft<br />
aufgrund der Abwehr von Schuldgefühlen;<br />
auf der Seite der Ärzte besteht oft<br />
eine allgemeine Abneigung Alkoholkranken<br />
gegenüber sowie Unsicherheit, den<br />
Patienten bei der Überwindung ihres<br />
exzessiven Trinkens tatsächlich auch helfen<br />
zu können. Konzentrieren sich dann<br />
beide nur auf ein körperliches Problem<br />
oder eine Organschädigung, kann der Arzt<br />
paradoxerweise in die Rolle eines »Co-<br />
Alkoholikers« geraten, der ungewollt das<br />
Grundproblem ebenfalls leugnet.<br />
Stattdessen sollten bei entsprechenden<br />
Hinweisen, z.B. aufgrund berichteter<br />
Befindlichkeitsstörungen und beobachteter<br />
klinischer Zeichen (siehe Kapitel 5),<br />
bereits die ersten Kontakte durch Elemente<br />
der (Früh-)Erkennung und (Kurz-)<br />
Intervention strukturiert werden. Die<br />
Bereitschaft des Patienten sein Alkoholproblem<br />
zu lösen, kann durch einfühlsame,<br />
nicht konfrontative Gesprächsführung<br />
gefördert werden. Der Arzt sollte<br />
dabei Hilfestellung bei der Selbstexploration<br />
geben, selbstmotivierende Äußerungen<br />
in Hinblick auf Verhaltensänderungen<br />
des Patienten verstärken und sich autoritärer<br />
und moralisierender Bemerkungen<br />
enthalten (»motivational interviewing«).<br />
Die Wirksamkeit dieser Interventionen<br />
kann noch gesteigert werden, wenn dem<br />
Patienten Laborwerte (z.B. GGT) als Ausdruck<br />
von Funktionsstörungen bzw. ihrer<br />
Besserung rückgemeldet werden.<br />
Als geeignete Komponenten<br />
haben sich in der Beratung die<br />
folgenden Elemente (die sog.<br />
»frames«-Elemente) erwiesen:<br />
• Persönliche Risiken des Trinkens dem<br />
Patienten rückmelden (feedback)<br />
• Eigenverantwortlichkeit <strong>für</strong><br />
Änderung betonen (responsibility)<br />
• Klaren Ratschlag bezüglich Ziel<br />
erteilen (advice)<br />
• Verhaltensalternativen aufzeigen<br />
(menu of behavior change)<br />
• Nicht-Konfrontative Gesprächsführung<br />
anwenden (empathy)<br />
• Selbstwirksamkeit des Patienten<br />
bekräftigen (self-efficacy)<br />
Behandlung der <strong>Alkoholabhängigkeit</strong> 7<br />
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