Psychosoziale Unterstützung - Haus der Krebs-Selbsthilfe - Bonn
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Psychische Situation<br />
Die starken Schmerzen haben Herrn Hensch in den vergangenen Wochen trotz<br />
Einnahme von Schmerzmitteln nur sehr wenig schlafen lassen. Tagsüber war<br />
er immer häufi ger schlapp und gereizt. Da es am Arbeitsplatz sehr viel zu tun<br />
gab, erklärte er sich die Schmerzen zunächst durch den Stress. Die ernsthaften<br />
Sorgen seiner Frau teilte er nicht. Allerdings verhin<strong>der</strong>ten die stärker werdenden<br />
Schmerzen und die zunehmende körperliche und psychische Erschöpfung, dass<br />
er seine Arbeitsaufgaben erfüllen konnte. Schließlich bat er seine Frau, für ihn<br />
einen Arzttermin zu vereinbaren.<br />
An die sich anschließende Zeit erinnert er sich nur noch sehr schwach. Rückblickend<br />
empfand er Gefühle wie Hilfl osigkeit und Ausgeliefertsein. Vier Tage lang<br />
wurden er und seine Frau von Ängsten und Hoffnungen gleichermaßen begleitet.<br />
Sie versuchten, sich gegenseitig aufzubauen und sich ihre Sorgen nicht anmerken<br />
zu lassen. Er wünschte sich in dieser Zeit, dass sich <strong>der</strong> Schrecken in Luft<br />
aufl ösen würde, dass es für seine Schmerzen eine einfache Erklärung und ein<br />
gut anschlagendes Medikament gäbe. Auch sein Chef hat ihn im Krankenhaus<br />
angerufen und gefragt, wann er wie<strong>der</strong> mit ihm rechnen könne.<br />
Nun sitzt das Ehepaar Hensch dem Oberarzt gegenüber, <strong>der</strong> mit einem Stift auf<br />
ein CT-(Computertomografi e)-Bild zeigt. Herr Hensch kann nichts sagen, keinen<br />
klaren Gedanken fassen, fühlt sich wie in Watte gepackt. Sein Hirn scheint sich<br />
verselbstständigt zu haben. Er hat fast nichts von dem verstanden, was <strong>der</strong> Arzt<br />
soeben gesagt hat. Viel zu sehr war er damit beschäftigt zu begreifen, sich den<br />
komplizierten Namen seiner Erkrankung zu merken und diesen mit sich und seinen<br />
Schmerzen in Zusammenhang zu bringen. Es gelang ihm nicht. War nicht die<br />
Schwester seiner Großmutter an diesem <strong>Krebs</strong> gestorben? Er erinnert sich, dass<br />
die Krankheit damals sehr schnell verlaufen war. Fassungslos fragt Herr Hensch<br />
sich, wie so ein Ding bei ihm wachsen konnte. Hätte er es verhin<strong>der</strong>n können? Er<br />
ist Sportler, ernährt sich meist gesund und war bisher nur selten krank. Vielleicht<br />
hat sich <strong>der</strong> Arzt ja auch geirrt.<br />
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