Gesamtausgabe Skriptum 3 (2013), Heft 2
Gesamtausgabe Skriptum 3 (2013), Heft 2
Gesamtausgabe Skriptum 3 (2013), Heft 2
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Die Informationen zu diesen amici sind jedenfalls rar und einige von diesen ebenso<br />
diskussionswürdig, wie die tatsächliche Exekution der betreffenden Personen selbst. Barnes schlägt<br />
vor, ein Beispiel für eine in diesen Kontext zu verortende Verbannung in der Person des Ceionius<br />
Rufius Albinus zu sehen, muss aber eingestehen, dass eine solide Grundlage für diese Behauptung<br />
nicht gegeben ist. 91 Potter interpretiert eine Passage bei Ausonius dahingehend, dass Julius<br />
Costantius nach seinem Dienst in der Bassianus-Affäre und der Geburt seines Sohnes Gallus “was<br />
later sent into semi-exile (possibly in the context of the [...] dynastic tumult of 326)”. 92 Ein weiteres<br />
Indiz könnte man, so der Historiker weiter, im Fall des Konsuls des Jahres 325 erkennen: Valerius<br />
Proculus fiel in Ungnade und wurde seines Amtes enthoben. 93 Auch wenn es nicht sicher ist, dass<br />
Licinianus, wie Eutrop schrieb, im Jahre 326 starb, 94 sondern vielleicht, wie Herrmann-Otto<br />
behauptet, “erst einige Zeit später als Zwangsarbeiter”, 95 könnte sich sein Schicksal theoretisch im<br />
hier betrachteten Zeitraum beschlossen haben.<br />
Prozesse wegen Laesae maiestatis und Ehebruchs hatten für Standespersonen im Falle der<br />
Verurteilung entweder das Exil auf einer Insel ohne Wasser und Feuer oder die Hinrichtung mit dem<br />
Schwert zur Konsequenz. 96 Diese Gewohnheit wurde in den genannten Beispielen respektiert oder<br />
in den Fällen, in denen die kaiserliche Verwandtschaft betroffen war, ein wenig modifiziert. Im<br />
Falle von Crispus und Fausta würde es sich aber um eine eher unerklärliche Änderung handeln,<br />
wenn es sich nicht einzig und allein um eine Erfindung antikonstantinischer Propaganda handelt.<br />
Der jüngst erschienene Aufsatz Olbrichs scheint Klärung zu bringen. Dem Forscher zufolge lassen<br />
sich einige Gründe ausmachen, weshalb der westliche Reichsteil mit der Herrschaft Konstantins<br />
möglicherweise unzufrieden war. Rom, womit in erster Linie wohl die dortige Aristokratie gemeint<br />
ist, könnte einen Verlust an Bedeutung gefürchtet haben, der sich nicht nur, aber am wohl<br />
sichtbarsten in der ‘Gründung’ Konstantinopels widerspiegelt. 97 Tatsächlich besuchte Konstantin die<br />
91<br />
Vgl. Austin, Constantine and Crispus, S. 136. Der angesprochene Text von Barnes ist T[imothy] D. Barnes: Two<br />
senators under Constantine. In: JRS 65 (1975), S. 40–49 [non vidi] (vgl. Austin, Constantine and Crispus, S. 138<br />
Anm. 27). Wie man bei Evans Grubbs, Law and Family, S. 218, die sich ebenfalls auf den besagten Artikel von<br />
Barnes beruft, lesen kann, wurde der Senator wegen Magie und Ehebruchs verbannt.<br />
92<br />
Vgl. Potter, Constantine anf Fausta, S. 147, woher auch das Zitat stammt.<br />
93<br />
Vgl. Potter, Constatine, S. 244f.<br />
94<br />
Vgl. Eutr. 10,6,3.<br />
95<br />
Herrmann-Otto, Konstantin der Große, S. 143. Anders Marcone, Pagano e Cristiano, S. 116 der den Tod genau in<br />
das Jahr 326 datiert. Leider geben beide nicht an, was sie zu ihrer jeweiligen Ansicht bewogen hat. Seeck,<br />
Verwandtenmorde, S. 73 hat Zweifel an einer Datierung beider Tode ins Jahr 326, wobei seine Argumentation<br />
allerdings einer genaueren Prüfung bedürfte, wie Evans Grubbs, Law and Family, S. 284–286 zeigt, die den Tod des<br />
Licinianus allerdings sogar bereits in das Jahr 325 datiert.<br />
96<br />
Vgl. Herrmann-Otto, Konstantin der Große, S. 144. Siehe aber speziell zum Ehebruch auch Evans Grubbs, Law and<br />
Family, S. 95 und S. 216–221, die zwar Verbannung als Strafe bestätigt, die Verurteilung zum Tode für die<br />
Regierungszeit Konstantins jedoch eher ausschließt, wenngleich sie darauf hinweist, dass in Bezug auf das<br />
Kaiserhaus möglicherweise andere Maßstäbe galten.<br />
97<br />
Vgl. Olbrich, Krise, S. 105. Herrmann-Otto möchte in der Änderung des Namens der Stadt von Byzanz in<br />
Konstantinopel nur einen Ausdruck des Sieges über Licinius erkennen. “Weitere Planungen hatte er zu diesem<br />
Zeitpunkt noch nicht im Sinn.” (Vgl. Herrmann-Otto, Konstantin der Große, S. 140, woher auch das Zitat stammt).<br />
89