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Download - Transmedia Storytelling Berlin

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1 Einführung<br />

1.1 Zeitgeist: Medienkonvergenz<br />

Die Zusammenführung von Darstellungsformen einzelner Mediengattungen, zur umfassenden<br />

Vermittlung von Inhalten, stellt kein exklusives Phänomen unserer Zeit dar. Es scheint<br />

in der Natur der Dinge zu liegen, dass Menschen seit jeher die gebotenen medialen Möglichkeiten<br />

nutzen und kombinieren, um neue Formen des Erzählens zu kreieren. 1 Man denke<br />

nur an die bereits frühzeitig eingesetzte Kombination von Text und Bild im Buch oder<br />

später in Zeitungen. Auch die Integration von visuellen und auditiven Inhalten im Film und<br />

Fernsehen stellt eine Konvergenz bereits bestehender medialer Darstellungsformen dar.<br />

So konstatierte zum Beispiel Richard Wagner (1813 – 1883) mit seiner Idee des „Gesamtkunstwerkes“<br />

einen umfassenden Zusammenschluss der vorherrschenden Künste seiner<br />

Epoche:<br />

„Das große Gesammtkunstwerk [!], das alle Gattungen der Kunst zu umfassen hat, um jede<br />

einzelne dieser Gattungen als Mittel gewissermaßen zu verbrauchen, zu vernichten zu<br />

Gunsten der Erreichung des Gesammtzweckes [!] aller, nämlich der unbedingten, unmittelbaren<br />

Darstellung der vollendeten menschlichen Natur, – dieses große Gesammtkunstwerk<br />

[!] erkennt er [der menschliche Geist] nicht als die willkürlich mögliche That [!]<br />

des Einzelnen, sondern als das notwendig denkbare gemeinsame Werk der Menschen<br />

der Zukunft.“ (Wagner 1850, 32; Erg. d. V.).<br />

Obgleich er vor allem die „großen Künste“ wie Musik, Dichtung und Tanz im Kontext<br />

von Oper und Theater meinte, können die Grundzüge seiner Idee in abstrahierter Form<br />

analog auf die Phänomene der Medienkonvergenz in unserer Gegenwart übertragen werden.<br />

Die Annäherung der Medien erfuhr in den letzten drei Jahrzehnten einen bis heute<br />

anhaltenden epochalen Schub. Zu dieser Entwicklung haben im Vorfeld mehrere erstmals<br />

zusammenkommende Faktoren beigetragen. So bot die sukzessive Digitalisierung analoger<br />

Medien und Kunstformen erstmals die Möglichkeit Inhalte auf einen „medialen Nenner“ zu<br />

bringen. Dadurch entstand eine gemeinsame Basis für verschiedene Kunstformen. Als Konsequenz<br />

entsprang dieser medialen Entwicklung auch das Internet als ein tatsächlich neues,<br />

1<br />

Wie Lipp (2012, 33 ff.) aufzeigt, liegt es seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte im Wesen des<br />

Menschen, sich Geschichten zu erzählen. Er gibt Eibl wieder, der laut Lipp behauptet, „der<br />

entscheidende evolutive Vorsprung des Menschen bestehe in seiner Fähigkeit, komplexe<br />

Geschichten zu erzählen. Eibl bezeichnet den Menschen daher als animal poeta, also als das<br />

Geschichten erzählende Tier.“ (Eibl zit. n. Lipp 2012, 33). Er folgert daraus: „Menschsein beginnt<br />

gewissermaßen dort, wo wir die uns umgebende Welt irrealisieren, indem wir sie zu Geschichten<br />

verdichten. Hier wird grundsätzlich deutlich, dass Menschsein ohne den Einsatz von Medien nicht<br />

denkbar ist.“ (ebd.).<br />

1

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