Download - Transmedia Storytelling Berlin
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Bei bereits etablierten Protagonisten kann hingegen auch nur eine Modifikation der<br />
Fokalisierung und der Distanz erfolgen. Einem bislang nur marginal dargestellten Protagonisten<br />
kann mehr Raum eingeräumt werden, seinen Standpunkt darzulegen. Ein Beispiel<br />
wäre die Darstellung der Fischer in THE COVE. Ihre Sicht der Dinge, vor allem ihre Motivation,<br />
wird zwar durch die anderen Protagonisten erwähnt (Traditionen etc.), allerdings fokalisiert<br />
der Film eindeutig die Wahrnehmung des aktivistischen Filmteams. Dies erlaubt es<br />
dem Zuschauer einen emotionalen Standpunkt einzunehmen, wohingegen er über die tieferen<br />
Motivationen der einzelnen Fischer, die die Delfine massenweise schlachten, nur<br />
mutmaßen kann (vgl. Kap. 4.3.2).<br />
Das Konzept der Subjektivierung stellt in jedem Fall eine Erweiterung respektive eine<br />
Ergänzung vorhandener Geschichten (mikro-diegetisch) oder der diegetischen Welt insgesamt<br />
(makro-diegetisch) dar. Hier überschneiden sich also mehrere transmediale Funktionen.<br />
Trotzdem birgt das Integrieren neuer Perspektiven in eine bestehende Erzählung<br />
derart viel Potenzial, dass von einer eigenen, transmedial-narrativen Funktion – vor allem<br />
im dokumentarischen Kontext – gesprochen werden muss.<br />
8.2 Entstehungsmoment der transmedialen Erzählung<br />
8.2.1 Konstitution der transmedialen Erzählung<br />
Neben „world building“ (vgl. Kap.) stellt das Prinzip der „seriality“ für Jenkins (@11) den<br />
zweiten Baustein dar, auf der transmediale Erzählungen fußen (vgl. Kap. 6.2). 62 Seinen<br />
Überlegungen folgend kommt „seriality“ einer „Serialisierung“ narrativer Inhalte gleich. Im<br />
Grunde genommen bedeutet dies, die Segmentierung einer Geschichte in einzelne eigenständige<br />
Einheiten, wodurch erst die Möglichkeit entsteht, sie fortlaufend medial präsentieren<br />
zu können.<br />
72<br />
Dabei muss betont werden, dass dieser Vorgang im Sinne des hier aufgebauten dokumentarischen<br />
Kontextes sowohl eines Aufsplitterns der diegetischen Welt als auch der in<br />
ihr befindlichen einzelnen Geschichte bedeuten kann. Der Prozess kann sich demnach einerseits<br />
auf die makro- und andererseits auf die mikro-diegetische Ebene beziehen (vgl.<br />
Kap. 8.1). Zudem ist es möglich, dass eine Verschachtelung stattfindet, das heißt, erst werden<br />
einzelne Geschichten innerhalb der diegetischen Welt gebildet respektive identifiziert,<br />
um wiederum in einzelne narrative Segmente aufgeteilt zu werden. Anschließend können<br />
62 Dieses Konzept bezieht sich stark auf die narratologische Unterscheidung von Geschichte<br />
(diegetische Ereignisabfolge) und Erzählung (rhetorischer Prozess, die Ereignisse zu rekapitulieren<br />
um Rezipienten die Gelegenheit zu bieten, die Geschichte mental zu Restrukturierung) (vgl. Kap.<br />
4.3.1).