Download - Transmedia Storytelling Berlin
Download - Transmedia Storytelling Berlin
Download - Transmedia Storytelling Berlin
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Verfassers). Der Erzähler bezieht sich im Dokumentarfilm immer auf vergangene<br />
oder gegenwärtige Ereignisse.<br />
Ausgehend von diesen filmnarratologischen Kriterien, die als einzelne Gestaltungselemente<br />
der konzeptionell-narrativen Ebene gelten können, kann ein Dokumentarist sich<br />
selbst, seine Protagonisten und andere Akteure im Film verorten bzw. als erzählende Instanzen<br />
positionieren. „Dadurch ist der Status des [diegetischen] Erzählers einerseits durch<br />
die Ebene festgelegt, auf der er sich befindet […], und weiteres [!] durch seine Beziehung<br />
zur Erzählrealität […].“ (Grassl 2007, 76; Ausl. u. Anm. d. V.). Dieser Status des/ der diegetischen<br />
Erzähler(s) wirkt sich direkt auf die Atmosphäre, Dramaturgie und auch auf das Identifikationspotenzial<br />
eines Dokumentarfilms aus.<br />
Es macht einen großen Unterschied -ob ein Dokumentarist in moderatorischexploratorischer<br />
Funktion durch einen Dokumentarfilm führt (wie z.B. Michael Moore in<br />
BOWLING FOR COLUMBINE (USA, 2002)) oder er sich eher zurückhaltend ausschließlich auf der<br />
extradiegetischen Ebene bewegt, wie in DER GROßE AUSVERKAUF (D, 2006) – und seine Protagonisten<br />
die Geschichte erzählen lässt. Auf kinematografischer Ebene ergeben sich durch<br />
diese konzeptionell-narrativen Überlegungen viele Möglichkeiten, verbal-sprachliche Erzählinstanzen<br />
im Dokumentarfilm einzusetzen.<br />
4.2.1 Dramaturgie als rhetorisches Mittel der Erzählung<br />
Eine Geschichte kann auf unterschiedliche Arten erzählt werden. Dabei gibt es eine Vielzahl<br />
von Ausprägungsformen und Möglichkeiten, wie im vorausgegangenen Kapitel bereits angebracht<br />
wurde. Doch aus Sicht der Rezipienten könnte man gewiss annehmen, dass es vor<br />
allem wichtig ist, dass eine Geschichte spannend und interessant ist.<br />
„Die Aufgabe der Dramaturgie ist einerseits die positive Lenkung des/der Zuschauerin,<br />
um ihn zu einem Punkt zu führen, wo Zusammenhänge und somit die Geschichte verstanden<br />
wird, und andererseits den/die Zuschauerin emotional an den Film zu binden.<br />
Oft hat man es mit einem nichtspezialisierten Publikum zu tun, das einen Dokumentarfilm<br />
mit einer Erwartungshaltung rezipiert, die sich aus einfachen Erzählstrukturen des<br />
Fernsehens und des Spielfilms gebildet hat. Die Herausforderung an den/die Filmemacherin<br />
besteht darin, eine langweilige Abfolge oder ein alltägliches Phänomen spannend<br />
zu gestalten, weshalb dramaturgische und ästhetische Fragen für den Dokumentarfilm<br />
umso bedeutender sind.“ (Grassl 2007, 87).<br />
Dramaturgie dient also dazu – vor allem im Dokumentarfilm – die beobachtete Wirklichkeit<br />
so aufzubereiten, dass Sie auf den Zuschauer attraktiv wirken und er dem Filmverlauf<br />
interessiert, im Idealfall gar gefesselt folgt. Möglichst soll das Publikum die beabsichtigten<br />
Aussagen und Gedankenanstößen aus einem Film im Sinne der Vision und Haltung des<br />
Dokumentaristen extrahieren. Dramaturgie kann als konzeptionell-narrative Technik zur<br />
30