Download - Transmedia Storytelling Berlin
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5.2.3 Montage<br />
Wie in Kapitel 4 bereits angedeutet wurde, konstituiert der Dokumentarist erst in der Montage<br />
die eigentliche filmische Erzählung. In dieser Phase der Postproduktion organisiert,<br />
selektiert, strukturiert und kombiniert er die gefilmten bzw. von externen Quellen bezogenen<br />
Materialschnipsel und formt aus diesen die konkreten Bestandteile seines Dokumentarfilms.<br />
Dabei stellen alle zusammengetragenen visuellen, wie auditiven Elemente, komplexe<br />
Bausteine sowohl in inhaltlicher wie auch kinematografischer Hinsicht dar. Aus Sicht<br />
des Dokumentaristen gilt es, sie in einen adäquaten semantischen Zusammenhang nach<br />
syntaktisch-formalen Regeln der Filmgestaltung zu bringen. Wie ein Romanautor, der aus<br />
einzelnen Wörtern inhaltliche Bedeutungseinheiten kreiert, bildet auch der Dokumentarist<br />
aus einzelnen Einstellungen und Tonaufnahmen ein höheres, sinnergebendes Ganzes. Denn<br />
„Bilder wie Worte erhalten ihre Bedeutung erst im Kontext“ (Krieg zit. n. Grassl 2007, 70), in<br />
den sie vom initiierenden Erzähler gebracht werden. Gibt es beim Konstruieren einer belletristischen<br />
Erzählung „nur“ die Zeichenebene der Wörter und ihrer unzähligen semantischen<br />
Kombinationsmöglichkeiten, stehen dem Autor eines (Dokumentar-) Films gleich zwei<br />
komplexe kinematografische Zeichensysteme auf visueller sowie auditiver Ebene zur Verfügung.<br />
Die Formen ihres möglichen Wechselspiels steigern zusätzlich die Komplexität. „Die<br />
Montage ist demnach eine weitere vermittelnde kommunikative [extradiegetische] Handlung<br />
des Erzählers, die alle kinematografischen Elemente des Films zu einem Werk bzw.<br />
einer Geschichte vereint […]“ (Grassl 2007, 101; Ausl. u. Anm. d. V.).<br />
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass sich der Dokumentarist als Regisseur<br />
selbstkritisch mit seiner Film-Idee als auch mit dem Material auseinandersetzt.<br />
„Um herauszufinden, welcher Film im Material verborgen liegt, wie das Gesetz des Materials<br />
lautet, müssen Grundsatzfragen beantwortet werden: Was will ich erzählen? Was<br />
kann ich – in genauer Kenntnis des Materials – überhaupt erzählen? Das muss nicht unbedingt<br />
identisch sein. Deshalb muss weitergefragt werden: Was kann das Material erzählen,<br />
was kann es nicht erzählen, was will es erzählen?“ (Schadt 2012, 192).<br />
Diese selbstkritische Prüfung der eigenen Vision als auch der Möglichkeiten, die das Material<br />
bietet – sowie die Relation zwischen den beiden Polen – ist entscheidend um „den<br />
bestmöglichen Film“ (Schadt 2012, 193) aus dem vorhanden Material „extrahieren“ zu können.<br />
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