Download - Transmedia Storytelling Berlin

Die nachfolgenden Erörterungen können sowohl für die makro- also auch die mikrodiegetische
Ebene gelten. Auf eventuelle Abweichungen oder Besonderheiten von diesem
Grundsatz wird spezifisch eingegangen.
8.1.1 Erweiternde und Ergänzende Funktion
8.1.1.1 Funktionen auf inhaltlicher Ebene
Eine Ausdehnung liegt vor, wenn ein Handlungsstrang eines Protagonisten oder die Erörterung
eines Sachverhalts erweitert wird. In diesem Zusammenhang trifft der Begriff „transmediale
Erweiterung“ wohl am ehesten zu. Bestehende Facetten narrativen oder informativen
Charakters werden ausgebaut, um auf sie einen umfangreicheren Blick zu gewähren.
Eine ergänzende Funktion liegt vor, wenn (bislang nur am Rande) dargestellte oder
komplett ausgelassene Aspekte und Zusammenhänge einer Geschichte in den Mittelpunkt
einer transmedialen Erweiterung rücken. Wie in Kapitel 7.1 beschrieben, wurden die filmischen
Erörterungen des Films THE COVE bezüglich der Quecksilber-Kontaminierung durch
Studien, die sich der interessierte Zuschauer auf der Webseite des Films herunterladen
kann, ergänzt. Ein im Film bereits dargestellter Aspekt wird somit tiefergehend durch die
Darstellung von extradiegetischem Fremdmaterial dargestellt. Dementgegen läge eine intradiegetische
Erweiterung vor, wenn auf der Homepage zusätzliche Interviews von Experten,
die auch im Film zu Worte kamen, angeboten würden.
Sowohl die erweiternden als auch die ergänzenden Funktionen werden auf der narrativ-konzeptionellen
Ebene, um sie dann sowohl mit intradiegetischen als auch extradiegetischen
Erzählmitteln konstruierten. Dies kann beispielsweise über On- oder Off-
Kommentaren oder durch Hinzufügen von Fremdmaterialien (Fotos, Videos, Dokumente)
erfolgen.
8.1.1.2 Zeitliche Evolution durch Erweiterung und Ergänzung
Es muss sich aber nicht nur um eine inhaltlich-erzählerische Ausdehnung oder Ergänzung
einer Diegese oder Geschichte handeln. Eine weitere Kerneigenschaft der transmedialen
Erzählung im dokumentarischen Kontext kann darüber hinaus auch die zeitliche Erweiterung
und Ergänzung einer diegetischen Welt darstellen.
So kann eine transmediale Kampagne nur den narrativen „Ist“-Zustand erzählerisch
erweitern, den ein Primärwerk filmisch abgebildet hat. Denn obwohl ein Dokumentarfilm
mitunter auch einen langjährigen Prozess filmisch verdichten kann, gewährt er nach seiner
Fertigstellung stets nur einen Blick auf die Vergangenheit. Eine komplexe Wirklichkeit wird
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