Download - Transmedia Storytelling Berlin
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• Die erzählte Welt: Sie stellt die erzählerische Rahmenwelt dar, in der die eigentliche<br />
Geschichte samt ihrer Protagonisten angesiedelt ist. Sie wird auch Diegese<br />
genannt. Sie entspricht einem Abbild unserer historisch realen Welt. Da im Dokumentarfilm<br />
immer nur bestimmte Zusammenhänge der omnipräsenten Wirklichkeit<br />
dargestellt werden, bezieht sich die Diegese in diesem Kontext auf die<br />
verfilmten Wirklichkeitszusammenhänge – ein Stück Welt oder einem Ausschnitt<br />
der Wirklichkeit – in die die Protagonisten und Ereignisse innerhalb ihrer Lebenswelt<br />
verortet werden.<br />
• Die Geschichte: Laufen Ereignisse innerhalb der Diegese in einer bestimmten<br />
chronologischen Reihenfolge ab und stehen sie in einer kausalen Beziehung zu<br />
einander, bedingen sie sich also, spricht man von einer Geschichte (entspricht<br />
dem Plot). Protagonisten sind in einzelne Ereignis-Ketten, in Handlungsstränge,<br />
maßgebend verflochten und stellen somit das Ensemble der Geschichte dar. Hier<br />
kann von einer einmaligen Verschränkung von realen Gegebenheiten gesprochen<br />
werden, die in ihrer Konstellation ein bestimmtes Stück der Welt definieren.<br />
• Die Erzählung: Erst durch die Erzählung wird die Geschichte, die innerhalb der<br />
Diegese existiert, dem Zuschauer vermittelt. Dabei stellt sie mehr dar, als eine<br />
bloße chronologische Rekonstruktion der Geschichte. Die Erzählung beinhaltet<br />
auch die konzeptionell-narrative Gestaltung sowie die zeitliche (Um-) Strukturierung<br />
der Geschichte. 20<br />
4.1.2 Konzeptionell-narrative Komponenten der filmischen Erzählweise<br />
Kuhn (2011, 367) hat im deutschsprachigen Raum ein umfassendes „filmnarratologisches<br />
Modell“ durch die Übertragung der anerkannten narratologischen Erkenntnisse in der Literaturwissenschaft<br />
von Genette auf das Medium des „narrativen Films“ 21 erarbeitet. Auf der<br />
20 Kuhn (2011, 66) unterscheidet außerdem noch zwischen Erzählung und Narration. Mit letzterer<br />
meint er die Präsentation einer Erzählung durch „bestimmte Sprachen, Medien […] und<br />
Darstellungsverfahren“ (Ausl. d. V.). Im Rahmen dieser Arbeit soll diese zusätzliche<br />
Unterscheidung zwischen Erzählung und Narration nicht getroffen werden, da sich zumeist auf die<br />
spezifische Erzählweise des Mediums Film, wie oben erörtert, bezogen wird.<br />
21 Obwohl Kuhn sein filmnarratologisches Modell vornehmlich auf fiktionale Filme anwendet<br />
schreibt er (2011, 69): „Grundsätzlich gilt: Das narratologische Modell der vorliegenden Arbeit<br />
[die Arbeit Kuhns] lässt sich auf sämtliche filmische Werke anwenden, die weitgehend oder in<br />
Teilen narrativ sind bzw. der weiten und engen Definition der Narrativität genügen, unabhängig<br />
vom Dispositiv und unabhängig davon, ob sie durch immanente oder kontextuelle Merkmale als<br />
fiktional oder faktual gekennzeichnet sind. Es ist für die Analyse eines Films nicht irrelevant, ob er<br />
fiktional oder faktual ist, aber unter der Annahme bestimmter Grundprämissen kann auch ein<br />
faktuales Werk mit narratologischen Kategorien untersucht werden, die anhand fiktionaler Werke<br />
entwickelt worden sind.“. (Anm. d. V.).<br />
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