Jahresbericht ELSA-Deutschland e.V. 2007/2008 - ELSA Germany
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Institutional Visit in New York<br />
New York, New York!<br />
<strong>ELSA</strong> Kiel e.V., 11.bis 14. April <strong>2008</strong> — Nachdem der Wecker um drei Uhr in der Früh klingelte und wir müde ins<br />
Flugzeug stiegen, fanden wir uns endlich in New York wieder. Kreischende Polizeisirenen, drängelnde Passanten und riesige<br />
Reklamen. Es war berauschend und wir wollten mehr. Noch am selben Abend stürmten wir nach Downtown. Dort<br />
gewannen wir einen ersten Überblick über die Stadt, starrten hinauf zu den Wolkenkratzern und genossen den Abend an<br />
der Südspitze Manhattans, wo am Horizont die Freiheitsstatue emporragte.<br />
Pierre Zickert<br />
<strong>ELSA</strong> Kiel e.V.<br />
Am nächsten Morgen ging es zum Supreme<br />
Court vom Staat New York. In einer<br />
riesigen und geschäftigen Säulenhalle<br />
nahm uns Yasmin, eine Anwältin, die<br />
die Naturalparteien betreute, in Empfang<br />
und führte uns durch das Gericht. Dabei konnten wir auch<br />
einer Juryvernehmung beiwohnen. Ein NYPD Polizist rief dabei<br />
die potentiellen Jurymitglieder auf und erklärte ihnen, wie sie<br />
sich vor Gericht zu verhalten hätten. Daraufhin berichtete ein<br />
Gerichtsbediensteter dem Richter über das Vorverfahren und<br />
reichte ihm die notwendigen Dokumente. Der gutmütige und<br />
auch schon etwas älter aussehende Richter befragte daraufhin<br />
die möglichen Jurymitglieder nach ihren Lebensumständen und<br />
erklärte ihnen auch, dass ein Fernbleiben vom Jurydienst nicht<br />
nur eine 250 Dollar Strafe nach sich ziehen, sondern auch den<br />
Entzug der Kreditwürdigkeit beinhalten würde.<br />
Der nächste Fall war ein Strafprozess, in dem es um einen Betrug<br />
in Höhe von 4,5 Millionen US Dollar ging. Die Verhandlung<br />
wirkte anfangs chaotisch. Zwanzig Leute mit ihren Schreibtischinseln<br />
waren im gesamten Gerichtssaal verteilt, während der<br />
Richter auf seinem Thron umgeben von einem Graben voll Polizisten<br />
saß, die ihm Dokumente hoch reichten. In zwei Gerichtssaalecken<br />
saßen in der einen weitere Polizisten, in der anderen<br />
Rechtspfleger, die jeden Fall nahezu simultan abarbeiteten.<br />
Man spürte regelrecht das geschwinde Agieren der Staatsgewalt.<br />
In unserem Betrugsfall bekannte sich der Angeklagte schlussendlich<br />
schuldig. So endete unser Aufenthalt im Supreme Court.<br />
Nach dem Verlassen des Gerichtsgebäudes wurde uns wieder<br />
bewusst, wo wir waren. Fünf Hubschrauber kreisten in der<br />
Luft, alle Fernsehreporter von Channel 1 bis 17 waren vor dem<br />
Gerichtsgebäude aufgereiht. Ein Autofahrer hatte versucht, in<br />
das Gerichtsgebäude hineinzurasen, zerschellte jedoch an der<br />
Haupttreppe.<br />
Danach ging es vorbei am majestätischen Rathaus „Bloombergs“<br />
zum Ground Zero. Umsäumt von den Wagen des FDNY, die<br />
mit Signallicht eine Mahnwache abhielten, ließ dieser Riss im<br />
Stadtbild den Schrecken erahnen, der hier nach dem Anschlag<br />
am 11. September 2001 geherrscht haben musste. Dem trotzend<br />
wird nun der Freedom Tower errichtet, dessen Fundament auch<br />
erste Konturen erkennen lässt.<br />
Auffällig war, dass die Rechtspfleger in einer Ecke des Gerichtssaales<br />
saßen und sofort nach der Vernehmung beim<br />
Richter mit der Verwaltungsarbeit begannen<br />
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