Jahresbericht ELSA-Deutschland e.V. 2007/2008 - ELSA Germany
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Vortragsreihe „Sicherheit vs. Freiheit“ in Berlin<br />
Der moderne Rechtsstaat vor neuen<br />
Herausforderungen<br />
Betrachtet man die öffentliche Diskussion der letzten Jahre rückblickend, so steht das Schlagwort „Terrorismusbekämpfung“<br />
unübersehbar im Mittelpunkt jeder innen- und sicherheitspolitischen Debatte. Die Unworte <strong>2007</strong> schienen „Vorratsdatenspeicherung“,<br />
„Bundestrojaner“, „Luftsicherheitsgesetz“, „Rastafahndung“ und „biometrischer Pass“ zu heißen.<br />
Die Tagespresse hat den Rechtsstaat schon etliche Male symbolisch zu Grabe getragen.<br />
Laura Schmitt<br />
<strong>ELSA</strong> Berlin e.V.<br />
Aber was steckt eigentlich wirklich dahinter,<br />
wenn die Süddeutsche Zeitung<br />
polemisch – ja fast schon reißerisch –<br />
schreibt: „Jeder Bürger ist potenziell gefährlich;<br />
Es muss also erst einmal festgestellt<br />
werden, dass er konkret nicht gefährlich ist […] Bisher war<br />
dies umgekehrt. Man nannte es: ‚Rechtsstaat‘“? Hat die Bundesrepublik<br />
<strong>Deutschland</strong> sich dann wirklich von ihren grundlegenden<br />
Wertvorstellungen gelöst und die Menschenrechte als<br />
„Modetrend“ ihrer Frühzeit gegen einen neuen Zeitgeist eingetauscht?<br />
Oder verlangen wir vom Staat nicht gleichsam das Unmögliche,<br />
wenn er einerseits Unrecht lückenlos unterbinden und<br />
zugleich in freiheitlicher Diskretion nichts sehen, nichts hören<br />
und nichts fragen soll? Schließt die Gewährung von absoluter<br />
Freiheit die absolute Sicherheit nicht schon denklogisch aus?<br />
Nun, gerade für angehende Juristen und Juristinnen birgt diese<br />
letzte Frage, das emotionale Moment einmal beiseite geschoben,<br />
ganz erhebliche Brisanz. Die sonst als so abstrakt und umständlich<br />
empfundene Formel Hesses von der praktischen Konkordanz<br />
– „Verfassungsrechtlich geschützte Rechtsgüter müssen in<br />
der Problemlösung einander so zugeordnet werden, dass jedes<br />
von ihnen Wirklichkeit gewinnt (...) beiden Gütern müssen<br />
Grenzen gesetzt werden, damit beide zu optimaler Wirksamkeit<br />
gelangen können“ – gewinnt auf einmal einen ganz reellen Anwendungsbereich<br />
und dennoch: Sicherheit und Freiheit gegeneinander<br />
abzuwägen, ist doch schlechterdings nicht möglich.<br />
Unmöglich? – ein Anreiz für <strong>ELSA</strong><br />
Diese vermeintliche Unmöglichkeit aber ist es, die dem Thema<br />
„Sicherheit versus Freiheit – der moderne Rechtsstaat vor neuen<br />
Herausforderungen“ seinen Reiz verleiht und inspirierte das<br />
Team von <strong>ELSA</strong> Berlin e.V., gleich eine ganze Vortragsreihe unter<br />
diesem Arbeitstitel zu planen.<br />
Als prominenten Redner für die erste Veranstaltung konnte<br />
<strong>ELSA</strong> Berlin e.V. den Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts,<br />
Herrn Prof. Dr. Dres. h.c. mult. Hans-Jürgen Papier, gewinnen.<br />
Am Tag der Menschenrechte, dem 10.12.<strong>2007</strong>, war es dann soweit:<br />
Im gut gefüllten Hörsaal des Fachbereichs der Rechtswissenschaft<br />
an der FU Berlin sprach Herr Prof. Dr. Dres. h.c. mult.<br />
Hans-Jürgen Papier vor rund 350 Studierenden und Gästen zum<br />
Thema „Sicherheit versus Freiheit – eine schwierige Balance in<br />
Zeiten des Terrorismus“.<br />
Herr Papier schaffte es, das Thema auf sympathische Weise<br />
methodisch sauber aufzuarbeiten<br />
Wie es sich für einen Redner gehört, der über sich selbst sagt, er<br />
sei „von ganzem Herzen Staatsrechtler“, erörterte er das Spannungsverhältnis<br />
zwischen grundrechtlichen Freiheiten und<br />
staatlichem Schutzauftrag von einem sehr grundrechtsdogmati-<br />
62 <strong>ELSA</strong> <strong>Deutschland</strong> e.V. <strong>Jahresbericht</strong> 07/08