blaue Ratgeber „Strahlentherapie“ - Deutsche Krebshilfe eV
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22 Strahlentherapie Strahlentherapie 23<br />
Je besser ein Gewebe solche Reparaturen ausführen kann, umso<br />
unempfindlicher ist es gegen Strahlen. Oder umgekehrt: Ein<br />
Gewebe ist umso strahlenempfindlicher, je weniger gut dieses<br />
Reparatursystem funktioniert.<br />
Gesundes Gewebe kann beschädigte Zellen viel besser reparieren<br />
als viele Krebszellen. Deshalb schädigen Strahlen den Tumor<br />
stärker als die gesunden Organe in seiner Nähe.<br />
Genau diesen Unterschied nutzt die Strahlentherapie: Während<br />
sich gesundes Gewebe meist wieder von der Bestrahlung erholt,<br />
sind Tumoren oder auch vereinzelte Krebszellen so stark<br />
beschädigt, dass sie nicht weiter wachsen beziehungsweise<br />
ganz zerstört werden. Damit lässt sich unter Umständen auch<br />
ver hindern, dass Tochtergeschwülste (Metastasen) in anderen<br />
Organen entstehen.<br />
Das normale Gewebe erholt sich nach einer gewissen Zeit<br />
wieder. Deshalb wird die gesamte Strahlendosis in mehrere<br />
„Portionen“ aufgeteilt (Fraktionierung). Nach erfolgreicher Bestrahlung<br />
sterben die Tumorzellen ab und werden von körpereigenen<br />
Zellen – unter anderem den so genannten Fresszellen<br />
(Makrophagen) – zerlegt und abgeräumt.<br />
auf die richtige Dosis kommt es an<br />
Die Dosiseinheit in der Strahlentherapie heißt Gray (abgekürzt<br />
Gy) nach dem Physiker Louis Harold Gray. Welche Menge benötigt<br />
wird, um einen Tumor zu vernichten, richtet sich danach, wie<br />
empfindlich er auf Strahlen reagiert. Sie liegt meist zwischen<br />
40 und 70 Gy. Die richtige Gesamtdosis für Sie berechnet ihr behandelnder<br />
Radioonkologe vor dem Behandlungsbeginn auf der<br />
Basis der Untersuchungsergebnisse, die ihm vor liegen.<br />
gesamtdosis<br />
wird aufgeteilt<br />
kurative<br />
Strahlentherapie<br />
Wie erwähnt, wird diese Gesamtdosis in „Einzelportionen“ aufgeteilt.<br />
Diese betragen meist 2 Gy (bei 40 Gy Gesamtdosis wären<br />
das also 20 Einzelbestrahlungen), wobei Abweichungen nach<br />
oben und unten möglich sind. Prinzipiell gilt: Je kleiner die Einzeldosis,<br />
umso verträglicher ist die Therapie und umso geringer<br />
ist vor allem auch das Risiko, dass bleibende Spät folgen<br />
ent stehen.<br />
Ein bildhafter Vergleich soll dies verdeutlichen: Ein Sonnenbad<br />
von vielen Stunden verursacht einen schweren Sonnenbrand;<br />
geht man dagegen nur für ein paar Minuten in die Sonne, so richtet<br />
sie meist keinen Schaden an.<br />
Viele Einzelbestrahlungen sind also keine besonders aggressive<br />
Therapie, sondern eine besonders schonende.<br />
Ziele der Strahlentherapie<br />
Grundsätzlich kann eine Strahlentherapie zwei Ziele haben: eine<br />
Krebserkrankung zu heilen (kurativeStrahlentherapie) oder,<br />
wenn dies nicht mehr möglich ist, weil die Krankheit zu weit fortgeschritten<br />
ist, eventuell vorhandene Beschwerden zu lindern<br />
(palliativeStrahlentherapie).<br />
Eine kurative Strahlentherapie kann bei einem sichtbaren Tumor<br />
zum Einsatz kommen. Sie kann aber auch vorbeugend eingesetzt<br />
werden, wenn zwar keine Geschwulst (mehr) zu sehen ist, aber<br />
befürchtet werden muss, dass zum Beispiel im Operationsgebiet<br />
noch vereinzelte Tumorzellen zurückgeblieben sind. Die Bestrahlung<br />
soll dann diese Krebszellen vernichten.