Bildungswege - Telekom Stiftung
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Herr Bsirske, warum ist frühe Bildung<br />
ein Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit?<br />
In den ersten Lebensjahren werden die<br />
Grundlagen für die Bildung eines Menschen<br />
gelegt. Deshalb ist eine optimale Förderung<br />
so wichtig. Bildung entscheidet in Deutschland<br />
und Europa maßgeblich über den Lebensweg.<br />
Gute Bildung ermöglicht Teilhabe<br />
und verbessert insbesondere auch die Chancen<br />
auf einen Arbeitsplatz. Leider wachsen<br />
Kinder bei uns unter sehr unterschiedlichen<br />
Bedingungen auf. So ist in Deutschland jedes<br />
fünfte Kind von Armut betroffen. Armut aber<br />
verschlechtert die Lebensgrundlagen und<br />
verhindert Bildung. Frühkindliche Bildungsangebote<br />
in Kindertagesstätten sind ein<br />
wichtiger Baustein zur Förderung aller Kinder.<br />
Soziale, kognitive, sprachliche, musische und<br />
kreative Entwicklung wird hier gefördert und<br />
verbessert damit Chancen- und Lebensgerechtigkeit.<br />
Gute Bedingungen für Kinder, Eltern<br />
und Fachkräfte sind daher eine wichtige<br />
gesellschaftliche Aufgabe. Die Aufwertung<br />
der Arbeit in Kindertagesstätten ist ein zentrales<br />
Anliegen von ver.di.<br />
Frank Bsirske, Vorsitzender von ver.di –<br />
Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft<br />
die in der Anfangszeit zunächst unter anderem<br />
vom Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend unterstützt wird. Eine<br />
Einrichtung mit Strahlkraft, stellt Oberbürgermeisterin<br />
Dagmar Mühlenfeld 2009 fest: „Die<br />
Lernwerkstatt Natur hat sich zu einem echten<br />
Qualitätsmerkmal unserer Stadt entwickelt.“<br />
Im selben Jahr entscheidet sich das Projektteam,<br />
an diesem Ort auch Erzieherinnen zu<br />
„Fachfrauen für Naturwissenschaften“ zu qualifizieren.<br />
So können die Fachkräfte von Wissenschaftlern<br />
lernen, wie sie mit ihren Schützlingen<br />
besonders geeignete Spiele, Ideen und Versuche<br />
in der Natur umsetzen können. Dies ist Teil<br />
der Projektstrategie, die die Lernwerkstatt später<br />
fest in der kommunalen Bildungslandschaft<br />
verankern möchte. Gleichzeitig sind in dieser<br />
Projektphase auch Wissenschaftler mit von der<br />
Partie, um das kindliche Spiel in der Natur zu<br />
beobachten, darunter Projektleiter Professor<br />
Gerd E. Schäfer, ehemaliger Inhaber des Lehrstuhls<br />
der Pädagogik der frühen Kindheit an<br />
der Universität zu Köln. Bei seinen Studien in<br />
Mülheim stellt er begeistert fest: „Kinder suchen<br />
nach etwas, das sich lohnt, überwunden zu<br />
werden. Sie suchen immer Herausforderungen.“<br />
Was den Professor besonders freut: „Die Kinder,<br />
die wir hier beobachten, können sich konzentrieren.<br />
Selbst zappelige Kinder. Sie haben Interesse<br />
daran, etwas herauszukriegen. Sie wollen<br />
Spannung.“ Genau das bekommen sie in der<br />
Lernwerkstatt Natur.<br />
„Ein bundesweit einmaliges Angebot“<br />
2009 wird das nordrhein-westfälische Familienministerium<br />
neuer Partner der Einrichtung. Minister<br />
Armin Laschet und Dr. Klaus Kinkel, Vorsitzender<br />
der Deutsche <strong>Telekom</strong> <strong>Stiftung</strong>, besuchen<br />
gemeinsam die Lernwerkstatt. Sie schauen<br />
zu, wie Kinder einen kleinen Höhlenbunker<br />
erkunden und das Element Wasser erforschen.<br />
„Die Lernwerkstatt Natur hat Vorbildcharakter,<br />
wenn es darum geht, Kinder altersgerecht<br />
mit der Natur und technischen Phänomenen<br />
vertraut zu machen“, sagt Armin Laschet nach<br />
dem Rundgang begeistert. „Wir unterstützen<br />
die Lernwerkstatt, um dieses bundesweit einmalige<br />
Bildungsangebot für Kita-Fachkräfte und<br />
Vorschulkinder zu stärken, aber vor allem auch,<br />
um die Nachhaltigkeit und Verselbstständigung<br />
sicherzustellen.“ Das Ministerium fördert das<br />
Vorhaben bis 2011 mit rund 350.000 Euro. Bis<br />
zu diesem Zeitpunkt schließen 45 Erzieherinnen<br />
ihre Fortbildungen ab.<br />
Mit dem pädagogischen Erfolg im Rücken<br />
kann die <strong>Telekom</strong>-<strong>Stiftung</strong> das Projekt, das sie<br />
insgesamt mit 500.000 Euro gefördert hat, Ende<br />
2011 in die kommunale Verantwortlichkeit abgeben.<br />
Jetzt ist die Stadt Mülheim Trägerin der<br />
Einrichtung und Susanne Beckmann, seitens<br />
der Stadt verantwortlich für die Lernwerkstatt<br />
Natur, sieht optimistisch in die Zukunft: „Die<br />
fachliche Ausbildung der Erzieherinnen sorgt<br />
für Nachhaltigkeit in den Tageseinrichtungen.“<br />
Damit hat die Lernwerkstatt Natur nicht nur<br />
bundesweit Vorbildcharakter, sondern schon<br />
erste feste Wurzeln in der Bildungslandschaft<br />
geschlagen. Oder um es mit den Worten der<br />
Erzieherin Bianca Weth zu sagen: „Das ist der<br />
absolute Renner.“<br />
www.lernwerkstatt-natur.de<br />
32 <strong>Bildungswege</strong> – Zehn Jahre Deutsche <strong>Telekom</strong> <strong>Stiftung</strong>