Bildungswege - Telekom Stiftung
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Tour 2<br />
Unterricht & mehr<br />
Lernschwächen aufweisen. Aus diesem Grund<br />
unterstützt die Deutsche <strong>Telekom</strong> <strong>Stiftung</strong> von<br />
2006 bis 2010 hier das Projekt Forscher Ferien.<br />
Dank dieser Initiative, die auch in Bochum angeboten<br />
wird, können unter anderem Schüler<br />
der Hans-Christian-Andersen-Grundschule in<br />
Kiel-Gaarden während der Ferien auf kleine<br />
naturwissenschaftliche Entdeckungstouren<br />
gehen. Der erste Sommerkurs findet 2006 in<br />
einer Pilotphase mit der Kieler Grundschule in<br />
Gaarden statt.<br />
Spannende Orte zum Schauen<br />
Das Ferienangebot sorgt bei den Drittklässlern<br />
für Begeisterung: In Kiel hält während der Sommerferien<br />
vier Wochen lang täglich um acht<br />
Uhr ein eigens hierfür angemieteter Bus an der<br />
Grundschule und bringt die jungen Teilnehmer<br />
an spannende Orte zum Schauen, Experimentieren<br />
und Staunen. Durch die Forscher Ferien erhalten<br />
die Kinder Einblicke in die vielfältige Welt<br />
der Natur. Bei ihren Besuchen im Zoologischen<br />
Museum, im Leibniz-Institut für Meereswissenschaften<br />
und im Wildpark Eekholt gehen die<br />
Schüler zum Beispiel solchen Fragen nach: „Wie<br />
orientieren sich Fledermäuse im Dunkeln?“ und<br />
„Was passiert bei einem Vulkanausbruch?“. Nie<br />
steht nur das Beobachten auf dem Programm,<br />
immer auch das Mitmachen. Ausgerüstet mit<br />
Block und Stift dokumentieren die kleinen<br />
Forscher die Ergebnisse und diskutieren ihre<br />
Erfahrungen.<br />
Initiiert wurde das Projekt in Kiel von Professor<br />
Reinhard Demuth vom Leibniz-Institut für die<br />
Pädagogik der Naturwissenschaften (IPN). 2006<br />
sind die Forscher Ferien zunächst als Pilotprojekt<br />
konzipiert, doch schon ein Jahr später<br />
wird klar: Mit dem Ansatz hat das Projektteam<br />
ins Schwarze getroffen. „Die Inhalte und die<br />
Art der Wissensvermittlung erreichen unsere<br />
Zielgruppe, Kinder aus sogenannten benachteiligten<br />
städtischen Gebieten“, sagt Projektleiter<br />
Professor Reinhard Demuth am Ende des Pilotprojekts.<br />
Zentrales Ziel sei die Unterstützung<br />
bei der Aneignung von MINT-Kompetenzen:<br />
„Da diese Schüler erfahrungsgemäß eher durch<br />
das Bildungsraster fallen – sei es durch die<br />
soziale Benachteiligung oder durch vorhandene<br />
Sprachbarrieren – möchten wir sie dabei<br />
unterstützen, sich parallel zur schulischen Ausbildung<br />
wichtige Kompetenzen im Bereich der<br />
Naturwissenschaften anzueignen.“<br />
Tatsächlich scheinen die Forscher Ferien bei<br />
der Zielgruppe zu einem veränderten Interessenverhalten<br />
beizutragen. Eine begleitende Evaluation<br />
von Professorin Cornelia Gräsel vom Zentrum<br />
für Bildungsforschung und Lehrerbildung<br />
der Bergischen Universität Wuppertal dokumentiert:<br />
Ersten Erkenntnissen zufolge sind Kinder<br />
nach dem Besuch der Forscher Ferien stärker<br />
an naturwissenschaftlichen Themen interessiert.<br />
Mit zum Teil ganz praktischen Auswirkungen auf<br />
den Alltag: So seien Kinder bereit, ihr Taschengeld<br />
eher für ein Mikroskop statt für ein Computerspiel<br />
auszugeben. Erfreulich ist auch die<br />
soziale und psychische Entwicklung der Kinder<br />
während des Projekts: Sie zeigen mehr Mut zum<br />
selbstständigen Handeln und Denken und sie<br />
machen Fortschritte bei der Interpretation ihrer<br />
naturwissenschaftlichen Versuche.<br />
Idee der Forscher-AG entsteht<br />
Im Schuljahr 2007/2008 überlegen die Projektbeteiligten,<br />
wie sich die Idee der Forscher Ferien<br />
auch mit weniger Gesamteinsatz verwirklichen<br />
lässt. Die Begeisterung der Kinder nehmen die<br />
Beteiligten zum Anlass, die Forscher Ferien um<br />
weitere Aktivitäten zu ergänzen. So entsteht die<br />
Idee einer Forscher-AG, wo Kinder einmal in der<br />
Herr Dr. Landsberg, welche Rolle<br />
spielen Städte und Gemeinden in<br />
der Bildungslandschaft Deutschlands?<br />
Bildung ist mehr als nur Schule. Kein System,<br />
ob Schule, Familie, Wirtschaft oder Kultur,<br />
kann Bildung allein betreiben. Die Kommunen<br />
mit ihren weitreichenden Zuständigkeiten<br />
haben hier eine Schlüsselrolle. Sie tragen Verantwortung<br />
für Kindergärten, Volkshochschulen,<br />
Musikschulen, die Ausstattung von Schulen,<br />
Jugendarbeit sowie Kultureinrichtungen.<br />
Sie können das Bildungsklima und das damit<br />
verbundene familiäre Klima mitgestalten. Viele<br />
Städte und Gemeinden haben sich auf den<br />
Weg gemacht und die Bildungsleistungen<br />
der verschiedenen Bildungsakteure, die noch<br />
viel zu oft als Säulen isoliert für sich stehen,<br />
miteinander vernetzt und haben so Bildungslandschaften<br />
geschaffen. Sie sind in diesen<br />
Netzwerken zentrale Akteure, die eine lenkende<br />
Funktion übernehmen und die Probleme<br />
vor Ort kennen. Bessere Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe, der sich alle<br />
staatlichen Ebenen und gesellschaftlichen<br />
Gruppen stellen müssen. Nur so werden die<br />
Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit unseres<br />
Landes und die Zukunft des Sozialstaates<br />
gesichert werden können. Die Städte und Gemeinden<br />
sind bereit, ihren Beitrag zu leisten.<br />
Dr. Gerd Landsberg, Geschäftsführendes<br />
Präsidialmitglied des Deutschen Städte- und<br />
Gemeindebundes<br />
<strong>Bildungswege</strong> – Zehn Jahre Deutsche <strong>Telekom</strong> <strong>Stiftung</strong><br />
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