[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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Der Taxifahrer klettert unbeholfen über die Lehnen<br />
ans Steuer zurück und startet den Wagen. Ich fange die<br />
dritte Zigarettenschachtel an. Ich versuche herauszufinden,<br />
in welcher Reihenfolge es alle Adressen durchzugehen<br />
gilt, die als anzugebender Zielort in Frage<br />
kommen könnten. Eigentlich stellt sich nicht die Frage<br />
nach der Anzahl oder einer Reihenfolge verschiedener<br />
zur Auswahl stehender Adressen: Die einzige Frage,<br />
die sich stellt, ist die, ob Ophelia noch lebt.<br />
»Ich muss dahin, wo mein Vater wohnt. Am besten<br />
lässt du mich einfach irgendwo raus, das kannst du dir<br />
dann aussuchen. Ich muss so lange durch diese Stadt<br />
rennen, bis ich mit zerrissenem Zwerchfell in einer<br />
Benzinlache ohnmächtig und dann zu nichts anderem<br />
mehr in der Lage sein werde, als zu hoffen, dass irgendjemand<br />
versehentlich ein Streichholz in diese<br />
Benzinlache wirft. Währenddessen höre ich dann so eine<br />
ganz raffinierte Playlist, die ich heute zusammengestellt<br />
habe mit total abstrusen, unbekannten Songs<br />
von irgendwelchen Sixties-Garage-Bands aus amerikanischen<br />
Dörfern, es gibt eine Seite im Netz, da kann<br />
man sich dann solche Songs downloaden, und gleichzeitig<br />
downloadet man dann auch noch ein gewisses<br />
Exklusivitätsgefühl, weil man ja denkt, die wären außer<br />
von einem selbst noch nie von irgendjemandem gehört<br />
worden. Beispielsweise heißt da ein ganz bestimmtes<br />
Lied: Loving You Sometimes. Ich habe das gehört und<br />
gedacht: Scheiße, scheiße, es muss doch jetzt eine<br />
Möglichkeit geben, auszudrücken, was ich für diesen<br />
aus irgendeinem genialischen Musikerherz in meine<br />
Arme getaumelten Scheißsong empfinde. Und dann ist<br />
mir aufgefallen: Ich kann das nicht ausdrücken, denn<br />
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