[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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»Das ist doch ein großartiger Plan. Ich kann für den<br />
Rest meines Lebens alle Fehlleistungen mit irgendeiner<br />
Vergewaltigung legitimieren, und du bist vier Jahre<br />
eingekerkert.«<br />
»Vier Jahre Fernsehen, genug zu essen und am Wochenende<br />
Basketball.« »Ist doch nett.« »Wem's gefällt.«<br />
Ich verabschiede mich und steige aus. Nur ein einziges<br />
Mal sehe ich mich noch um und das Taxi steht<br />
immer noch da und der Typ winkt mir leicht betreten<br />
aus weiter Ferne zu.<br />
Aus dem sternenübersäten Himmel regnet es heißen<br />
Teer, der mir vergegenwärtigt, dass ich auf dem<br />
untersten Level der Desillusion angekommen bin und<br />
sich deswegen keine Chance mehr auf eine heilsame<br />
Wendung zum Exzess vor mir auftun wird. Ich bin zu<br />
desillusioniert, um in den Untiefen meines Selbstmitleids<br />
nach positiven Nebeneffekten zu suchen. Nicht<br />
mal Selbstmitleid ist mehr möglich. Ich kann weder<br />
rennen noch die Kopfhörer aufsetzen. Das Schlimmste<br />
ist: Ich kann nicht weinen. Wir Menschen weinen eigentlich<br />
nur, wenn wir glücklich sind, denn nichts ist<br />
gefährlicher für unsere Herzen als der Staub.<br />
Staub ist der einzige Dreck, der uns etwas anhaben<br />
kann.<br />
Meine Angst ist so groß, dass ich keine Luft mehr<br />
kriege. Ich laufe durch einen Stadteil voller ordentlich<br />
zurechtgemachter Individuen, die vertrauensvoll und<br />
sozialverträglich genug sind, um sich gegenseitig von<br />
ihrem ernüchternden Wissen über die Sinnlosigkeit des<br />
menschlichen Daseins ablenken zu können. Gemeinsam<br />
mit meiner amphetamindurchsetzten Abscheu<br />
warte ich über zwanzig Minuten vor dem in Eierscha-<br />
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