[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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Ich frage: »Entschuldigung, aber was geht denn<br />
hier?«<br />
Naheliegenderweise werde ich angeguckt, als wäre<br />
ich der dünnhäutigste Mensch der Welt.<br />
»Ich weiß, es gibt niemanden, der mich NICHT<br />
anstarrt als wäre ich der dünnhäutigste Mensch der<br />
Welt, aber was passiert hier gerade? Habt ihr das mit<br />
Ophelia abgesprochen?«<br />
Ein total dünner Aufnahmeleiter in Picaldi-Jeans<br />
guckt dermaßen unberechenbar zu mir rüber, dass ich<br />
verstumme und mich unauffällig aus der Küche zurück<br />
zu Ophelias Schlafzimmer schleiche. Ich reiße die Tür<br />
auf und schreie: »Ophelia, in deiner Küche sind fünfzehn<br />
Menschen!«<br />
Sie wacht ruckartig auf und schmeißt diesen Scheißschuh<br />
nach mir, den sie letzte Woche bereits über die<br />
Tür einer Klokabine geschmissen hat. Danach lässt sie<br />
sich wieder in ihre Daunenkissen fallen.<br />
»Was geht denn da, Ophelia? Da sind fünfzehn<br />
Menschen in deiner Küche.«<br />
»Sind die echt schon da?«<br />
»Ja, die sind echt schon da!«<br />
»Haben sie Kameras und Lampen und so was dabei?«<br />
»Ich glaube schon.«<br />
»Dann dreht meine Freundin Frauke da gerade 'ne<br />
Szene für ihren Abschlussfilm, in dem so ein Typ<br />
Zyankali in das Tampon von seinem Girlfriend reintut,<br />
damit das Girlfriend stirbt. Ist doch geil, oder? Solange<br />
ein Film in meiner Wohnung gedreht wird, ist definitiv<br />
gewährleistet, dass er sich von dieser jungen deutschen<br />
Sozialrealismusscheiße absetzt.«<br />
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