[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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Tschüsi.« Annika nur so: »Spinnt der? Es ist acht Uhr<br />
m<strong>org</strong>ens!«<br />
Ich tusche mir vor dem Badezimmerspiegel die<br />
Wimpern, ziehe mir ein türkisfarbenes, angeblich<br />
durch irgendwas Subtiles (was auch immer subtil in<br />
diesem Zusammenhang bedeuten mag) überzeugendes<br />
Seidenkaftankleid an und sage: »Tschüs, Annika!« Annika<br />
sagt unbeteiligt: »Willst du in einem Halston-<br />
Dress zur Schule gehen, das tausendfünfhundert Dollar<br />
gekostet hat?«<br />
Ich knalle die Wohnungstür hinter mir zu. Erschöpft<br />
setze ich mich auf unsere Fußmatte und führe<br />
mir vor Augen, wo die Probleme liegen:<br />
1. Ich habe keine Lust, jetzt zur Schule zu gehen.<br />
2. Ich habe beachtliche Kopfschmerzen.<br />
3. Auf unserer Fußmatte steht: Yogamatte - und das<br />
geht halt irgendwie gar nicht.<br />
4. Ich muss dringend einen Weg finden, wieder da in<br />
diese Scheißwohnung reinzugelangen.<br />
Man neigt zum Erstellen unnötiger To-do-Listen,<br />
mit deren Unterstützung es die nächsten zwanzig Minuten<br />
vor der verschlossenen Wohnungstür sinnvoll zu<br />
gestalten gilt:<br />
1. Musik ist ausschließlich dazu da, um Gefühle zu<br />
konservieren. Karen Carpenter und Richard Carpenter.<br />
2. Warum scheint die Sonne, warum singen die Vögel<br />
weiter, wissen die denn alle nicht, dass gerade die Welt<br />
untergeht.<br />
3. Van Morrison, Gloria, fortwährende Hyperventilation<br />
und die Erinnerung an den von Edmond vor wenigen<br />
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