[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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In der Küche bediene ich mich souverän an dem auf<br />
einem Tapeziertisch angerichteten Catering. Ich werde<br />
nicht beachtet, esse ein Nutellabrötchen und beobachte<br />
währenddessen eine überschminkte Frau in Netzstrumpfhosen<br />
dabei, wie sie: »Hör endlich auf mit deinen<br />
Scheißdrogen, Jürgen! Ich will keine Scheißdrogen<br />
in meiner Wohnung!« schreit.<br />
Jürgen wird gespielt von einem Mann, der sich nicht<br />
von der direkt an seinem Gesicht klebenden Handkamera<br />
irritieren lässt und bläuliches Pulver schnupft. Ich<br />
sage: »Das wirkt aber nicht so richtig echt, wenn ihr da<br />
einen Drogenfilm machen wollt und der da bläuliches<br />
Pulver schnupft, was soll das denn sein?«<br />
»Fuck, wer bist du eigentlich?«<br />
»Kann ich mal kurz ins Badezimmer?«<br />
»Nein, da wird gerade jemandem kollagenreiches<br />
Bindegewebe auf den Rücken geschminkt.«<br />
Ich stampfe wütend quer durch die Küche, sage:<br />
»Vergrabt euren Scheißfilm doch einfach in der Wüste!«,<br />
und knalle die Wohnungstür hinter mir zu.<br />
Filmriss<br />
Ich schreie: »Ey, scheiße, wer hat dich denn ins<br />
Hirn gefickt?« Annika zuckt zusammen. Um 7 Uhr 20<br />
hat sie pflichtbewusst einen Eimer Wasser über mir<br />
ausgeleert, während ich weinend in meinem Bett lag.<br />
»O Gott, Entschuldigung, Mifti, ich hab nicht gesehen,<br />
dass du schon wach bist, warum weinst du denn?«<br />
»Ja, fuck, guck dir jetzt bitte mal meine Scheißhaare<br />
an!«<br />
»Komm, Mifti, wir müssen das hier jetzt zu Ende<br />
bringen, komm jetzt! Du siehst so super aus, nicht<br />
weinen jetzt, bitte.«<br />
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