[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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Wohnungstür geprügelt, sie hat mich einfach vor die<br />
Tür gesetzt. So gefickt war ich. Und jetzt bin ich hier.«<br />
»Wie bist du hergekommen?«<br />
»Irgendein Bahnpolizist hat mich in ein Taxi gesetzt.<br />
Bin völlig fertig in dessen Arme getigert.«<br />
»Und womit hast du das Taxi bezahlt? Turnt da<br />
jetzt noch ein hysterischer Berufskraftfahrer durch den<br />
Hinterhof, den ich bezahlen muss?«<br />
»Nein. Ich hatte noch Geld im Schuh, keine Ahnung<br />
warum, aber ich hatte noch Geld im Schuh.«<br />
Ophelia nickt anerkennend und steht auf. Sie trinkt<br />
ein großes Glas Leitungswasser, bevor sie sich zu mir<br />
verhält: »Warum bist du hier?« »Weil mir nur deine Adresse<br />
eingefallen ist.« Ophelia nickt anerkennend und<br />
setzt sich wieder hin.<br />
»Ich kann mich irgendwie nicht dazu verhalten. Das<br />
erwartest du jetzt hoffentlich auch nicht. Ich kann dir<br />
sagen: Du sollst in die Schule gehen, du sollst kein Heroin<br />
nehmen, du sollst dich so gut wie möglich in deine<br />
familiären Zusammenhänge integrieren und später<br />
dann halt Chirurgin werden. Du sollst das einfach<br />
durchziehen.«<br />
»Weißt du, wie oft ich diesen Satz höre, Ophelia?<br />
Dass ich das einfach durchziehen soll?«<br />
»Ich will dir das auch alles gar nicht sagen. Ich<br />
dachte auch immer, ich bin doch das Kind. Du musst<br />
deine Mutter nicht verteidigen obwohl sie tot ist und<br />
eine tolle Frau war, du musst dich nicht für deinen Vater<br />
oder dessen Wohlbefinden verantwortlich fühlen<br />
oder dafür, dass er existieren kann, ohne darüber nachdenken<br />
zu müssen, ob es dich gibt, und wenn doch,<br />
dann denkt er natürlich, dass du nur in totaler Bedürf-<br />
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