[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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Jemand macht sich siegesgewiss an unserer Wohnungstür<br />
zu schaffen.<br />
»Ich muss mich dringend in irgendeinem schusssicheren<br />
Vorratsschrank verbarrikadieren!«, sage ich,<br />
ziemlich entschlossen, und Geschmeido erwidert einfach<br />
nur: »Krasse Scheiße, Mifti, du bist aufgestanden<br />
und dann einfach umgefallen! Ich habe nur mal kurz<br />
aus diversen Gründen die Augen zugemacht und dann<br />
mach ich die wieder auf, und plötzlich stehst du nicht<br />
mehr aufrecht, sondern liegst da so rum, und jetzt<br />
liegst du da immer noch. Wahnsinn, so was habe ich<br />
echt noch nie erlebt! Du bist einfach umgefallen, ey!«<br />
Alles dreht sich, die Porzellanscherben neben mir<br />
drehen sich, vor ein paar Monaten ist hier mal eine Kaffeemaschine<br />
explodiert, und die daher rührenden Flecken<br />
an der Decke drehen sich nicht nur, die entwickeln<br />
sich auf einmal zu miteinander kämpfenden<br />
Tierkindern auf Fahrrädern mit Fünfzylinder-<br />
Umlaufmotor. Annika dreht sich auch, als sie mit gebeugtem<br />
Oberkörper in die Küche schlurft. Sie braucht<br />
zehn Minuten, um ihre Jacke auszuziehen, und erklärt<br />
uns währenddessen dreimal hintereinander in verschiedenen<br />
Tonlagen, dass sie theoretisch schon seit<br />
fünf Minuten in der Agentur sein müsste.<br />
»Wir unterhalten uns gerade über Bisexualität!«,<br />
moderiere ich schwerstelegant zu ihr hinüber.<br />
»Ahm, ich bin hetero!«, sagt sie mit geschlossenen<br />
Augen, und Geschmeido würgt eine halb verdaute Portion<br />
Blaubeerjoghurt in unsere gepunktete Teekanne,<br />
Montagm<strong>org</strong>en, perfekt, in spätestens einer Stunde<br />
wird unsere Haushälterin vor der Tür stehen und voller<br />
Inbrunst in die Gegend posaunen, dass sie uns gerne<br />
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