[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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itterlich, schmiss Blumenkästen durch die Gegend<br />
und rannte mindestens eine halbe Stunde von der einen<br />
Seite des Gartens zur anderen und dann wieder zu der<br />
einen und danach wieder zu der anderen. Mein letzter<br />
Versuch bestand darin, eine siebensprossige Haushaltsleiter<br />
an die Fassade zu lehnen und von der höchsten<br />
Stufe an die Regenrinne zu springen, um mich von<br />
dort aus auf das Flachdach ziehen zu können. Ich hing<br />
zehn Sekunden an dieser Regenrinne.<br />
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Dann rutschte ich ab und landete im Halbspagat<br />
auf den verrosteten Resten eines kaputten Grills. Aus<br />
meinem linken Oberschenkel ertönte ein Geräusch, das<br />
sich anhörte, als würde jemand vor einem Megaphon in<br />
einen Apfel beißen. Es war so laut, dass mich in erster<br />
Linie das Geräusch erschreckte und nicht die Schmerzen,<br />
die sich eine halbe Sekunde später durch die Beckengegend<br />
zogen. Als ich versuchte aufzustehen, fiel<br />
ich wieder hin. Ich robbte zwei Meter über den Boden<br />
und beschloss dann, für den Rest meines Lebens einfach<br />
liegen zu bleiben. Ich stellte mir vor, wie befreiend<br />
es sein könnte, niemanden mehr lieben zu müssen. Ich<br />
stellte mir vor, wie ich nach der Beerdigung meiner<br />
Mutter in einem kleinen Waldstück neben den Bahnschienen<br />
von Brombeeren und weggeworfenen Getränkedosen<br />
leben würde. Dann beging ich den größten<br />
Fehler meines bisherigen Lebens. Jemand rief: »Mifti?«<br />
Ich dachte, es wäre meine Mutter, deswegen schrie<br />
ich: »Ich bin hier.«<br />
Plötzlich stand eine aus ihren zu engen Klamotten<br />
quillende, bebrillte Frau mit kurzen schwarzen Haaren<br />
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