[Hegemann_Helene]_Axolotl_Roadkill(BookZZ.org)
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Erst nach ein paar Schritten in die entgegengesetzte<br />
Richtung kann ich meinen Kopf von ihm abwenden.<br />
Ich klingele bei Pörksen, und dessen Gesicht wird seit<br />
neuestem von etwas gekrönt, das er einen stark gegelten<br />
Businesshaarschnitt nennt. Er lebt jetzt zusammen<br />
mit seiner dauerbekifften Freundin in Kreuzberg. Die<br />
neue Wohnung ist der gescheiterte Versuch, dem Begriff<br />
»Rock-'n'-Roll-Lifestyle in Buxtehude-Westend«<br />
einen seriösen Anstrich zu verleihen. Statt die Umzugskartons<br />
auszuräumen, hört er lauter als unbedingt<br />
nötig schlechten Punk. Zur Begrüßung springt mich<br />
ein extrem großer Hase an, der Panzer heißt und den<br />
die beiden aus Dänemark mitgebracht haben, wo sie<br />
mal surfen waren. Da gab es so eine Gruppe von coolen<br />
Jungs, alle so hardcoremäßig, und die hatten diesen<br />
Hasen dabei und haben den ab und zu mal rausgelassen,<br />
und dann jagten halt diese gutangezogenen Typen<br />
diesem Hasen quer über den Campingplatz hinterher<br />
und riefen die ganze Zeit: Panzer, komm wieder!<br />
Tina liegt vollständig außer Gefecht gesetzt vor dem<br />
Fernseher, sieht sich Germany's Next Topmodel an<br />
und schreit mit in ihre Kopfhaut vergrabenen Fingernägeln<br />
ab und zu: »Scheiße, ficken, scheiße ... und diese<br />
ganzen Flachwichser kriegen das ganze Geld, das ist<br />
ein unfassbar beschissener V<strong>org</strong>ang, Mann!«<br />
»Was ist denn?«, frage ich und traue mich nicht,<br />
dieses fettsträhnige Wesen auf dem Sessel dahinten<br />
noch mal anzugucken. Ich starre in Pörksens Gesicht<br />
um mir anhand seiner Reaktion auf Tina zu erschließen,<br />
was mit ihr geht. Er schüttelt den Kopf.<br />
»Ich kann doch jetzt nicht schon wieder vier Tage<br />
nichts essen, Pörksen!«<br />
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