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IHK Wirtschaftsraum: Ausgabe Dezember

Marketing mit historischen Motiven geht immer. Aber Wirtschaftsgeschichte kann mehr: Ein gut gefülltes Archiv eröffnet und sichert jede Menge Geschäftschancen. Professionelle Unterstützung finden Unternehmen beim Hessischen Archiv in Darmstadt.

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Standort | Hessen<br />

„Sparpotenziale gibt es noch“<br />

Wiesbaden. Bei den Steuern ist Vieles in<br />

Bewe gung: Hessen steht vor einer Neu -<br />

ordnung der Finanzbeziehungen, die<br />

Erbschafts steuer soll reformiert werden,<br />

ebenso die Grundsteuer. Der Hessische<br />

Finanzminister Dr. Thomas Schäfer (CDU)<br />

spricht über anstehende Reformen, Steuer -<br />

erhöhungen sowie über den Abstand<br />

zwischen armen und reichen Kommunen.<br />

Herr Dr. Schäfer: Wenn Ihnen ein Mittel -<br />

ständler sagen würde, dass er unser<br />

Steuersystem ungerecht findet – was<br />

würden Sie ihm entgegnen?<br />

Schäfer: Das kann ich nur begrenzt nachvollziehen,<br />

denn wir sind im internationalen<br />

Bereich bereits deutlich wettbewerbsfähiger<br />

geworden. Aber manch einer<br />

empfindet allein den Umstand, überhaupt<br />

Steuern zahlen zu müssen, als<br />

ungerecht… Das wird es immer geben…<br />

?: Als ungerecht empfinden viele Mittel -<br />

ständler zum Beispiel die Tatsache, dass<br />

sie mitunter mehr Steuern zahlen als ein<br />

internationaler Konzern…<br />

Schäfer: Es ist ein zunehmendes Problem,<br />

dass sich internationale Konzerne dem<br />

deutschen Steuerzahler entziehen, indem<br />

sie durch verschachtelte Konstruktionen<br />

ganz legal Gewinne kleinrechnen und in<br />

Länder verschieben, wo sie weniger<br />

besteuert werden. Daher setzen wir uns<br />

über den Bundesrat für die Einführung<br />

einer Lizenzschranke ein – künftig sollen<br />

Lizenzzahlungen ins Ausland nur dann<br />

voll abzugsfähig sein, wenn der Empfän -<br />

ger staat sie mit mindestens 25 Prozent<br />

besteuert. Mit den Mehreinnahmen wollen<br />

wir Abschreibungsmöglichkeiten für<br />

Unternehmen verbessern und Investitio -<br />

nen erleichtern. Parallel dazu ist inter -<br />

national viel in Bewegung, um diesen<br />

Strate gien in Summe zu begegnen: nicht<br />

immer schnell genug, aber immerhin.<br />

?: Für Investitionen ziehen die Unter neh -<br />

men auch die Hebesätze der Ge werbeund<br />

Grundsteuer ins Kalkül – viele Kom -<br />

munen haben diese deutlich erhöht.<br />

Schwächen Sie damit nicht die Stand -<br />

orte?<br />

Schäfer: Die Gewerbesteuer ist im Schnitt<br />

nur moderat gestiegen, da waren wir von<br />

den Nachbarbundesländern nicht so weit<br />

entfernt. Bei der Grundsteuer B hingegen<br />

lagen wir weit hinter den Nachbarn –<br />

dabei verlangen die Unternehmen zu<br />

Recht die gleichen Leistungen und die<br />

gleiche Infrastruktur wie in anderen<br />

Bundesländern.<br />

?: Die Steuereinnahmen liegen auf<br />

Rekordhöhe, doch die Kommunen im<br />

reichen Hessen sind bundesweit fast<br />

am höchsten verschuldet. Leben wir<br />

über unsere Verhältnisse?<br />

Schäfer: Die hessische Kommunalstruktur<br />

ist die heterogenste in Deutschland. Vor<br />

allem ist der Abstand zwischen reichen<br />

und armen Kommunen so groß wie sonst<br />

nirgendwo. Die Gründe für die Finanzlage<br />

der Kommunen muss man individuell<br />

betrachten. Es gibt hier nicht die eine<br />

Ursache, dafür ist die Spreizung zu<br />

dramatisch.<br />

?: Wie sehen Sie die Empfehlung des<br />

Landesrechnungshofs, in den Kom mu nen<br />

nur dann die Realsteuerhebesätze anzuheben,<br />

wenn der Haushaltsaus gleich<br />

nicht durch Einsparungen und Effizienz -<br />

erhöhungen erreicht werden kann?<br />

Schäfer: Letztlich muss es eine Kombina -<br />

tion aus beidem sein. Ansonsten bliebe ja<br />

nur die Möglichkeit, das Leistungsniveau<br />

unter das der anderen Länder zu senken,<br />

etwa, was die Infrastruktur angeht – oder<br />

Sie sorgen für gleiche Einnahmen. Spar -<br />

potenziale gibt es aber darüber hinaus<br />

natürlich immer noch.<br />

?: Der Landesrechnungshof hat eine<br />

Reihe von Sparpotenzialen aufgezeigt.<br />

Wie wollen Sie die Kommunen auffordern,<br />

diese schnellstmöglich umzusetzen?<br />

Schäfer: Wir stehen mit den Kommunen<br />

in einem partnerschaftlichen Dialog und<br />

tauschen uns zu Gesetzgebungs-, Ver -<br />

waltungs- und Finanzierungsprozessen<br />

aus. Es gibt unsererseits ein Beratungs -<br />

angebot, das wir allen zur Verfügung<br />

stellen, nicht nur den Kommunen, die<br />

unter dem Schutzschirm sind.<br />

?: Effizienzsteigerungen verspricht auch<br />

die interkommunale Zusammenarbeit.<br />

Wie kann diese verstärkt werden?<br />

Schäfer: Wir haben im schwarz-grünen<br />

Koalitionsvertrag geregelt, dass wir dazu<br />

Organisationsmodelle fördern, etwa das<br />

Modell der Verbandsgemeinden wie in<br />

Rheinland-Pfalz. Gleichzeitig setzen wir<br />

finanzielle Anreize. Doch dafür muss auch<br />

der Wille zur Zusammenarbeit da sein –<br />

am wichtigsten ist es, die Kirchturm -<br />

politik vor Ort zu überwinden. Zusätzlich<br />

versuchen wir als Land mit gutem Bei -<br />

spiel voranzugehen, beispielsweise mit<br />

länderübergreifenden Kooperationen in<br />

der Steuerverwaltung und im IT-Bereich.<br />

?: Der Bund der Steuerzahler hat kürzlich<br />

wieder sein „Schwarzbuch“ mit<br />

Fällen von Steuergeldverschwendung<br />

veröffentlicht, darunter auch neun<br />

Beispiele aus Hessen. Welche Strategie<br />

verfolgt das Land, um Steuergeldver -<br />

schwendung grundsätzlich zu vermeiden?<br />

Schäfer: Der Bund der Steuerzahler hat es<br />

mit solchen Einzelfällen relativ leicht. Die<br />

vielen 100 Projekte, die gut laufen, finde<br />

ich hier nicht wieder. Dabei sind wir bei der<br />

Kostenkontrolle von Baumaßnahmen sehr<br />

viel weiter als vor fünf Jahren. Aber es ist<br />

illusorisch zu glauben, Baukosten steige -<br />

rungen seien gänzlich auszuschließen.<br />

30 | <strong>Wirtschaftsraum</strong> | Hanau-Kinzigtal | <strong>Dezember</strong> 2014

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