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Aktuelles aus dem Rathaus - Deining

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Kirche und Friedhof ergaben in<br />

<strong>Deining</strong> 1000 Jahre lang eine<br />

Einheit. Zumal optisch als auch<br />

bei der Durchführung von religiösen Riten.<br />

Der Friedhof fügte sich harmonisch um<br />

die Kirche und prägte den Charakter der<br />

Ortsmitte wesentlich. Umrahmt von einer<br />

markanten, beinahe wehrhaften Friedhofsmauer<br />

ergab es das Gesamtbild eines<br />

typischen Dorffriedhofes frühchristlicher<br />

Zeit. Der Friedhof, der so alt ist wie der<br />

Ort selbst, ist eine der bedeutendsten sowie<br />

geschichtsträchtigsten Stellen und spiegelt<br />

beinahe die gesamte Ortsgeschichte wieder.<br />

Bis zuletzt hatte die Trägerschaft die Pfarrei.<br />

Damit dieser alte Pfarrfriedhof nicht<br />

einfach stillschweigend verschwindet, gibt<br />

dies Anlass, über den Friedhof zu berichten.<br />

Die Geschichte<br />

Im Jahre 1072 wird erstmals eine Kirche in<br />

Tuigingen urkundlich erwähnt. Man kann<br />

davon <strong>aus</strong>gehen, dass der Friedhof zu jener<br />

Zeit an dieser Stelle schon lange existierte.<br />

Christen bevorzugten es schon seit jeher,<br />

ihre Verstorbenen möglichst nahe am Altar<br />

zu begraben. Man erhoffte sich dadurch<br />

mehr Gnade beim jüngsten Gericht.<br />

Im Jahre 1640 wird der <strong>Deining</strong>er Friedhof<br />

ein erstes Mal urkundlich erwähnt.<br />

So heißt es: „Auf <strong>dem</strong> Friedhof steht ein<br />

Gemeindestadel und ein Backofen“.1675<br />

heißt es: „…die Kirche brannte ab, ebenso<br />

die Jakobskapelle auf <strong>dem</strong> Gottesacker“. Es<br />

lässt sich vermuten, dass diese Kapelle als<br />

Gebeinh<strong>aus</strong> genutzt wurde. In Bayern und<br />

Österreich war es Sitte, dort Gebeine aufzubewahren,<br />

die beim Erstellen von neuen<br />

Grabstätten zum Vorschein kamen.<br />

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts beerdigte<br />

man Tote nur in Leinentücher gewickelt.<br />

Aus der Kirchengemeinde<br />

Seite 11<br />

Eine 1000-jährige Geschichte des alten Friedhof in <strong>Deining</strong> endet<br />

1938: Beerdigung von Straßenwärter Michael Eder<br />

Aufgrund hygienischer Mängel kam es<br />

zur Pflicht, in einem Sarg zu bestatten. In<br />

einem Schreiben von 1860 heißt es, dass in<br />

<strong>Deining</strong> unhygienisch bestattet werde. Die<br />

Toten würden an willkürlichen Stellen und<br />

nicht tief genug begraben. Dies führe zu<br />

Typhusepi<strong>dem</strong>ien im Dorf. Schon damals<br />

schlug das Königliche Landgericht den<br />

<strong>Deining</strong>ern vor, am Dorfrand einen neuen<br />

Friedhof zu errichten. Aufgrund zu hoher<br />

Kosten wurde dies nicht realisiert. Die<br />

<strong>Deining</strong>er versprachen die Missstände zu<br />

beheben und der Totengräber nummerierte<br />

die Gräber. Durch die zunehmenden Sargbestattungen<br />

wurde auch mehr Grabfläche<br />

benötigt. Auch Ortsbewohner Mittersthals<br />

wurden bis 1860 teils in <strong>Deining</strong> beerdigt,<br />

da der alte Mittersthaler Friedhof um die<br />

Kirche zu klein war. Bis 1953 war der<br />

<strong>Deining</strong>er Friedhof auch für Orte Oberbuchfeld<br />

und Arzthofen da und bis zuletzt<br />

für Unterbuchfeld. 1950 wurde das Feuerwehrh<strong>aus</strong>,<br />

das am Rande des Friedhofes<br />

stand, zum Leichenh<strong>aus</strong> umgebaut und<br />

mit ins Friedhofsgelände integriert. Eine<br />

Besonderheit des Friedhofes war von da an<br />

das Gestaltungskonzept. Nur Grabmäler<br />

<strong>aus</strong> heimischem Jurastein durften gesetzt<br />

werden. Somit erhielt der Friedhof ein einheitliches<br />

Bild. Das Konzept wurde jedoch<br />

später aufgrund zunehmend modischer<br />

Einflüsse aufgehoben.<br />

Die Säule der Selbstmörder<br />

Bis in die erste Hälfte des vorigen Jahrhunderts<br />

gab es für alle kirchlichen Friedhöfe<br />

das Gesetz, Selbstmörder und ungetaufte<br />

Säuglinge außerhalb des Geländes zu begraben.<br />

Diese Menschen waren es <strong>aus</strong> kirchlicher<br />

Anschauung nicht wert, in geweihter<br />

Erde begraben zu werden. Als Zeichen des<br />

Abscheus verscharrte man diese außerhalb<br />

der Friedhofsmauer, unterhalb der heutigen<br />

Schlossstraße und im Pfarrgarten. Auch<br />

entlang des heutigen Rath<strong>aus</strong>platzes wurden<br />

diese Leute begraben. Diese Anschauung<br />

änderte sich jedoch in der ersten Hälfte<br />

des vorigen Jahrhunderts. Jedoch vergrub<br />

man die „Randgruppen“ der christlichen<br />

Gemeinde auch noch bis vor <strong>dem</strong> zweiten<br />

Weltkrieg an einem gesonderten Platz im<br />

Friedhof. Der Leichnam musste über die<br />

Friedhofsmauer gehoben werden und durfte<br />

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