Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer
Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer
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Im Zentrum <strong>der</strong> Treppenanlage thront auf einem Relief <strong>der</strong> persische König. Hinter dem<br />
König, zu seinem Schutz, stehen hohe Würdenträger des Reiches und Soldaten. Der König<br />
sitzt auf einem Thron, dessen gedrechselte Füße in Löwentatzen auslaufen. Die Bedeutung<br />
des Königs wird bildlich umgesetzt, indem er größer als die an<strong>der</strong>en dargestellt ist. Neben<br />
dem König steht <strong>der</strong> Kronprinz, <strong>der</strong> stehend so groß ist wie sein sitzen<strong>der</strong> Vater. Auf den<br />
Reliefs ist immer sehr gut die persische Hofkleidung zu erkennen. <strong>Das</strong> persische Hofgewand<br />
hatte weite Ärmel und bestand aus verschiedenen gemusterten Zonen, so dass <strong>der</strong> Eindruck<br />
entstand, das Gewand sei mehrteilig. Die Schuhe des Königs waren aus weichem Le<strong>der</strong> ohne<br />
Schnallen und Bän<strong>der</strong>, die für die übrigen Hofbeamten typisch waren. Farbreste, die auf<br />
Reliefs gefunden wurden, zeigen an, dass <strong>der</strong> König wie auch <strong>der</strong> Kronprinz rote Schuhe<br />
trugen. Nur <strong>der</strong> König und sein Thronfolger hatten einen langen Bart, <strong>der</strong> aus Reihen von<br />
Buckellöckchen bestand, unterbrochen von langen gewellten Streifen. Den Kopf des Königs<br />
bedeckte eine Krone, die wie eine Kappe aussah, vermutlich aber aus Goldblech gefertigt<br />
war. In <strong>der</strong> Hand hielt <strong>der</strong> König ein Zepter, das oben in einer Kugel endete. Mit <strong>der</strong> linken<br />
Hand umfasste er eine Lotusblüte mit zwei Knospen. Die Lotusblüte kann man öfter auf<br />
Reliefs in <strong>der</strong> Hand bedeuten<strong>der</strong> Persönlichkeiten entdecken, aber nur König und Kronprinz<br />
haben eine Blüte mit zwei Knospen.<br />
Bei den Bediensteten, die auf den Reliefs immer wie<strong>der</strong> dargestellt sind, lässt sich<br />
beobachten, dass sie in zwei verschiedenen Arten von Kleidung wie<strong>der</strong>gegeben werden. <strong>Das</strong><br />
eine ist das achämenidische Hofgewand, wie es auch <strong>der</strong> König trägt, die an<strong>der</strong>e Tracht gilt<br />
als das iranische Reiterkostüm. Dieses Reiterkostüm ist auf einem Relief aus Persepolis im<br />
<strong>Museum</strong> zu sehen. Dieses besteht aus einem langärmeligen Obergewand, das bis zu den<br />
Knien reicht, weiterhin einem Mantel, dessen Ärmel so eng sind, dass man nicht<br />
hineinschlüpfen kann und ihn deshalb über die Schultern hängt, und Hosen. Die Hosen waren<br />
ein Novum in <strong>der</strong> antiken Welt, und deshalb fielen sie den Griechen als beson<strong>der</strong>s<br />
charakteristisch für die persische Kleidung auf. Auf griechischen Vasenbil<strong>der</strong>n haben diese<br />
Hosen ein auffälliges Zickzackmuster. Die Griechen erwiesen sich hier als gute Beobachter.<br />
Denn auf Resten eines Ziegels aus Susa konnte man noch ein solches Zickzackmuster<br />
verifizieren.<br />
Die persischen Mäntel sollen aus sehr fein gewebtem Stoff und mit Goldplättchen besetzt<br />
gewesen sein. Die Kopfbedeckungen sind von verschiedener Art. Zur Reitertracht wurde in<br />
<strong>der</strong> Regel eine Kappe getragen, die einen Kinn- und Nackenschutz aufwies. Zum<br />
Faltengewand gehörte ein um den Kopf gewundenes Tuch, das auf Brust und Rücken<br />
herabhing. Die Palastwachen, die in das Faltengewand gekleidet sind, bedecken ihren Kopf in<br />
<strong>der</strong> Regel mit einer Fe<strong>der</strong>krone, tragen sie das Reiterkostüm, haben sie eine hohe Kappe auf<br />
dem Kopf.<br />
Der Besucher, <strong>der</strong> auf die Empfangshalle in Persepolis zugeht, reiht sich praktisch in eine<br />
Prozession von Fremdvölkern ein, die ebenfalls auf den Reliefs dargestellt sind und die direkt<br />
auf den König zuschreiten, um ihm ihre Gaben zu bringen. 23 Delegationen, mit<br />
charakteristischer Tracht bekleidet, bringen landestypische Gaben herbei. Gabenbringer aus<br />
Medien in iranischer Reitertracht und eine lydische Delegation, gekennzeichnet durch ihre<br />
Kleidung, einen langen Leibrock und eine nach oben gewundene Kappe, begleitet von einem<br />
Pferdegespann mit Wagen, sind auf Reliefs im <strong>Museum</strong> zu sehen, wie auch die Abbildung<br />
eines königlichen Zuges mit Gardisten.<br />
Solche tributbringenden Völkerkarawanen kennen wir auch von <strong>der</strong> ägyptischen Hochkultur,<br />
wo sie in langen Reihen vor den König o<strong>der</strong> stellvertretend vor einen hohen Beamten<br />
hintreten. Die Bedeutung des Königs o<strong>der</strong> seines Stellvertreters spiegelt sich wie in Persien in<br />
<strong>der</strong> Körpergröße wie<strong>der</strong>, die alle an<strong>der</strong>en überragt. Nur sind solche Szenen in Ägypten den<br />
Grabmalereien vorbehalten, auf öffentlichen Gebäuden wird <strong>der</strong> Pharao beim Nie<strong>der</strong>schlagen<br />
<strong>der</strong> Feinde, nicht beim Empfang von Gabenbringern gezeigt.<br />
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