Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer
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3.5.2 Verfassungsdiskussion in Persien (Herodot / Thukydides / Ps. Xenophon)<br />
Im Folgenden schil<strong>der</strong>t Herodot eine Diskussion <strong>der</strong> 7 Verschwörer, die die Herrschaft <strong>der</strong> Mager (=persische<br />
Priester) nach dem Tod des Kambyses beendet hatten, über die künftige Staatsform des Reiches. Die Perser<br />
Otanes, Megabyzos und Dareios, <strong>der</strong> spätere König, ergriffen dabei das Wort. Nachdem Otanes für eine<br />
Demokratie plädiert hatte, Megabyzos sich dafür ausgesprochen hatte, die Herrschaft in die Hände weniger zu<br />
legen (Oligarchie), meldet sich Dareios zu Wort (Hdt. III,80,1; 82,1ff.) :<br />
Text I:<br />
Als sich die Erregung gelegt hatte und fünf Tage vergangen waren, hielten die Verschwörer<br />
gegen die Mager Rat über das Schicksal des Reiches; und es wurden dabei Reden gehalten,<br />
die zwar einige Griechen für unglaubwürdig ansehen, die aber doch gesprochen worden sind.<br />
...<br />
Als dritter äußerte sich Dareios und sagte:<br />
... Drei Verfassungen sind möglich. Nehmen wir sie alle in ihrer vollkommensten Form an,<br />
also die vollkommenste Demokratie, die vollkommenste Oligarchie und die vollkommenste<br />
Monarchie, so überragt die letzte die an<strong>der</strong>en beiden, wie ich behaupte, bei weitem.<br />
Es gibt offenbar nichts Besseres als die Einzelregierung des besten Mannes. Bei dieser<br />
Gesinnung wird er ohne Tadel für sein Volk sorgen. Beschlüsse gegen Volksfeinde werden<br />
am besten geheim gehalten. In einer Oligarchie dagegen entstehen oft heftige persönliche<br />
Feindschaften, wenn viele ihre Tüchtigkeit vor <strong>der</strong> Gesamtheit unter Beweis stellen wollen.<br />
Je<strong>der</strong> bemüht sich, an <strong>der</strong> Spitze zu sein und seine Meinung durchzusetzen. So geraten sie<br />
untereinan<strong>der</strong> in arge Feindschaft. Daraus entstehen Parteiwirren, es kommt zum Mord.<br />
Schließlich führt das alles wie<strong>der</strong> hinaus auf die Monarchie; und daraus sieht man, um wie<br />
viel sie doch die beste Staatsform ist. Wenn aber das Volk herrscht, dann bleibt es nicht aus,<br />
dass Gemeinheit („Gemeinheit“ im Sinne von Schlechtigkeit) auftritt. Kommt aber diese in<br />
<strong>der</strong> Gemeinheit (hier: „Gemeinheit“ im Sinne von Gemeinschaft) auf, dann entstehen zwar<br />
keine Feindschaften unter den Schlechten, wohl aber starke Freundschaften; denn die, die das<br />
Gemeinwesen schädigen, tun es gemeinsam und stecken ihre Köpfe zusammen. <strong>Das</strong> geht so<br />
lange, bis ein Führer des Volkes ihrem Treiben ein Ende setzt. Dafür preist ihn das Volk, und<br />
<strong>der</strong> Gepriesene erscheint wie<strong>der</strong> als Alleinherrscher. Hier zeigt sich auch an ihm wie<strong>der</strong>, dass<br />
die Monarchie die beste Verfassung ist. Um alles kurz zusammenzufassen: Wie ist denn das<br />
Perserreich frei geworden? Wer hat ihm die Freiheit gegeben? <strong>Das</strong> Volk, die Oligarchie o<strong>der</strong><br />
die Monarchie? Ich habe also die Überzeugung: Wir haben durch einen Mann die Freiheit<br />
bekommen; an ihr müssen wir festhalten. Überhaupt sollten wir die altüberlieferte<br />
Verfassung, die so gut ist, nicht abschaffen; das ist immer von Übel.<br />
( übers. v. J. Feix, Wiesbaden o.J.)<br />
Von den sieben Anwesenden stimmten darauf vier dem Vorschlag des Dareios zu, die<br />
Monarchie beizubehalten.<br />
Bei dem griechischen Historiker Thukydides lesen wir über die Staatsform Athens (Der Peloponnesische Krieg,<br />
II,37f.) Folgendes:<br />
Text II:<br />
(1) Die Staatsverfassung, die wir haben, richtet sich nicht nach den Gesetzen an<strong>der</strong>er, viel<br />
eher sind wir selbst für manchen ein Vorbild, als dass wir an<strong>der</strong>e nachahmten. Mit Namen<br />
heißt sie, weil die Staatsverwaltung nicht auf wenige, son<strong>der</strong>n auf die Mehrheit ausgerichtet<br />
ist, Demokratie. Es haben aber nach den Gesetzen in den persönlichen Angelegenheiten alle<br />
das gleiche Recht, nach <strong>der</strong> Würdigkeit aber genießt je<strong>der</strong> – wie er eben auf irgendeinem<br />
Gebiet in Ansehen steht – in den Angelegenheiten des Staates weniger aufgrund eines<br />
regelmäßigen Wechsels (in <strong>der</strong> Bekleidung <strong>der</strong> Ämter), son<strong>der</strong>n aufgrund seiner Tüchtigkeit<br />
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