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Das Persische Weltreich - Historisches Museum der Pfalz Speyer

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Persepolis abzutransportieren. In Pasargadai, wo einst <strong>der</strong> Reichsgrün<strong>der</strong> Kyros residierte,<br />

sollen Alexan<strong>der</strong> nochmals 6000 Talente in die Hände gefallen sein. Da sich in Pasargadai<br />

auch das Grab des Kyros befand, gab Alexan<strong>der</strong> aus Respekt vor dem Reichsgrün<strong>der</strong> den<br />

Auftrag, dessen Grab auszuschmücken. Die letzte Etappe des Feldzugs fand ihren Abschluss<br />

in Ekbatana, <strong>der</strong> alten Hauptstadt Mediens, die er wi<strong>der</strong>standslos einnahm. Von dort brach er<br />

weiter in Richtung Ostiran auf, den er von 330-327 eroberte. In dieses Gebiet war auch <strong>der</strong><br />

Perserkönig Dareios geflohen. Die Flucht, die Dareios als Feigheit ausgelegt wurde, war<br />

vielleicht nichts an<strong>der</strong>es als Taktik, um neuen Wi<strong>der</strong>stand gegen Alexan<strong>der</strong> zu organisieren<br />

und nicht in die Hände des Feindes zu fallen. Alexan<strong>der</strong> verfolgte ihn, musste aber erfahren,<br />

dass dieser von seinen eigenen Gefolgsleuten getötet worden war. Alexan<strong>der</strong> soll beim<br />

Anblick von dessen Leiche seinen Mantel abgenommen und ihn zugedeckt haben.<br />

In Ostiran bezwang er die Baktrer. Zur Absicherung und Anerkennung seiner Herrschaft<br />

heiratete er die baktrische Fürstentochter Rhoxane in einer prunkvollen Hochzeit nach<br />

Landessitte. Auch im Königszeremoniell strebte Alexan<strong>der</strong> nun die Übernahme <strong>der</strong><br />

persischen Gepflogenheiten an. Plutarch (Alex. 47) beschreibt uns, wie Alexan<strong>der</strong> vorging,<br />

um seine Soldaten bei Laune zu halten und für weitere Feldzüge zu gewinnen:<br />

Unter diesen Umständen legte er noch mehr Wert darauf, in seinem Auftreten den Gebräuchen des Landes zu<br />

folgen, und machte auch den Versuch, die Landessitten denen <strong>der</strong> Makedonen anzunähern. Hoffte er doch, mit<br />

einer solchen Angleichung und Mischung <strong>der</strong> Sitten auf friedliche Weise für die Sicherung seiner Macht mehr zu<br />

erreichen als mit gewaltsamen Vorgehen für den Fall, dass er wie<strong>der</strong> in die Ferne ziehen müsse.<br />

Er verlangte von seinen Untertanen, auch seinen griechischen Gefolgsleuten, die Proskynese,<br />

die die Griechen immer mit unterwürfigem Sklaventum verbanden. Doch die Griechen und<br />

Makedonen verweigerten ihm hier den Gehorsam, und so musste Alexan<strong>der</strong>, wenn auch<br />

wi<strong>der</strong>willig, auf die Einführung <strong>der</strong> fußfälligen Verehrung verzichten. Aber er unterließ es<br />

nicht, bei offiziellen Angelegenheiten den Ornat des Großkönigs anzulegen, vor allem das<br />

Diadem, ein um die Kopfbedeckung geschlungenes Band. „Alexan<strong>der</strong> eroberte das medische<br />

Volk und wurde erobert von <strong>der</strong> medischen Kleidung“, so urteilt <strong>der</strong> christliche Schriftsteller<br />

Tertullian. 69 Unter den Schätzen, die Alexan<strong>der</strong> in den persischen Residenzen des Großkönigs<br />

vorgefunden haben soll, werden immer wie<strong>der</strong> kostbare Gewän<strong>der</strong> mit Goldstickerei und<br />

Purpur erwähnt. 70 Er benutzte auch den Siegelring des Dareios. <strong>Das</strong>s es gegen Alexan<strong>der</strong><br />

keine größeren Unmutsäußerungen gab, weil er Gebräuche des Perserkönigs übernommen<br />

hatte, zu dessen Bekämpfung das Heer ausgezogen war, ist wohl allein <strong>der</strong> Tatsache zu<br />

verdanken, dass Alexan<strong>der</strong> wie ein Idol von seinen Soldaten verehrt wurde. Schließlich hatte<br />

er sie von Sieg zu Sieg geführt und ihnen die unermesslichen Reichtümer des Orients eröffnet.<br />

Wie soll man heute einen Mann beurteilen, über den sich die Antike schon uneins war?<br />

Der griechische Historiker Diodor (17,1,3f.) schreibt über Alexan<strong>der</strong>:<br />

In kurzer Zeit hat dieser König große Taten vollbracht. Dank seiner eigenen Klugheit und Tapferkeit übertraf er<br />

an Größe <strong>der</strong> Leistungen alle Könige, von denen die Erinnerung weiß. In nur zwölf Jahren hatte er nämlich nicht<br />

wenig von Europa und fast ganz Asien unterworfen und damit zu Recht weithin reichenden Ruhm erworben, <strong>der</strong><br />

ihn den alten Heroen und Halbgöttern gleichstellte.“ 71<br />

An<strong>der</strong>s dagegen urteilt <strong>der</strong> römische Senator und Philosoph Seneca (Epist. Mor. 94,62):<br />

Den unglücklichen Alexan<strong>der</strong> trieb seine Zerstörungswut sogar ins Unerhörte. O<strong>der</strong> hältst du jemanden für<br />

geistig gesund, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> Unterwerfung Griechenlands beginnt, wo er doch seine Erziehung erhalten hat? ...<br />

Nicht zufrieden mit <strong>der</strong> Katastrophe so vieler Staaten, die sein Vater Philipp besiegt o<strong>der</strong> gekauft hatte, wirft er<br />

die einen hier, die an<strong>der</strong>en dort nie<strong>der</strong> und trägt seine Waffen durch die ganze Welt. Und nirgends macht seine<br />

Grausamkeit erschöpft Halt, nach Art wil<strong>der</strong> Tiere, die mehr reißen als ihr Hunger verlangt.“ 72<br />

Die Urteile über seinen Charakter sind <strong>der</strong>art zwiespältig, dass man die Begründung hierfür<br />

sicherlich darin suchen muss, dass er in <strong>der</strong> Tat sehr gegensätzliche Züge miteinan<strong>der</strong><br />

vereinte. Er war sowohl rational wie emotional. Plutarch nennt seinen Charakter eine<br />

69 zit. bei Koch, Es kündet Dareios <strong>der</strong> König, S. 209<br />

70 Diodor 17,70,3<br />

71 Gehrke, S. 9<br />

72 ebd., S. 9<br />

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